»Alpinistim«

Phantome des Berges

Schneetauglich: die Alpinistim Foto: Tal Leder

Wenn der Winter in Israel beginnt, ist der höchste Berg des Landes, der Hermon, am schönsten. Zu dieser Zeit machen sich viele Familien auf, um das einzige Skigebiet des Landes zu besuchen. Doch im Vergleich zur heilen Welt in den Alpen ist dieser massive Gipfel auch eine Art Achillesferse für den jüdischen Staat. Es ist nämlich auch Israels nördlichster militärischer Außenposten, mit seinen fast 90 Kilometern grenzt er an die feindlichen Staaten Syrien und Libanon.

Der Hermon ist ein schwieriges Gelände und wegen seiner extremen Temperaturen, mit teilweise starken Schneestürmen zur Winterzeit, nicht einfach zu verteidigen. Um die äußerst empfindliche Nordgrenze zu schützen, damit sie nicht von Terrorzellen wie der libanesischen Hisbollah infiltriert wird, patrouilliert hier eine der effektivsten Elite-Einheiten: die Alpinistim, eine Spezialeinheit für den Gebirgskrieg, die dem Nordkommando der IDF untersteht. Sie sind eine Reserveeinheit, deren Angehörige sich aus Spezialeinheiten der »Sajeret Golani« und »Egoz« rekrutieren. Für den Krieg auf ungewöhnlichen Gelände sind sie bestens vorbereitet. Selbst für Kommandomissionen hinter den feindlichen Linien werden die Bergkrieger eingesetzt.

Damaskus Diese Eliteeinheit wurde gegründet, um die empfindliche Nordostflanke vor einem Überraschungsangriff der angrenzenden arabischen Staaten zu schützen. Die IDF verfügt auf dem Mount Hermon über einen stark befestigten Militärposten mit einem riesigen Komplex von Antennen, Türmen, Beobachtungsanlagen und elektronischer Überwachungsausrüstung.

Von hier aus hat man einen guten Blick bis nach Damaskus. Dadurch, dass die syrische Hauptstadt nur 35 Kilometer entfernt ist, besitzt Israel einen strategischen Frühwarnvorteil. Da die Grenze nur 500 Meter entfernt ist, wurde eine spezielle Einheit aufgestellt, um nicht von syrischen Kommandos überrascht zu werden. Auf einer Höhe von 2000 Metern mit Winden um die 70 Kilometer pro Stunde sowie unter starkem Schneefall bei extremen Wetterbedingungen patrouillierten die Kämpfer das Dreiländereck Israel–Libanon–Syrien.

Ski »Grundsätzlich geht es uns darum, die Grenze zu schützen, wo Schnee liegt, weil die anderen Infanterieeinheiten das dort nicht können«, sagt der Kommandant dieser alpinen Einheit, der aus Sicherheitsgründen hier nur »Leutnant L.« genannt wird. »Unsere Truppen sind die einzigen, die wissen, wie man auf dem felsigen und schneebedeckten Gelände des Hermon-Berges arbeitet. Der Feind ist mit schneebedecktem Gelände vertraut, und deshalb achten wir darauf, dort zu agieren, wo der Gegner glaubt, uns überraschen zu können.« Zur Ausrüstung gehören neben Standardwaffen wie Sturm-, Scharfschützen- und Maschinengewehren auch Ski, Snowcats und Winter-Jet-Ski. Manche fahren mit einer schweren Schneeräummaschine, um die Soldaten zu transportieren. »Wir sind es gewohnt, bei Minustemperaturen unter rauen Bedingungen, wie einem Schneesturm, zu arbeiten. Der Schnee erreicht manchmal eine Höhe von bis zu zwei Metern, und wenn sich die Stürme noch verschärfen, dann müssen wir schnell handeln und bauen sogar manchmal Höhlen, um dort etwas zu verstecken«, erzählt Leutnant L.

Jom-Kippur-Krieg Die Alpinistim werden auch als »Phantome des Berges« bezeichnet, und so sehen sie auch aus, wenn sie ein Schneesturm einholt. »Das Schwierigste ist, zu navigieren, wenn man wegen des Wetters kaum sehen kann«, fährt Leutnant L. fort. »Doch wir haben auch weitere Kräfte in unseren Reihen, wie Rettungsteams und sogar einen lokalen Stab, um Menschen zu helfen, die auf dem Mount Hermon in Not geraten.«

Die Einheit wurde 1974 gegründet. Während des Jom-Kippur-Kriegs im Oktober 1973, als Israel von Syrien und Ägypten –mithilfe zahlreicher Einheiten aus weiteren arabischen Ländern – angegriffen wurde, fiel der israelische Teil des Hermon-Berges in den ersten Tagen an die heranrückenden syrischen Truppen. In einer der blutigsten Schlachten konnten IDF-Einheiten unter schweren Verlusten den Gipfel am letzten Tag des Krieges komplett zurückerobern. Nach dem Krieg sah Israel die Notwendigkeit, eine Einheit zu gründen, um besser für den Gebirgskrieg vorbereitet zu sein.

