Jerusalem

Nur noch wenige Stunden

Yair Lapid könnte sich als nächster an der Regierungsbildung versuchen. Foto: Flash90

Es sind nur noch wenige Stunden. Dann ist das Mandat zur Regierungsbildung für den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu abgelaufen. Die Wahlen sind bereits sechs Wochen zurück – doch noch gibt es keine regierungsfähige Koalition.

Dienstag um Mitternacht ist es mit dem Regierungsbilden für Premier Netanjahu dann vorbei. Es sei denn, er bittet Präsident Reuven Rivlin um eine Verlängerung von zwei Wochen. Die wird aber generell nur dann gewährt, wenn eine Aussicht auf Erfolg besteht. Und danach sieht es für den Likud und seine Verbündeten momentan nicht aus.

WANDEL Israelische Medien spekulieren, dass Rivlin anschließend das Mandat an den Vorsitzenden der Zentrumspartei Jesch Atid, Yair Lapid, übergeben will. Seine Partei war aus den jüngsten Wahlen mit 17 Mandaten als zweitstärkste hervorgegangen. Lapid hatte wiederholt betont, er wolle den »Block des Wandels«, der Netanjahu ablösen soll, zustande bringen. Ob er das schafft, ist ungewiss.

Viel hängt dabei an Naftali Bennett. Der hatte sich nach den Wahlen zurückgehalten, sich definitiv der einen oder anderen Seite anzuschließen. Netanjahu ließ auf Facebook wissen, er habe Bennett in einem letzten Versuch, eine Rechtsregierung zu bilden, sogar ein Rotationsverfahren angeboten, mit dem Jamina-Vorsitzenden als erstem auf dem Chefsessel.

»Der Premierminister hat gar keine Möglichkeit, eine Koalition zusammenzubringen.«

Naftali Bennett (Jamina)

Doch in einer Sitzung seiner Partei meinte der, Netanjahu habe mit ihm darüber nicht geredet. Und sowieso sei es »Unsinn«, denn der Premierminister habe ja gar keine Möglichkeit, eine Koalition zusammenzubringen. Seine Nummer zwei, die einstige Justizministerin Ayelet Shaked, wolle ihren Chef angeblich davon abhalten, einem »Anti-Netanjahu-Block« beizutreten.

TYRANNEN Den Ministerpräsidenten und seine Frau Sara bezeichnete sie jedoch in Gespräch mit anderen Parlamentariern als »Tyrannen« und »Diktatoren«. Beide wollten unbedingt »in der Regierung bleiben und haben Machtgelüste«.

Auch machte sie klar, dass »Netanjahu gehen muss« und sich nur um eine Sache schere, »seinen Prozess«. Derzeit muss sich Premier Netanjahu wegen Korruption in drei Fällen vor Gericht in Jerusalem verantworten. Heute wurden dabei Zeugen ins Kreuzverhör genommen.

Die Aussagen von Shaked wurden mitgeschnitten und an die Medien weitergegeben. Gleichsam habe sie angeblich klargemacht, dass sie jegliche Entscheidung von Bennett akzeptieren und nicht versuchen werde, die Partei zu entzweien.

VERSUCH Am Mittwochmorgen wird sich der Präsident wieder einmal mit den Vorsitzenden der verschiedenen Parteien treffen, um ihre Vorschläge anzuhören, wer das Mandat zur Regierungsbildung erhalten soll. Angeblich gebe es einen Versuch, von Netanjahu initiiert, Bennett vorzuschlagen, damit es in jedem Fall Neuwahlen gebe.

Doch selbst wenn Bennett von mehr Abgeordneten vorgeschlagen werde als Lapid, so steht es Rivlin dennoch frei, sich anders zu entscheiden. Aus dem Umfeld des Präsidenten heißt es, dass er keinerlei Interesse habe, sich an den »politischen Spielchen von Netanjahu zu beteiligen«.

Stimmen aus Israel

»Israelis sind Weltmeister darin, an der Normalität festzuhalten«

Wie ist die Stimmung im Land, nachdem Israel in der Nacht auf den beispiellosen Angriff des Iran reagiert hat? Sechs Stimmen.

von Sophie Albers Ben Chamo  19.04.2024

Luftfahrt

Lufthansa und Swiss stellen Flüge nach Israel ein

Die Hintergründe

 19.04.2024

Brüssel

EU verhängt Sanktionen gegen vier israelische Siedler

Dies bestätigten Diplomaten gegenüber der Deutschen Presse-Agentur

 19.04.2024 Aktualisiert

Gaza-Krieg

Mehr als 7200 israelische Soldaten in Gaza-Krieg verwundet

Rund ein Drittel der bei dem Militäreinsatz gegen die Hamas verletzten Soldaten kämpfen mit psychischen Problemen

 19.04.2024

Nahost

Angriff wird im Iran heruntergespielt

Das Mullah-Regime bezeichnete Berichte über den Angriff auf die Luftwaffenbasis als Propaganda

von Sabine Brandes  19.04.2024

Berlin/Jerusalem

Hunger-Streit zwischen Baerbock und Netanjahu

Der Ministerpräsident und die Außenministerium sollen sich über die Lage in Gaza gestritten haben

 19.04.2024

Nahost

Keine Berichte über Schäden nach Angriff im Iran

Mehrere Flugobjekte am Himmel von Isfahan seien abgeschossen worden, erklärt das Mullah-Regime

 19.04.2024

Nahost

Griff Israel den Iran von innen heraus an?

Lesen Sie alle aktuellen Entwicklungen hier

 19.04.2024 Aktualisiert

Nahost

US-Sender: Israelische Reaktion auf Iran nicht vor Monatsende

Kommt die Antwort des jüdischen Staates nach Pessach?

 18.04.2024