Knesset

Noch vor der Sommerpause

Protest gegen das Gesetz am 14. Juli in Tel Aviv Foto: Flash 90

In einer Stellungnahme äußerte sich Präsident Reuven Rivlin deutlich gegen eine geplante Legislatur, die er als diskriminierend gegen Minderheiten ansieht. Das Nationalitätengesetz »kann das jüdische Volk, Juden in der ganzen Welt und den Staat Israel gefährden und als Waffe von unseren Feinden genutzt werden«, schrieb Rivlin an das Komitee für Gesetzgebung.

Auch Generalstaatsanwalt Avichai Mandelblit betonte, dass es internationale Kritik nach sich ziehen könnte, und riet ab. Doch die Regierung besteht auf den Gesetzesvorschlag (der sogenannten Nationality Bill). Viele bezeichnen ihn als Diskriminierung vor allem gegen die arabische Minderheit in Israel.

Das geplante Gesetz, Artikel 7, Absatz A, garantiert das Recht aller Einwohner des Staates, ihre Kultur, Sprache, Identität und ihr Erbe zu schützen. Absatz B erlaubt die Ausschließung von Bürgern aus Städten und Ortschaften aufgrund ihrer Nationalität oder Religion. Diesen Zusatz, der die Einrichtung von »ausschließlich jüdischen Ortschaften« autorisiert, missbilligen viele und werfen der Regierung Rassismus vor.

Vision Die Rüge des Präsidenten jedoch setzte die Koalition unter Druck. Regierungschef Benjamin Netanjahu und Bildungsminister Naftali Bennett vom Jüdischen Haus, der die Einbringung initiiert hatte, besprachen Änderungen. Nun soll es heißen, dass der Staat »die Entwicklung von jüdischen Siedlungen als nationalen Wert ansieht und sie ermutigt und bewirbt«. Diese Siedlungen seien nicht diskriminierend, sondern eine legitime Realisierung der zionistischen Vision, meinten beide übereinstimmend.

Die Kritik verstummte nicht. Am Wochenende gingen rund 3000 Israelis in Tel Aviv auf die Straße, um ihrem Unmut Luft zu machen. Dennoch machte der Regierungschef unmissverständlich klar, dass das Gesetz bald durchgebracht werden soll. Am Mittwoch (nach Redaktionsschluss) war eine Abstimmung geplant. »Dieser Vorschlag hat die höchste Bedeutung für unsere Existenz: Israel als Nationalstaat des jüdischen Volkes«, sagte er.

Politische Gegner sind anderer Meinung und pochen darauf, dass das Gesetz zur Makulatur wird. Sie sind der Meinung, dass der Premier es unbedingt noch vor der Sommerpause der Knesset durchbringen will, um sich für die nächsten Wahlen zu positionieren und bei ultrarechten Wählern zu punkten.

Den Haag

Israel beantragt Aufhebung des Haftbefehls gegen Netanjahu

Das Weltstrafgericht erließ Haftbefehl gegen den Ministerpräsidenten wegen angeblicher Kriegsverbrechen im Gazastreifen. Das schränkt seine Reisefreiheit ein

 13.05.2025

Terror

Bericht: Freigelassene Geisel wurde schwer gefoltert

Edan Alexander wurde am Abend aus der Gewalt der Hamas entlassen. Inzwischen soll er sich bereits zu der schlimmen Zeit in Geiselhaft geäußert haben

 12.05.2025

Terror der Hamas

»Du bist in Sicherheit. Du bist zu Hause«

Der junge amerikanisch-israelische Staatsbürger Edan Alexander hat nach 584 Tagen zum ersten Mal seine Familie wiedergesehen

von Sabine Brandes  12.05.2025

Geiseln

Edan Alexander ist nach 584 Tagen in Freiheit

Der junge amerikanisch-israelische Staatsbürger ist der erste männliche Soldat, der aus der Geiselhaft entlassen wird

von Sabine Brandes  12.05.2025 Aktualisiert

Vermisst

Maler und Mechaniker

Aviv Atzili liebte den Kibbuz und die Kunst

von Sabine Brandes  12.05.2025

Nahost

Der Schmerz der Geisel-Mütter

Während sich für Yael Alexander der Kreis schließt, warten andere weiter verzweifelt auf ihre Söhne, die von der Hamas verschleppt wurden

von Sabine Brandes  12.05.2025

Washington D.C.

Trump fordert Ende des Krieges in Gaza und Israel

Kurz vor seiner Nahostreise gab der amerikanische Präsident eine eher untypische Erklärung zum Kampf gegen die Hamas ab

 12.05.2025

Diplomatie

Deutschland und Israel: Leichte Störungen zum Jubiläum

Das Verhältnis zwischen Deutschland und Israel war schon einmal sorgenfreier. Unter dem Eindruck des Krieges in Gaza feiern beide Staaten die Aufnahme diplomatischer Beziehungen vor 60 Jahren

von Ulrich Steinkohl  12.05.2025

Sarah Davies, Presseverantwortliche des IKRK

Interview

»Wir setzen uns hinter verschlossenen Türen für die Freilassung der Geiseln ein«

Für den sicheren Transfer der Geiseln ist das Internationale Komitee vom Roten Kreuz zuständig. Ein Gespräch mit IKRK-Sprecherin Sarah Davies zur Frage, warum die Organisation nicht deutlicher Stellung zur Freilassung der Geiseln nimmt

von Nicole Dreyfus  12.05.2025