Heimreise

Nachtflug nach Tel Aviv

Die israelische Airline EL AL bringt viele Israelis in die Heimat Foto: Flash90

Es ist Sonntagabend, der neunte Tag des Krieges gegen die Hamas geht zu Ende. Der Krisenstab der Bundesregierung hat aufgrund der aktuellen Entwicklung eine Reisewarnung für Israel erlassen. Am Tag zuvor hat die Bundeswehr damit begonnen, deutsche Staatsbürger auszufliegen.

Die meisten Airlines haben ihre regulären Flugverbindungen eingestellt. Und doch gibt es weiterhin einige Flüge nach Tel Aviv. Die israelische Airline EL AL hält den Betrieb aufrecht. Die Maschinen sind weitgehend ausgebucht. An Bord: fast ausschließlich Israelis, die so schnell wie möglich nach Hause wollen.

So ist auch auf dem Flug LY 2374 nur Hebräisch zu hören. Kurz vor dem Start vom Haupstadtflughafen BER haben die meisten an diesem späten Sonntagabend noch schnell auf ihren Handys die Nachrichten geschaut, mit den Lieben daheim telefoniert, ein paar WhatsApp-Nachrichten an Freunde und Bekannte geschrieben.

Liat aus Beer Schewa war zu einem Kurztrip mit ihrem Freund nach Prag gereist. Auch ihr Flug wurde gestrichen. Einige Tage haben sie versucht, irgendwie nach Israel zu kommen, nun endlich der Rückflug. »Ich bin froh, nach Hause zurückzukehren«, sagt Liat. Sie und ihr Freund werden kurz bei der Eltern vorbeischauen und dann als Reservisten ihren Armeedienst antreten.

Roy aus Tel Aviv ist beruflich viel in Berlin. Er arbeitet im Hightech-Bereich. Auch er hat länger versucht, einen freien Platz zu bekommen. »Das war jetzt die erste Möglichkeit.« Eigentlich müsse er nicht zur Armee. Aber er möchte sich freiwillig melden. »Ich will jetzt meinem Land helfen.«

Menachem aus Jerusalem wollte ein paar Tage Berlin erleben, als ihn die Nachrichten aus Israel erreichten. Er hatte einen Rückflug mit Ryanair gebucht, der wurde gestrichen. Es war nicht einfach, bei EL AL einen Platz zu bekommen, erzählt er. Alles war ausgebucht. Umso mehr ist er jetzt glücklich, endlich wieder zurückzufliegen. »Schließlich muss man in dieser Zeit mit dem Volk Israel sein.«

Ein Ehepaar, das seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will, war für zwei Tage in der Stadt. Sie kommen aus der Nähe von Tel Aviv, haben eine gute Freundin in Berlin, die einen ganz besonderen Anlass zu feiern hatte. »Da wollten wir sie nicht allein lassen. Wir hatten schon lange zuvor gebucht. Und wir dachten, Israel wird es wohl diese beiden Tage auch ohne uns schaffen«, sagen die beiden. Dennoch haben sie ständig  die Nachrichten verfolgt. Sie seien besorgt, erzählen sie, nicht nur, weil ihre beiden Söhne derzeit in der Armee sind. »Aber wir weigern uns einfach, dass Angst und Terror unser Leben bestimmen.«

Die längste Reise an diesem Tag hat Doron hinter sich. Er war in Südkorea. Der Choreograf hat dort mit seiner Volkstanzgruppe aus Tiberias an einem internationalen Festival teilgenommen. »Mitten in die Veranstaltung platzte die Meldung vom blutigen Angriff der Hamas«. Sofort beschloss die Gruppe, sich auf den Heimweg zu machen. Viele von ihnen wurden zum Militärdienst gerufen. Sie mussten verschiedene Wege wählen, einige konnten schon früher fliegen. Doron ist nun mit den letzten acht jungen Tänzerinnen und Tänzern von Seoul nach Frankfurt geflogen. Ein Freund hat ihnen die Bahnfahrt nach Berlin organisiert. Nun legen sie die letzte Etappe ihrer Reise zurück. Und im Gepäck haben sie ein paar Medaillen. »Wenigstens können wir so etwas Stolz und gute Nachricht nach Israel bringen.«

3 Stunden und 45 Minuten später landet der Flug aus Berlin in Tel Aviv. Mitten im Krieg. »Irgendwie surrealistisch«, meint einer der Passagiere, als er die Maschine verlässt.

Essay

Das Gerücht über Israel

Die Geschichte des Antisemitismus ist eine Geschichte der Lüge. Was früher dem Juden als Individuum unterstellt wurde, wird nun Israel als Nation vorgeworfen

von Daniel Neumann  06.09.2025 Aktualisiert

Gaza

Psychoterror am 700. Tag - Hamas lässt Geiseln um ihr Leben flehen

Die Hamas hat ein neues Propagandavideo veröffentlicht. Die ausgemergelten Geiseln Guy Gilboa-Dalal und Alon Ohel werden in Gaza-Stadt vorgeführt

von Sabine Brandes  06.09.2025

Terror

Die Geisel Matan Angrest ist dem Tode nahe

Die Mutter des am 7. Oktober 2023 von der Hamas verschleppten Soldaten Matan Angrest hat einen Anruf von der israelischen Armee erhalten

von Sabine Brandes  06.09.2025

Meinung

Einseitig, fehlerhaft, selbstgerecht

Die »International Association of Genocide Scholars« bezichtigt Israel des Völkermords. Die Hamas spricht sie von jeder Verantwortung für die Lage in Gaza frei. Eine Erwiderung

von Menachem Z. Rosensaft  05.09.2025

Nahost

Minister deutet Intensivierung des Einsatzes in Gaza an

Israel fordert die Freilassung aller Geiseln und eine Entwaffnung der Hamas, um den Gaza-Krieg zu beenden. Israel Katz droht den Terroristen, sollten sie sich darauf nicht einlassen

 05.09.2025

Gaza-Stadt

Armee: Hamas will Geiseln bei Evakuierung unter Zivilisten verstecken

Die Sorge wächst, dass die Hamas auch humanitäre Korridore missbrauchen könnte, um Geiseln in den Süden zu bringen

 05.09.2025

Gaza

Angeblich von der Armee getöteter Junge taucht wieder auf

Abdul Rahim Muhammad Hamdan, der laut einem Zeugen von israelischen Soldaten getötet wurde, lebt. Seine Familie wurde von der Hamas unter Druck gesetzt

 05.09.2025

Diplomatie

Israel: Kein Macron-Besuch ohne Kurswechsel Frankreichs

Warum Staatspräsident Macron in Israel derzeit offiziell unerwünscht ist

 04.09.2025

Ferdinand von Schirach

»Sie werden von mir kein Wort gegen Israel hören«

Der Jurist und Schriftsteller war zu Gast bei Markus Lanz - es war eine in mehrfacher Hinsicht bemerkenswerte Sendung

von Michael Thaidigsmann  04.09.2025