An den Schulen in Israel haben die Vorbereitungen für Purim begonnen. Zwar darf jede Klasse nur für sich feiern, doch die Kostüme werden bereits geplant und die Mischlochei Manot mit Süßigkeiten und Osnei Haman gepackt. Eine willkommene Abwechslung besonders für die jungen Israelis nach den langen Monaten der Restriktionen durch die Corona-Pandemie.
Doch das Gesundheitsministerium in Jerusalem will Vorsicht walten lassen, damit die Infektionsraten nicht in die Höhe getrieben werden. Für die tollen jüdischen Tage ist eine nächtliche Ausgangssperre im ganzen Land geplant.
restriktionen »Zu meinem großen Bedauern bin ich der Meinung, dass kein Weg an Restriktionen vorbeiführt«, sagte Gesundheitsminister Juli Edelstein. In einem Radiointerview mit Kan Bet am Montagmorgen begründete er das Vorhaben mit den »besorgniserregenden Berichten«, die die Regierung erhalten habe.
Angeblich sei der Alkoholverkauf erheblich gestiegen. Zudem hätten viele Israelis Einladungen zu Purim-Partys in den sozialen Netzwerken geteilt.
»Die Purim-Partys im Anschluss wird es nicht geben.«
Gesundheitsminister Juli Edelstein
Der Vorschlag einer nächtlichen Ausgangssperre liege deshalb auf dem Tisch. So könnten die Menschen die Megilla hören, die traditionell an Purim gelesen wird. »Die Partys im Anschluss wird es aber nicht geben.«
LOCKERUNGEN Während Israel seit Sonntag langsam den nationalen Lockdown mit weiteren Lockerungen verlässt, geht die Impfkampagne weiter. In den kommenden zwei Wochen werden die letzten Lieferungen mit insgesamt 1,5 Millionen Dosen des Herstellers Biontech-Pfizer erwartet. Jerusalem hatte zehn Millionen Dosen bestellt, ausreichend für fünf Millionen Einwohner. Außerdem wurde das Vakzin des US-Pharmaproduzenten Moderna gekauft.
Mehr als 157.000 Menschen erhielten ihre Spritze am Wochenbeginn. Damit ist nahezu die Hälfte der Bevölkerung (47,2 Prozent) geimpft. 32 Prozent seien bereits komplett immunisiert, haben also zwei Spritzen mit dem Vakzin von Biontech-Pfizer bekommen, heißt es aus dem Gesundheitsministerium.
Letztere haben den sogenannten Grünen Gesundheitspass erhalten und dürfen damit seit Sonntag bestimmte Einrichtungen benutzen, die für andere noch geschlossen sind: Fitnessstudios, Schwimmbäder, Kultur- und Sportveranstaltungen. Für alle Israelis haben am Wochenbeginn Geschäfte, Einkaufszentren, Museen und Bibliotheken wieder geöffnet.
PRÄSENZUNTERRICHT Auch werden die meisten Schüler wieder in den Schulgebäuden unterrichtet. Seit dem Wochenanfang lernen die Klassen eins bis sechs sowie elf und zwölf im Präsenzunterricht. Allerdings seien 30 Prozent der Lehrer noch nicht geimpft, erklärte das Bildungsministerium. Zu der Frage, warum dies noch nicht geschehen sei, gab es keine näheren Angaben.
Mehrere Kommunen entschieden auf eigene Faust, dass sie es auch Schülern der Klassen sieben bis zehn erlauben werden, an die Schulen zurückzukehren. Das »Forum 15«, ein Zusammenschluss aus den 15 größten israelischen Städten, entschied, ab Mittwoch sämtliche Klassen wieder in die Gebäude zu lassen. Das Kabinett hatte dies erst für den 9. März beschlossen.
»Grund sind die pädagogischen, sozialen und mentalen Schwierigkeiten der Schüler«, urteilt das »Forum 15«.
Die Schüler sollen in kleinen Gruppen zwei- oder dreimal in der Woche an die Schulen kommen. An den anderen Tagen werde es Fernunterricht geben. Grund, so das Forum, seien die »pädagogischen, sozialen und mentalen Schwierigkeiten der Schüler«. Neben Tel Aviv und Haifa haben sich auch Beer Sheva, Netanja, Rischon LeZion, Petach Tikwa und andere Städte für diese Regelung ausgesprochen – insgesamt 17.
Sowohl die Lehrervereinigung als auch das Bildungsministerium indes kritisierten den Schritt. »Lasst uns daran denken, dass es ein Gesetz ist, wenn die Regierung Vorgaben erlässt und diese in der Knesset bestätigt werden«, so Bildungsminister Yoav Gallant (Likud). »Bürgermeister sind ernsthafte Leute. Sie werden es nicht auf sich nehmen, israelische Gesetze zu brechen. Wir spielen hier keine Spiele.«