Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bestätigte am Donnerstag, dass die Pläne zur Einnahme von Gaza-Stadt unverändert fortgesetzt werden. »Wir werden das ohnehin tun. Es war nie eine Frage, dass wir Hamas dort belassen«, erklärte er. Netanjahu fügte aber hinzu: »Der Krieg könnte heute enden, wenn die Terrorgruppe ihre Waffen niederlegt und die verbleibenden 50 Geiseln freigibt, von denen mindestens 20 noch am Leben sind.«
Er betonte zugleich, dass er sofortige Verhandlungen für die Freilassung aller in Gaza festgehaltenen israelischen Geiseln angeordnet habe. »Die Niederlage der Hamas und die Freilassung all unserer Geiseln gehen Hand in Hand«, sagte er in einer Videobotschaft aus dem Hauptquartier der IDF-Gaza-Division. Dort prüfte er die Pläne der israelischen Streitkräfte zur vollständigen Übernahme von Gaza-Stadt.
Die Offensive ziele darauf ab, die letzten starken Positionen der Hamas zu erobern, die Terrorinfrastruktur zu zerschlagen und Israels Sicherheit zu gewährleisten. Sicherheitskorridore für die Evakuierung von Zivilisten haben die IDF bereits eingerichtet und Maßnahmen ergriffen, um humanitäre Hilfe und medizinische Versorgung sicherzustellen.
»Fortgesetzte Gefährdung«
Hamas hatte zuvor einen Teil-Friedensplan akzeptiert, der die Freilassung von zehn lebenden Geiseln und die Übergabe von 18 Leichen vorsah, begleitet von einem 60-tägigen Waffenstillstand. Netanjahu hält jedoch an der Position fest, dass Israel nur einem umfassenden Deal für alle 50 Geiseln zustimmen werde.
Ein solcher Deal würde die sofortige Freilassung aller Gefangenen, die vollständige Entwaffnung der Hamas, die Demilitarisierung des Gazastreifens, die israelische Sicherheitskontrolle und die Übertragung der Verwaltung an eine neutrale Instanz beinhalten.
Kritiker werfen Netanjahu vor, den Krieg zu verlängern, um sich an der Macht zu halten. Der Ministerpräsident argumentiert jedoch, dass ein vorzeitiger Stopp der Offensive die Geiseln gefährden und die Fähigkeit der Hamas, erneut zuzuschlagen, nicht beseitigen würde. »Die Hamas hat die Verantwortung für das Blut unserer Bürger und für die fortgesetzte Gefährdung der israelischen Bevölkerung«, so Netanjahu.
Zehn lebende Geiseln für 140 Häftlinge
In Tel Aviv demonstrierten derweil Familien der Geiseln für ein Ende des Krieges und den Abschluss eines Deals zur Freilassung der Verschleppten. »Wer sich weigert, auf die akzeptierte Vereinbarung zu reagieren, entscheidet faktisch über das Leben der Geiseln«, sagte Bar Goddard, deren Vater Manny Goddard während des Terroranschlags am 7. Oktober 2023 getötet wurde.
Dem derzeit vorliegenden Vorschlag zufolge würden die Hamas-Terroristen zehn lebende und 18 tote Geiseln freilassen, im Gegenzug für die Entlassung von 140 palästinensischen Häftlingen aus israelischen Gefängnissen. Zusätzlich soll Israel alle minderjährigen und weiblichen Häftlinge freilassen. Allerdings besteht Jerusalem auf einer Freilassung aller Geiseln.
»Tore zur Hölle«
Israels Verteidigungsminister Israel Katz genehmigte derweil die Pläne der Streitkräfte zur Bekämpfung der Hamas in Gaza-Stadt. Er warnte in einem Statement vor den Folgen für die Hamas: »Die Tore zur Hölle werden sich bald über den mörderischen und vergewaltigenden Mitgliedern der Hamas in Gaza öffnen — bis sie Israels Bedingungen für das Ende des Krieges akzeptieren, vor allem die Freilassung aller Geiseln und ihre Entwaffnung.«
Der Minister machte zudem deutlich, dass ein Widerstand der Hamas schwerwiegende Konsequenzen für die Stadt haben würde: »Wenn die Hamas nicht kapituliert, wird Gaza-Stadt wie Rafah und Beit Hanoun werden« — zwei Städte, die bereits durch den von der Hamas begonnenen Krieg zerstört wurden. im