Gelehrter

Ovadia Yosef beigesetzt

850.000 Menschen bei der Beerdigung von Ovadia Yosef Foto: Flash 90

Rabbiner Ovadia Yosef ist tot – und die sefardische Gemeinde in Israel trägt Trauer. Zu seiner Beerdigung auf dem Jerusalemer Sanhedria-Friedhof waren am Montagabend mehr als 850.000 Menschen gepilgert. Die Hauptstadt Israels kam zu einem völligen Stillstand. »Wir sind Waisen«, rief das politische Oberhaupt der Schas-Partei, Ariye Deri, unter Tränen. »Wir haben keinen Vater mehr, keinen Anführer.« Israelis aller Couleur erwiesen Yosef die letzte Ehre, die meisten jedoch waren seine größten Verehrer, traditionelle sefardische Juden.

Bis zuletzt hatten seine Familie und führende Figuren von Schas, dessen spirituelles Oberhaupt er war, am Krankenbett gewacht. Auch Präsident Schimon Peres war an seiner Seite. Nach Monaten wiederholter Krankenhausaufenthalte war der 93-Jährige am Montag im Jerusalemer Hadassah-Hospital verstorben. Viele Politiker und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens bekundeten Yosef ihren Respekt, darunter Premierminister Benjamin Netanjahu, der ihn als »einen der größten Rabbiner unserer Generation« bezeichnete.

Hassmails Doch Yosef war auch zeitlebens als Polarisierer bekannt. So gibt es viele Kritiker, die meinen, man solle nach seinem Tod nichts beschönigen. Der Radiomoderator Aviad Kissos sagte, man solle jetzt nicht so tun, als wäre er von allen geliebt worden. »Manchmal ist es besser, nichts mehr über eine Person zu sagen.« Auch Kommentatoren verschiedener Tageszeitungen erinnerten in Artikeln an höchst umstrittene Aussagen, die Yosef berüchtigt machten. Eine Journalistin von Haaretz sagte, sie habe nach ihrem kritischen Artikel Hassmails und sogar Morddrohungen erhalten.

Unter anderem hatte Yosef die sechs Millionen im Holocaust ermordeten Juden als »wiedergeborene Sünder vorheriger Generationen« bezeichnet, was zu einem Sturm der Entrüstung führte. Araber titulierte er einst als »giftige Schlangen«, und für viele linke Politiker in Israel hatte er ebenfalls nur böse Worte übrig.

Auch für Yair Lapid. Der musste sich nach seiner Wahl anhören, er sei »ein bösartiger Jeschiwa-Hasser«. Lapid kondolierte auf seiner Facebook-Seite mit den Worten, dass Ovadia Yosef Oberrabbiner der Sefarden und ein großer Tora-Gelehrter gewesen sei. Was er damit zwischen den Zeilen sagte, bleibt der Interpretation überlassen.

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann wird heute mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt. Bislang schwieg sie zur scharfen Kritik an ihrer Arbeit. Doch jetzt antwortete die ARD-Journalistin ihren Kritikern

 04.12.2025

Die letzte Geisel in Gaza

»Er ging als Erster – er kommt als Letzter zurück«

Ran Gvili war ein Polizist einer Eliteeinheit, der trotz gebrochener Schulter in den Kampf zog

von Sabine Brandes  04.12.2025

Prozess

Bitte um Gnade

Premierminister Netanjahu wendet sich überraschend an Staatspräsident Herzog

von Sabine Brandes  04.12.2025

Israel

Drei Brüder werden an einem Tag Väter - von vier Kindern

Zwillinge inklusive: Drei Brüder und ihre Partnerinnen schenken den Großeltern an einem Tag vier Enkel. Wie es zu diesem seltenen Familienglück kam

von Sara Lemel  04.12.2025

Preisvergabe

Charlotte Knobloch kritisiert Berichterstattung von Sophie von der Tann

Dass problematische Berichterstattung auch noch mit einem Preis ausgezeichnet werde, verschlage ihr die Sprache, sagt die Präsidentin der IKG München

 04.12.2025

Tel Aviv

Fast jeder vierte Israeli denkt über Auswanderung nach

Unter säkularen Juden ist die Zahl derer, die ein Auswandern erwägen, größer als in religiösen Gruppen und bei israelischen Arabern

 04.12.2025

Gaza

Sudthisaks letzte Reise hat begonnen

Der Leichnam des thailändischen Landarbeiters Sudthisak Rinthalak wurde am Mittwoch überführt. Nun befindet sich noch eine tote Geisel in Gaza, nämlich die von Ran Gvili

von Sabine Brandes  04.12.2025

Barcelona

Guinness World Records blockiert Bewerbungen aus Israel

Die israelische NGO Matnat Chaim will im kommenden Monat 2000 Nierenspender zusammenbringen. Dieser Rekord wird nicht registriert, da er im jüdischen Staat umgesetzt werden soll

 04.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  03.12.2025 Aktualisiert