Justizreform

»Der Plan muss von der Welt verschwinden«

Präsident Isaac Herzog Foto: Flash90

Er hatte eindeutige Worte parat. Am Abend des Protesttages vom Donnerstag wandte sich Präsident Isaac Herzog in einer Fernsehansprache an die Nation. Darin beschrieb er die Lage in Israel als »nationalen Alptraum«, der umgehend beendet werden müsse. Premierminister Benjamin Netanjahu forderte er auf, die geplanten Gesetzgebungsverfahren zur Justizrevision »unverzüglich einzustellen«.

»Ich kann nicht mehr sehen, wie unser Volk vor unseren Augen auseinandergerissen wird. Was hier passiert, ist eine Katastrophe«, begann Herzog. »Bürger Israels, ich arbeite für Sie und nur für Sie. Ich sehe die Proteste und höre die Schreie, die mit einer Botschaft an mich gerichtet sind: ‚Tun Sie alles, um eine Lösung zu finden.‘«

SPANNUNGEN Er persönlich sei bereit, »jeden Preis« zu zahlen, um die zunehmenden Spannungen zu lösen, die durch die Pläne der Regierung entstanden seien. »Die Gesetzgebung, so wie sie jetzt ist, muss von dieser Welt verschwinden. Sie ist fehlgeleitet, brutal und untergräbt unsere demokratischen Grundlagen«, sagte er.

Und warnte gleichzeitig vor Fake News: »Glauben Sie niemandem, der in meinem Namen spricht. Wenn es den Plan des Präsidenten gibt, werden Sie es in meiner Stimme hören, und nur in meiner Stimme. Ich werde nicht aufgeben.«

»Wir haben eine klare Wahl: eine Lösung oder eine Katastrophe.«

präsident isaac herzog

Doch Herzog gab sich auch zuversichtlich, als er erklärte, dass zwischen Regierung und Opposition zu den meisten Aspekten Einigungen erzielt worden seien. »Den Führern des Landes sage ich: Wir befinden uns an einem Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt.«

LÖSUNG Er habe den politischen Vertretern beider Seiten gesagt: »Ich bin bereit, Ihnen zu helfen, aber die Verantwortung liegt bei Ihnen – allen Abgeordneten. Sie müssen entscheiden, die Koalition wie die Opposition, ob der Staat Israel und seine Bürger über allem stehen, oder ob Ego und engstirnige politische Interessen uns über die Klippe stoßen werden. Wir haben eine klare Wahl: eine Lösung oder eine Katastrophe.«

Laut dem Präsidenten wird der von ihm entworfene Kompromissvorschlag sicherstellen, dass Israel ein gesundes Gleichgewicht zwischen den Regierungszweigen aufrechterhält, basierend auf »einer Politik, die die Bürger in den Vordergrund stellt«.

Er betonte auch, dass die Demokratie Israels wichtigstes Gut sei. »Der Schutz der Menschenrechte, von Männern, Frauen und Minderheiten – die Erhaltung des einzigartigen und reichen israelischen Mosaiks, das ist der höchste Wert.«

PREMIER Premierminister Benjamin Netanjahu lobte den Kompromissplan von Präsident Herzog in einer öffentlichen Ansprache aus Rom. Er hoffe, mit der Opposition eine Einigung zu erzielen, ließ er wissen. Netanjahu ist derzeit zum Staatsbesuch in Italien.

Auch Oppositionsführer Yair Lapid betonte, er stimme Herzogs Forderung nach einem Einfrieren des Gesetzgebungsverfahrens zu und unterstütze seine Forderung nach »eingehenden und echten Verhandlungen«.

Hintergrund

Das steckt hinter »Katargate«

Die Affäre um vermeintliche Zahlungen von Doha an Netanjahu-Berater und Medien-Leaks zieht immer weitere Bahnen

von Sabine Brandes  30.12.2025

Terror

Warum?

Die nichtjüdische Deutsche Carolin Bohl wurde am 7. Oktober 2023 von der Hamas brutal ermordet. Hier nimmt ihre Mutter Abschied von der geliebten Tochter

von Sonja Bohl-Dencker  30.12.2025

Afrika

Somalier protestieren gegen Israel

Sprechchöre, geschlossene Unis, kämpferische Reden: In Somalia entlädt sich Wut über Israels Anerkennung von Somaliland. Die Proteste ziehen sich quer durch die Gesellschaft.

 30.12.2025

Einspruch

Solidarität mit Somaliland

Sabine Brandes findet Israels Anerkennung der Demokratie am Horn von Afrika nicht nur verblüffend, sondern erfrischend

von Sabine Brandes  30.12.2025

Jerusalem/Fremont

Benjamin Netanjahu spricht mit Elon Musk über KI-Zukunft Israels

Im Mittelpunkt stand die strategische Ausrichtung Israels im Bereich künstlicher Intelligenz. Netanjahu will das Land technologisch an die Weltspitze führen

 30.12.2025

Jerusalem

Mikwe aus der Zeit des Zweiten Tempels unter der Klagemauer entdeckt

Der Fund gilt als eindrucksvoller archäologischer Beleg für die Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahr 70 nach Christus

 30.12.2025

Schicksalbericht

»Der Terrorist betete, dass mein Kind stirbt«

Der 36-jährige Elkana Bohbot spricht zum ersten Mal über seine persönlichen Erlebnisse als Hamas-Geisel in Gaza

von Sabine Brandes  30.12.2025

Medizin

Studie aus Tel Aviv: Hautkrebs setzt Immunsystem gezielt außer Gefecht

Weltweit sterben jährlich 57.000 Menschen an Melanomen. Die neuen Erkenntnisse aus Israel könnten Medizinern helfen, diese Krebsform zu bekämpfen

 30.12.2025

Jerusalem

Knesset beschließt Gesetz gegen Versorgung von UNRWA-Einrichtungen

Israel wirft der UN-Organisation eine Nähe zur Hamas vor. Jetzt werden ihr der Strom, das Wasser und die Datenverbindungen gekappt

 30.12.2025