Zum ersten Mal in der Geschichte Israels ist ein indischer Premierminister zu Gast: Narendra Modi landete am Dienstagnachmittag zu einem dreitägigen Besuch auf dem Ben-Gurion-Flughafen. Die beiden Länder wollen die seit 25 Jahren bestehenden diplomatischen Beziehungen feiern.
»Wir haben eine lange Zeit auf Sie gewartet«, sagte der israelische Regierungschef noch auf dem Flughafen, nannte Modi einen Freund und erwiderte die Umarmung des Gastes herzlich. »Dies ist ein wahrhaft historischer Besuch, und wir heißen Sie mit offenen Armen willkommen. Wir lieben Indien, bewundern Ihre Kultur, Geschichte, Demokratie und Ihr Engagement für den Fortschritt.«
Tadasana Netanjahu demonstrierte sogar Yoga-Kenntnisse, um seinen Besucher zu beeindrucken. »Wenn ich am Morgen eine entspannende Tadasana-Haltung einnehme und meinen Kopf nach rechts drehe, ist Indien die nächste Demokratie, die ich sehe.« Modi, ein großer Fan der Körper- und Atemübungen hatte vor seiner Abreise vor Reportern scherzhaft erklärt: »Vielleicht würde etwas mehr Yoga dem Nahen Osten guttun.«
Netanjahu und Modi hatten bei einem Treffen in den Vereinten Nationen vor drei Jahren beschlossen, die bestehenden Differenzen – vorwiegend wegen des Konfliktes zwischen Israel und den Palästinensern – ad acta zu legen und eine freundschaftliche Verbindung zu pflegen. Der aktuelle Besuch soll sich vorwiegend um zivile Bereiche drehen: Wasser, Landwirtschaft, Innovation, Cybersicherheit und Raumfahrt. Doch auch der islamistische Terror soll diskutiert werden, kündigten beide vor dem gemeinsamen Abendessen am Dienstag an.
Anders als die meisten Staatsoberhäupter legt Modi keinen Stopp in den Palästinensergebieten ein. Der indische Botschafter in Israel, Pavan Kapoor, sagte vor der Visite dazu, dass die Regierung in Delhi dies bewusst entschieden habe: »Durch unser Selbstbewusstsein können wir mit beiden Verbindungen separat umgehen. Wir sehen nicht die Notwendigkeit, sie zusammenzufügen.« Indien sei sowohl mit Israel als auch mit den Palästinensern befreundet und pflegt Freundschaften mit arabischen Staaten.
Der Besuch umfasst neben dem Treffen mit Netanjahu auch ein Gespräch mit Staatspräsident Reuven Rivlin, Oppositionsführer Isaac Herzog und Vertretern der jüdischen Gemeinde, die aus Indien stammen. Außerdem besuchte Modi bereits die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem und das Grab von Theodor Herzl.
Waffensysteme Indische Medien berichteten vorab, dass Modi ein Abkommen unterzeichnen wird, das den Kauf verschiedener Waffensysteme von Israel besiegelt. Delhi gilt als einer der größten Kunden israelischer Waffenhersteller. Bei ihrem ersten Treffen habe Modi gesagt: »Nur der Himmel ist die Grenze für unsere Partnerschaft«, erinnerte sich Netanjahu und fügte hinzu: »Doch noch nicht einmal der Himmel ist unsere Grenze, denn wir arbeiten auch im Bereich der Raumfahrt zusammen. Damit werden wir ganz neue Höhen erreichen.«
Direkt nach dem Flughafen ging es für die Staatsmänner zur Danziger Blumenfarm in Mischmar HaSchiwa. Statt über Waffenkäufe sprachen die beiden über Pflanzenzucht und landwirtschaftliche Forschung. Im Anschluss an den Besuch benannte die Farm weiße Chrysanthemen nach den Politikern.