Geiseln

»Nicht bereit, meinen Sohn zu opfern«

Angehörige der Geiseln bei einer Pressekonferenz Anfang Dezember Foto: copyright (c) Flash90 2023

Dani Miran ist ein besonnener Mann. Er will nur eins: seinen Sohn wiederhaben, der seit zwei Monaten Geisel in Gaza ist. Regelmäßig steht er auf der Plaza der Geiseln vor dem Museum in Tel Aviv, immer das Plakat mit dem Gesicht von Omri vor der Brust. Auch am Dienstag war er dabei, als das Kabinett sich bereit erklärte, mit den Angehörigen der Geiseln in Gaza zu sprechen.

Doch Miran verließ das Treffen vorzeitig. »Ich will keine Details geben, nur so viel: Diese gesamte Vorstellung war hässlich, beleidigend und chaotisch«. Die Regierung würde eine »Farce« aus der Geiselangelegenheit machen.

Tiefe Frustration, Wut und Angst der Angehörigen

Wie Miran ging es vielen. Berichte über das angespannte Treffen gehen derzeit durch das Land. Es spiegelt die tiefe Frustration, Wut und Angst derjenigen wider, die sich um ihre Angehörigen sorgen, die noch immer in Gaza sind – und wie die Regierung damit umgeht. Viele hätten ihre Stimmen erhoben, als Premierminister Benjamin Netanjahu nicht direkt mit ihnen gesprochen habe, sondern größtenteils Bemerkungen von einem Blatt Papier abgelesen habe. In Aufnahmen war anschließend zu hören, wie einige der Anwesenden den Premierminister zum Rücktritt aufriefen.

Netanjahu habe den Familien mitgeteilt: »Im Moment gibt es keine Möglichkeit, alle nach Hause zu bringen«, und fügte hinzu, dass die Hamas Forderungen habe, die selbst Sie nicht akzeptieren würden. Eine Aussage, die für Empörung sorgte, einige der Anwesenden verließen den Saal daraufhin. Das Motto der Familienangehörigen ist: »Kulam – achschaw« (Alle – jetzt).

»Die freigelassenen Frauen sprachen über schlimme Dinge, die ihnen widerfahren waren. Eine von ihnen war völlig erschöpft.«

Reuven yablonka

Reuven Yablonka, der Vater der Geisel Hanan Yablonka, sagte anschließend in einem Interview: »Es herrschte Chaos und Geschrei. Die Leute riefen, dass sie alle Geiseln nach Hause holen wollen. Die freigelassenen Frauen sprachen über schlimme Dinge, die ihnen widerfahren waren. Eine von ihnen war völlig erschöpft.«

Die Mutter einer Geisel habe Verteidigungsminister Yoav Gallant angeschrien: »Ich bin nicht bereit, meinen Sohn für Ihre Karriere oder die einer der Personen hier zu opfern. Mein Sohn hat sich nicht freiwillig bereit erklärt, für das Vaterland zu sterben. Er war ein Zivilist, der aus seinem Haus und seinem Bett entführt wurde. Versprechen Sie mir, dass Sie meinen Sohn und alle anderen Geiseln lebend zurückholen.«

Gallant wandte sich direkt an die Frau mit den Worten, »alle Anstrengungen« zu unternehmen, schien aber anzudeuten, dass selbst ein »Alle für Alle Austausch« – also alle Geiseln gegen alle palästinensischen Sicherheitsgefangenen – für Hamas-Chef Yahya Sinwar nicht ausreichen würde.

Noch nicht genügend militärischer Druck

Sicherheitsbeamte gehen davon aus, dass es bis zu einem Monat dauern könnte, bis genügend militärischer Druck auf die Hamas aufgebaut ist, sodass sich ein neues Fenster für einen Waffenstillstand und die Freilassung weiterer im Gazastreifen festgehaltener Geiseln öffnet, berichtete das Armeeradio am Mittwoch.

Sharon Aloni-Cunio, die mit ihren beiden Kleinkindern Emma und Yuli befreit wurde, doch deren Mann David nach wie vor in Gaza ist, beschuldigte die Minister des Kriegskabinetts: »Sie haben überhaupt keine Ahnung, was dort vor sich geht. Sie behaupten, Sie hätten Geheimdienstinformationen, aber es ist eine Tatsache, dass wir von der israelischen Armee bombardiert wurden.«

Sie seien in Tunneln festgehalten worden und hatten Angst, »dass es nicht die Hamas sein würde, die uns töten würde, sondern Israel«. Sie forderte: »Die Geiseln müssen sofort nach Hause gebracht werden. Alle. Es darf keine Hierarchie geben. Jeder ist gleich wichtig.«

Ein Verwandter einer anderen Geisel pflichtete Aloni-Cunio bei und rief: »Uns läuft die Zeit davon. Sie begreifen das Ausmaß dieser Tragödie gar nicht. Wir sind völlig erschöpft. Wir haben seit Monaten nicht geschlafen und sind auf Medikamente angewiesen. Stehen Sie endlich auf und retten Sie diese Menschen!«

Musik

Israel steht im ESC-Finale

Israel setzt sich trotz massiven israelfeindlichen und antisemitischen Protesten im ESC durch

 09.05.2024

Israel

85-jährige frühere Gaza-Geisel nach fünf Monaten Klinik wieder gesund 

Ihr Sohn dankt dem medizinischen Personal der Klinik Soroka Medical Center in Beerscheba

 08.05.2024

Israel

Tel Aviv sagt Pride-Parade ab - Keine Zeit für Feiern

Das Land mache derzeit eine seiner schwierigsten Zeiten durch, sagt Bürgermeister Huldai

 08.05.2024

Israel

Zwei israelische Reservisten bei Angriff der Hisbollah getötet

Zehntausende Israelis mussten seit dem 7. Oktober wegen der Angriffe aus dem Norden evakuiert werden

 08.05.2024

Gazastreifen

Hamas richtet drei Menschen in Rafah hin

Die Ermordeten sollen mit Israel zusammengearbeitet haben

 07.05.2024

Israel/Gaza

Grenzübergang Kerem Schalom von Hamas attackiert

Die Kassam-Brigaden reklamieren den Angriff für sich

 07.05.2024

Gaza

Hamas will auch tote Geiseln »freilassen«

Die palästinensischen Terroristen halten weiterhin 128 Geiseln in Gaza fest

 07.05.2024

Krieg gegen den Terror

IDF rücken an Grenze zu Gaza heran

Verteidigungsminister Galant: Die Invasion kann gestoppt werden, wenn sich die Hamas zur Freilassung der Geiseln entscheidet

 07.05.2024

Krieg

Hamas stimmt angeblich Vorschlag für Feuerpause zu

Es bleibt unklar, um welche Inhalte des Vorschlags es genau geht

 06.05.2024