Die wichtigste Etappe im Krieg gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen könnte nach den Worten von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bald vorbei sein. »Wir bewegen uns auf das Ende der Phase der Zerschlagung der Terror-Armee der Hamas zu«, sagte er in Jerusalem bei einem Empfang für Kadetten der Nationalen Verteidigungsakademie. »Wir werden damit fortfahren, ihre Überreste zu bekämpfen.«
Netanjahu hatte zuvor mit Mitgliedern der Gaza-Division gesprochen, die derzeit Soldaten in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens im Einsatz hat. Er habe dort »sehr beträchtliche Fortschritte« gesehen, sagte er. Die Offensive an der Grenze zu Ägypten gilt der Zerschlagung der letzten größeren Kampfverbände der Hamas. In Form von kleineren Trupps bleibt die palästinensische Terrorgruppe voraussichtlich aktiv.
Die Worte des israelischen Regierungschefs deuten darauf hin, dass die große Bodenoffensive der israelischen Streitkräfte im Gazastreifen bald enden könnte. Sie hatte drei Wochen nach dem beispiellosen Massaker begonnen, das die Hamas am 7. Oktober im Süden Israels begangen hatte. Der Terrorüberfall mit 1200 Ermordeten und rund 250 Verschleppten löste den andauernden Krieg aus.
Klage gegen Unterstützer
Das Ende der Bodenoffensive würde aber nicht unbedingt ein Ende des israelischen Militäreinsatzes im Gazastreifen bedeuten. Netanjahu und hohe Militärs haben bereits öfter darauf hingewiesen, dass israelische Truppen auch nach der Phase der intensiven Kämpfe an strategischen Stellen in dem abgeriegelten Küstengebiet bleiben würden.
Angehörige der Opfer des Hamas-Angriffs im vergangenen Oktober haben in den USA mehrere Drittstaaten wegen deren Unterstützung der islamistischen Terrororganisation verklagt. Der Iran, Syrien und Nordkorea hätten die Hamas mit Waffen, Geld und Ausbildung überhaupt erst in die Lage versetzt, das Massaker zu verüben, hieß es in der von der Menschenrechtsorganisation Anti-Defamation League vor einem Bundesgericht in Washington eingereichten Klage im Namen von 125 Opfern und deren Familien.
Die Kläger fordern eine Entschädigung in Höhe von mindestens vier Milliarden US-Dollar (3,7 Milliarden Euro) für die Entführung und Ermordung ihrer Angehörigen. Sollte die Klage erfolgreich sein, könnten die Familien aus einem vom US-Kongress aufgesetzten Fonds für Terroropfer entschädigt werden. Das Geld stammt aus beschlagnahmtem Vermögen und Strafzahlungen etwa von Unternehmern, die illegale Geschäfte mit Staaten gemacht haben, die als Terror-Unterstützer eingestuft und sanktioniert worden sind.
Von der Luftabwehr abgefangen
Ein hochrangiger iranischer General hat Israel derweil mit einem gewaltigen neuen Raketenangriff gedroht. Vor wenigen Monaten standen beide Länder bereits am Rande eines Kriegs, der einen Flächenbrand in Nahost hätte auslösen können. Mitte April griff der Iran Israel mit Hunderten Drohnen und Raketen an, wobei die meisten von der Luftabwehr abgefangen wurden.
Der Kommandeur der Luftstreitkräfte der iranischen Revolutionsgarden, General Amir Ali Hadschisadeh, sagte nun, er hoffe auf die Gelegenheit eines zweiten Angriffs. »Ich weiß nicht, wie viele Raketen dafür erforderlich sein werden«, fügte er hinzu.
Die Drohung dürfte im Zusammenhang mit den jüngsten Spannungen zwischen Israel und dem Libanon stehen. Erst am Wochenende hatte die iranische UN-Mission im Falle einer Eskalation zwischen Israel und der vom Iran unterstützten libanesischen Hisbollah mit einem »vernichtenden Krieg« gedroht. dpa/ja