Alpen Voraussetzung, um bei den Alpinistim aufgenommen zu werden: Alle Reservisten haben in Eliteeinheiten gedient. Sie sind meist um die 30 Jahre alt und körperlich fit. Da sie kampferfahren sind, konzentriert sich ihre Ausbildung auf den Gebirgskrieg. Über mehrere Wochen werden die Soldaten in verschiedenen Bereichen geschult. Schwerpunkte sind Aktivitäten im Schnee wie Überlebenstraining, einschließlich Navigation, Tarnung, Klettern, medizinisches Training, Skifahren, sowie Schießen und Kämpfen unter schwierigen Bedingungen. Wegen des kurzen Winters in Israel erfolgt die Ausbildung teilweise bei befreundeten Streitkräften, etwa in den USA, Kanada, Schweiz und Frankreich (daher auch der Name). Aufgrund dieser Möglichkeit zu Auslandsreisen erfreut sich der Dienst bei den Alpinistim großer Beliebtheit.

»Die Motivation ist hoch«, sagt Leutnant L. »Die Jungs lassen alles stehen und liegen und tun ihre Pflicht.« Obwohl es in letzten Jahren trotz des syrischen Bürgerkriegs relativ ruhig war, sind alle Kämpfer sehr wachsam. »Denn es könnte jeden Moment losgehen.« Laut Leutnant L. haben die Unruhen in Syrien jedoch kaum Auswirkungen auf die so empfindliche Grenze.

Auf dem Gipfel des Mount Hermon im Herzen der Golan-Höhen hat man nicht nur eine herrliche Aussicht auf den See Genezareth. Hier an dieser Achillesferse spürt man auch, wie wichtig die »Augen und Ohren« des jüdischen Staates sind.

Syrien

Hunderte demonstrieren für unabhängige Aufklärung der Kämpfe in Suweida

Hunderte Menschen wurden bei der jüngsten Gewaltwelle in Syrien getötet. Eine Untersuchungskommission soll Aufklärung bringen. Doch viele trauen der Regierung in Damaskus nicht.

 01.08.2025

Gazastreifen

US-Sondergesandter besucht GHF-Verteilzentren

Steve Witkoff bezeichnete die Arbeit der Gaza Humanitarian Foundation als »unglaubliche Leistung«

 01.08.2025

Jerusalem

Tiger tötet Pfleger im Biblischen Zoo

Das Wildtier brach aus ungeklärten Gründen aus seinem Käfig aus. Der Pfleger verrichtete seine Arbeit in einem Vorhof. Was ist passiert?

 01.08.2025

Nahost

Hilfsflüge mit deutscher Beteiligung beginnen

Gaza braucht Lebensmittel und medizinische Ausrüstung. Wie die Bundeswehr hilft - und warum Experten ihre Methode kritisch sehen

von Theresa Münch  01.08.2025 Aktualisiert

Nahostkonflikt

Sa’ar beschuldigt westliche Staaten, die Hamas zu bestärken

Deutschland sei das einzige europäische Land, welches in Bezug auf Israel noch rational handele, sagte Israels Außenminister im FAZ-Interview

 01.08.2025

Jerusalem/Gaza

Deutschland gibt weitere Hilfen gegen Hunger in Gaza

»Damit werden unter anderem Bäckereien und Suppenküchen unterstützt«, sagt Außenminister Johann Wadephul in Jerusalem

 01.08.2025

Berlin

Huber lehnt Sanktionen gegen Israel ab

Der CSU-Generalsekretär schließt »Sanktionen unter Freunden« klar aus. Aus der SPD werden derweil Forderungen nach mehr politischem Druck laut

 01.08.2025

Jerusalem

Wadephul macht Druck auf Israel und warnt vor Isolierung

In Zusammenhang mit der Lage in Gaza spricht der Bundesaußenminister von »einem vollkommen untragbaren Zustand«

 01.08.2025

Jerusalem

Terrorgefahr: Israel warnt eindringlich vor Reisen in die VAE

Der Iran, die Hamas, die Hisbollah und internationale dschihadistische Netzwerke verstärken derzeit ihre Aktivitäten

von Imanuel Marcus  01.08.2025