Coronavirus

»Patienten sterben allein«

Chewra-Kadischa-Mitarbeiter in Schutzkleidung bereiten eine Bestattung in Jerusalem vor Foto: Flash90

Fünf Menschen sind in Israel bislang an den Folgen des Coronavirus gestorben. Das Gesundheitsministerium meldete am Mittwochmorgen zudem 2030 bestätigte Fälle. Unterdessen sollen die Restriktionen für die israelische Öffentlichkeit noch weiter verschärft werden. Allerdings ist bislang unklar, was genau die neuen Regulationen beinhalten werden.

tests Die steigenden Zahlen gehen einher mit der Ausweitung der Tests. Innerhalb von 24 Stunden sind mehr als 5000 Israelis auf das Virus Covid-19 getestet worden. Dem Ministerium zufolge lagen bei allen Verstorbenen vorausgehende Erkrankungen vor.

Am Dienstag war ein 87-Jähriger verstorben, am Mittwoch ein 77-jähriger Mann. Der Zustand von 37 Patienten ist lebensbedrohlich, bei der großen Mehrheit wird ein milder Verlauf der Atemwegsinfektion berichtet. 58 Menschen sind wieder gesund geworden.

Malka Keva, eine 67-jährige Frau, die am Dienstagmorgen den Folgen von Covid-19 erlegen war, hatte im Wolfson-Medizinzentrum gearbeitet und sich wahrscheinlich dort angesteckt. Sie litt unter einer chronischen Krebserkrankung. Malka hinterlässt neben ihrem Mann drei Kinder und sieben Enkel.

Der Witwer Kaduri Keva: »Obwohl auch ich krank bin, haben sie mir nicht erlaubt, meine Frau noch zu sehen, um ihr Aufwiedersehen zu sagen.«

Ihr Ehemann, Kaduri Keva, gab ein Interview im Armeeradio, um auf die Schwierigkeiten von Patienten und ihren Angehörigen während der Gesundheitskrise hinzuweisen. Die Kranken würden beim Sterben alleingelassen, weil alle Angst vor einer Ansteckung haben, sagte er. »Obwohl auch ich krank bin, haben sie es mir nicht erlaubt, meine Frau noch zu sehen, um ihr Aufwiedersehen zu sagen. Ich habe darum gebettelt, zur Beerdigung zu gehen. Doch ich durfte nicht.«

In einer Gemeinschaftserklärung riefen Israels Oberrabbiner dazu auf, Synagogen im ganzen Land abzuriegeln und keine Gebete oder Veranstaltungen von zehn Menschen oder mehr in den Gotteshäusern abzuhalten. Die Regierung hatte angeordnet, die Synagogen schließen zu lassen, nachdem bekannt geworden war, dass sich 29 Prozent aller in Israel Infizierten dort angesteckt hätten. Innerhalb der ultraorthodoxen Gemeinde waren die Restriktionen der Regierung in vielen Fällen umgangen worden. Es kam zu mehreren gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen strengreligiösen Demonstranten und der Polizei.

Kommandozentrale Währenddessen sind medzinische Schutzausrüstungen weiter Mangelware. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu entschied nach ausführlichen Diskussionen, eine Kommandozentrale einzurichten, die unter der Leitung des Dachverbandes für Krankenhausbedarf, Sarel, sowie des Mossad-Direktors und Generaldirektors der Armee stehen wird. Die Zentrale soll nach Auskunft des Premiers andere Bereiche, wie Gesundheits- Finanz- und Justizministerium integrieren, um Beschaffung und Bevorratung zu organisieren.

Zudem sind die Sicherheitsindustrien angewiesen, die Möglichkeit der lokalen Produktion zu überprüfen. Die Leitung des Komitees in der Knesset zur Corona-Krise hat der Parlamentarier von Blau-Weiß, Ofer Shelach, übernommen.

Zur wirtschaflichen Entwicklung informierte der Geschäftsführer der Tel Aviver Börse (TASE), Ittai Ben-Zeev: »Die Börse ist funktionsfähig, sowohl operativ als auch technologisch, und wird in diesen schwierigen Zeiten ihre reguläre Tätigkeit aufrechthalten«. Es sei die Mission von TASE, die wirtschaftliche Aktivität in Israel anzukurbeln. »Gemeinsam erstellen wir die Basis für einen gesunden Markt nach der Krise.«

Der Leiter der Arbeitsagentur, Rami Garor: »Bis Pessach werden wir wahrscheinlich eine Million Arbeitslose vermelden müssen.«

Derweil wird eine immer weiter steigende Arbeitslosenzahl vermeldet. Am Dienstag stand sie mit mehr als 600.000 Erwerbslosen bei 18,6 Prozent. 91 Prozent der neu Gemeldeten sind von ihren Arbeitgebern wegen der Coronakrise in Kurzarbeit geschickt oder entlassen worden. Der Leiter der Arbeitsagentur Israel, Rami Garor, ist sicher, dass die Zahl weiter steigt. »Bis Pessach werden wir wahrscheinlich eine Million vermelden müssen.«

Ein wenig aufatmen können derweil gestresste Eltern, die Sprösslinge im Schul- und Kindergartenalter zu Hause haben. Nachdem die Lehrer bereits nach fünf Tagen Heimunterricht in Urlaub gegangen waren, ist das Lernen am Küchentisch nun wieder etabliert. Die Gewerkschaft der Lehrer hatte mit dem Finanzministerium einen Streit um die Gehälter der Lehrkräfte begonnen – sehr zum Unmut der Mütter und Väter in Israel – und ihn nun beigelegt.

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