Gazastreifen

Nach Berichten über Schüsse: Armee ändert Strategie an Verteilzentren

Palästinenser warten am GHF-Verteilzentrum in Khan Yunis auf Lebensmittel. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Nach Berichten über Schüsse auf Zivilisten durch Soldaten hat das israelische Militär angekündigt an, seine Vorgehensweise im Gazastreifen im Umfeld von Hilfsgüter-Verteilzentren der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) neu zu organisieren.

Die israelische Armee gab an, sie habe die von der GHF betriebenen Verteilungszentren umzäunt, Warnschilder aufgestellt, zusätzliche Zugangswege geöffnet und Barrieren errichtet, um »Spannungen mit der Bevölkerung« zu reduzieren und weiterhin sicherzustellen, dass die Hilfslieferungen nicht in die Hände von Terroristen der Hamas gelangen.

Mit Maßnahmen wie diesem Warnschild will die israelische Armee »Spannungen mit der Bevölkerung« reduzieren

Die Armee bestätigte auf Anfrage Medienberichte, wonach das Militär wegen mehrerer Vorfälle ermittelt, bei denen Zivilisten Opfer von israelischem Beschuss nahe der Zentren wurden.

Die israelische Tageszeitung »Haaretz« hatte am Donnerstag eine Recherche veröffentlicht, in der der Zeitung zufolge Soldaten und Offiziere der IDF, die im Gazastreifen stationiert waren, berichten, dass ihnen angeblich befohlen worden sei, auf Zivilisten zu schießen, um den Andrang der Menschenmassen auf die Verteilzentren unter Kontrolle zu bringen.

»Wo ich stationiert wurde, wurden jeden Tag ein bis fünf Menschen getötet«, zitiert die Zeitung einen Soldaten. »Sie werden wie eine feindliche Macht behandelt - keine Maßnahmen zur Kontrolle der Menschenmassen, kein Tränengas - nur scharfe Schüsse mit allem, was man sich vorstellen kann: Maschinengewehre, Granatwerfer, Mörser. Dann, wenn das Zentrum öffnet, hört das Schießen auf und sie (die Zivilisten, Anm. d. Red.) wissen, dass sie sich nähern können. Schießen ist unsere Form der Kommunikation«, so der nicht namentlich genannte Soldat.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Israel Katz bezeichneten den Haaretz-Bericht als »Ritualmordlegende«. »Das sind bösartige Unwahrheiten, geschaffen, um die IDF, die moralischste Armee der Welt, zu diffamieren«, fügten sie hinzu.

Lesen Sie auch

Armee bestätigt mehrere Tote durch »ungenauen Artilleriebeschuss«

Nach Angaben der von den Terroristen der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde sollen dabei seit dem 27. Mai 549 angeblich Palästinenser ums Leben gekommen sein. Die Zahlen lassen sich allerdings nicht unabhängig überprüfen und unterscheiden auch nicht zwischen Zivilisten und Hamas-Terroristen, die in der Vergangenheit auch Mitarbeiter der Gaza Humanitarian Foundation ermordet haben.

Die israelische Armee hat mindestens drei Tote durch »ungenauen Artilleriebeschuss« bestätigt. Der Beschuss habe aber nicht den Zivilisten gegolten.

Lesen Sie auch

Soldaten hätten in der Vergangenheit scharf geschossen, wenn sich Menschen außerhalb der vorgesehenen Routen oder außerhalb der Öffnungszeiten den Verteilzentren genähert und für die Soldaten eine Bedrohung dargestellt hätten, schrieb auch die »Times of Israel«. Dabei seien »wenige Menschen« getötet worden, hieß es unter Berufung auf Israels Armee.

Israels Armee bestätigte die Einzelheiten des Berichts auf Anfrage nicht. Nach Berichten über Opfer habe es Untersuchungen gegeben. Einsatzkräfte hätten aufgrund der dabei gewonnen Erkenntnisse Anweisungen bekommen. Details nannte die Armee nicht.

Laut der »Times of Israel« stellte das israelische Militär nach den Vorfällen den Beschuss in der Nähe der Verteilzentren ein. Die GHF-Zentren werden von privaten, amerikanischen Sicherheitsfirmen betrieben. Das weitere Umfeld der Zentren soll von israelischen Einheiten gesichert werden. (mit dpa)

Israel

WIZO trauert um Ehrenpräsidentin Tova Ben-Dov

Sechs Jahrzehnte lang widmete sie sich der WIZO. Nun ist Tova Ben-Dov im Alter von 88 Jahren in Israel gestorben

 20.10.2025

Jerusalem

Benjamin Netanjahu will 2026 wieder kandidieren

Der Ministerpräsident zeigt sich auch bezüglich der nächsten Wahlen selbstbewusst

 20.10.2025

Nahost

»Wir zählen nicht mehr die Minuten«

Die Geschwister der freigelassenen Geisel Evyatar David haben sich vermutlich ein letztes Mal an die Öffentlichkeit gewandt - und ein Statement ihres Bruders verlesen

 20.10.2025

Abnehmen

Israelische Studie: Hypnose statt Magenverkleinerung funktioniert

Im Jerusalemer Hadassah Medical Center stellt sich heraus: Hypnose-Behandlungen haben denselben Effekt wie risikoreiche Operationen

 20.10.2025

Gaza

Israel kehrt nach Angriff der Hamas zur Waffenruhe zurück

Die Armee wolle die Vereinbarung weiter einhalten, »aber auf jede Verletzung mit Nachdruck reagieren«

 20.10.2025

Israel

Auf dem Weg ins neue Leben

Ariel und David Cunio sind aus dem Krankenhaus entlassen worden. Gali und Ziv Berman, Maxim Herkin, Yosef Chaim Ohana und Elkana Bohbot ebenfalls

 19.10.2025

Waffenstillstand und Geiselbefreiung

»Papa ist endlich zu Hause«

Die beiden toten Geiseln Ronen Engel und Sonthaya Oakkharasri wurden in der Nacht nach Israel überführt

von Sabine Brandes  19.10.2025

Nahost

Israels Armee wirft Hamas Verstoß gegen Waffenruhe vor

Die Terrororganisation soll mehrere direkte Angriffe gegen israelische Truppen ausgeführt haben

 19.10.2025

Washington

US-Außenministerium warnt vor Angriffsplänen der Hamas

Die USA hätten die Garantiemächte des Gaza-Friedensplans über »glaubwürdige Berichte« informiert, die auf eine Verletzung der bestehenden Waffenruhe hindeuteten

 19.10.2025