Nahost

Erneut Raketenalarm in Israel

In Haifa wird eine Iron Dome-Abwehrrakete in Richtung einer einfliegenden Waffe der Hisbollah abgefeuert. Foto: picture alliance / NurPhoto

In Haifa, Zikhron Jaakov, Pardes Hanna, Cäsaria, Jokneam und anderen südlich von Haifa gelegenen Orten heulten am Dienstagmorgen erneut Sirenen. Es handelte sich um einen weiteren Raketenalarm, der Bewohner aufforderte, Schutzräume aufzusuchen. Die größte Bedrohung geht derzeit von der Terrororganisation Hisbollah im Libanon aus, die wie die Hamas in Gaza vom Teheraner Regime finanziert wird und Israel vernichten will.

Nach Angaben der israelischen Streitkräfte (IDF) wurden am frühen Morgen zwei Raketenabschüsse im Libanon registriert. Zunächst war unklar, in welche Richtung die Geschosse flogen und ob sie abgefangen werden konnten.

Zugleich soll die israelische Luftwaffe Angriffe gegen die Hisbollah im Nordosten des Libanon geflogen haben. Dies geht aus einem Bericht des libanesischen TV-Senders Al-Majadin hervor. Die Stadt Baalbek, die als Terror-Hochburg gilt, war demnach betroffen.

Unterirdische Kommandozentrale

Seit gut einem Jahr greift die Hisbollah Israel an. Ziel der IDF ist es, diese Attacken zu unterbinden – auch damit Zehntausende Bewohner Nord-Israels in ihre Wohnungen und Häuser zurückkehren können. Noch ist die Gefahr nicht gebannt. Nach Angaben des israelischen Militärs wurden allein am Montag etwa 115 Geschosse registriert, die aus dem Libanon auf Israel abgefeuert wurden.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte an, die Hisbollah weiterhin hart im ganzen Libanon zu bekämpfen. Bei einem möglichen Schlag gegen den Iran hingegen will er sich einem Bericht der »Washington Post« zufolge auf militärische Einrichtungen konzentrieren und die Atom- und Ölanlagen verschonen. Damit dürfte Netanjahu den Vorstellungen der US-Regierung entgegenkommen.

Israelische Bodentruppen entdeckten im Südlibanon nach Angaben der Armee eine unterirdische Kommandozentrale der Hisbollah. Der Komplex habe der Elitetruppe Radwan gedient, teilten die Streitkräfte mit. Dort seien Waffen, Munition und Motorräder gefunden worden.

Unfil bleibt

Der unterirdische Komplex war nach Militärangaben so konzipiert, dass sich Radwan-Einheiten dort ausrüsten und dann zu Fuß oder auf Motorrädern in israelisches Territorium eindringen konnten. Bei der Entdeckung der Anlage sei ein Radwan-Kämpfer getötet worden.

Trotz der israelischen Aufforderung zum Abzug sollen derweil die Soldaten der UN-Beobachtermission im Libanon (Unifil) ihre Arbeit vorerst fortsetzen. »Es wurde die Entscheidung gefällt, dass Unifil derzeit alle ihre Stellungen hält, obwohl sie von den israelischen Streitkräften zum Abzug aus ihren Positionen nahe der Grenze aufgefordert wurde«, sagte Chef der UN-Friedensmissionen, Jean-Pierre Lacroix.

Bei den Kämpfen zwischen den israelischen Streitkräften und der Hisbollah waren die Blauhelme in den vergangenen Tagen mehrmals unter Feuer geraten, mindestens vier Soldaten wurden dabei verletzt. Die UN-Mission überwacht das Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon bereits seit Jahrzehnten. Daran sind mehr als 10.000 UN-Soldaten aus mehr als 50 Ländern beteiligt, darunter auch die Bundeswehr.

Weltsicherheitsrat besorgt

Aufgabe der Unfil ist es, dafür zu sorgen, dass die Hisbollah-Terroristen nördlich einer in der UNO-Resolution 1701 definierten Linie bleiben, damit sie den Norden Israels nicht angreifen. Dennoch ist die Hisbollah auch südlich der Linie vertreten.

Nach dem wiederholten Beschuss von Stellungen der Unfil im Libanon zeigte sich der Weltsicherheitsrat besorgt über die Sicherheit der dort stationierten Blauhelmsoldaten. »Wir rufen alle Parteien dazu auf, die Sicherheit des Personals und der Einrichtungen von Unifil zu respektieren«, sagte die Schweizer UN-Botschafterin Pascale Baeriswyl als amtierende Präsidentin des Sicherheitsrats im Namen aller 15 Mitglieder.

»Wir erinnern daran, dass UN-Friedenssoldaten und UN-Liegenschaften niemals Ziel von Angriffen werden dürfen.« Angesichts der Kämpfe zwischen den israelischen Streitkräften und der Hisbollah äußerte der UN-Sicherheitsrat auch seine Besorgnis über zivile Opfer, die Zerstörung der Infrastruktur und die steigende Zahl an Binnenflüchtlingen.

Ebenso wie die Hamas in Gaza setzt die Hisbollah auch ihre eigene Bevölkerung im Libanon großer Gefahr aus und missbraucht sie als lebende Schutzschilde. Zahlreiche Waffenlager und Terror-Zentralen richteten die Terroristen in oder unter Wohngebäuden ein. ja/dpa

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