Gaza

Möglicher Geiseldeal zu Chanukka

Das Symbol für die Befreiung der Geiseln erschien am Montag am israelischen Himmel. Foto: Flash90

Ein Zeichen am Himmel? Am Montagmorgen sahen viele Israelis Kondensstreifen eines Kampfjets in Form des Schleifensymbols, das für die Befreiung der Geiseln aus Gaza steht. Während die Armee angab, nichts dergleichen für ihre Piloten genehmigt zu haben, gibt es Nachrichten aus Israel und Gaza, dass die Hoffnungen auf einen Geiseldeal »noch nie so groß« waren wie im Moment.

Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz kommentierte am selben Tag während einer Anhörung des Außen- und Verteidigungsausschusses Berichte über Fortschritte bei den Verhandlungen mit der Terrororganisation Hamas. »Wir sind einem Geiselabkommen so nahe wie nie zuvor seit dem letzten Mal.«

Israelische Zeitungen vom Sonntag zitierten einen israelischen Beamten mit der Aussage, dass eine Einigung bis zum 25. Dezember erzielt werden könne und dass die ersten Geiseln möglicherweise am jüdischen Lichterfest Chanukka freigelassen würden. Allerdings werde die Umsetzung des Abkommens über einen längeren Zeitraum erfolgen. Chanukka beginnt in diesem Jahr am Abend des 25. Dezembers.

Hauptstreitpunkt zwischen Israel und Hamas ist Zahl der Geiseln

Während des Massakers der Hamas in südlichen israelischen Gemeinden waren mehr als 1200 Menschen ermordet und 251 Geiseln nach Gaza verschleppt worden. Im Rahmen eines Waffenstillstands mit der Hamas vom 24. bis zum 30. November 2023 wurden 105 Geiseln, hauptsächlich Frauen und Kinder, freigelassen. Derzeit sind noch immer 100 Menschen in der Gewalt der Terrororganisation in Gaza. 36 von ihnen wurden von der IDF für tot erklärt.

Der Hauptstreitpunkt zwischen Israel und der Hamas bleibt die Zahl der Geiseln, die im Rahmen des Abkommens freigelassen werden sollen. Angeblich warte Israel auf die Antworten der Hamas, was den Rahmen des Deals als auch die Fähigkeit der Terrororganisation betrifft, die Geiseln, die an vielen verschiedenen Orten im Gazastreifen gefangen gehalten werden, ausfindig machen zu können. »Der Ball ist in ihrem Feld«, heißt es aus Israel.

Die Vermittler haben ihre Kontakte und Gespräche intensiviert, um schnell eine Einigung zu erzielen.

In der libanesischen Zeitung Al-Akhbar, die der schiitischen Terrorgruppe Hisbollah nahesteht, wurde berichtet, dass derzeit »auf beiden Seiten eine beispiellose Bereitschaft besteht«, das Abkommen abzuschließen. Angeblich sei auch der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu willens, einen Deal zu machen.

Die saudi-arabische Nachrichtenagentur Asharq News zitierte einen Sprecher der Hamas, der mit den Verhandlungen vertraut sein soll. Er gab an, dass man einen Vorschlag vorgelegt habe, der »große Flexibilität zeigt und ein schrittweises Ende des Krieges sowie einen Abzug der israelischen Armee in Etappen gemäß einem vereinbarten Zeitplan sowie Garantien von internationalen Vermittlern« vorsehe.

Die endgültigen Ziele der Terrorgruppe seien allerdings weiterhin eine dauerhafte Einstellung des Krieges, ein vollständiger Abzug der israelischen Streitkräfte, die Rückkehr der vertriebenen Gaza-Bewohner in ihre Häuser und »ein fairer Deal für die Freilassung von Geiseln und palästinensischen Gefangenen«, fügt der Vertreter der Terrorgruppe hinzu.

Die Vermittler hätten ihre Kontakte und Gespräche intensiviert, um die Lücken zu überbrücken und schnell eine Einigung zu erzielen, denn die Hoffnung, eine Übereinkunft zu erreichen, sei außergewöhnlich groß. »Wir sind einem Waffenstillstand und einem Gefangenenaustausch so nahe wie nie zuvor, wenn Netanjahu die Vereinbarung nicht behindert«, hieß es weiter. Die Terrorgruppe meint, Washington müsse Druck auf den israelischen Ministerpräsidenten ausüben.

Netanjahu telefonierte mit Trump

Am Abend zuvor hatte Netanjahu mit dem künftigen US-Präsidenten Donald Trump telefoniert. In einer Erklärung aus seinem Büro stand später: »Es war ein sehr freundliches, sehr herzliches und sehr wichtiges Gespräch. Wir sprachen über die Notwendigkeit, Israels Sieg zu vollenden, und wir sprachen auch ausführlich über die Bemühungen, die wir unternehmen, um unsere Geiseln zu befreien.« Trump wünscht sich angeblich so bald wie möglich einen Waffenstillstand und eine Freilassung der Geiseln, noch vor seiner Amtseinführung und möglicherweise noch vor Jahresende.

Währenddessen sollen Jerusalem und Kairo angeblich Unstimmigkeiten darüber haben, wie die zukünftige Verwaltung des Rafah-Grenzübergangs zwischen Gaza und Ägypten aussehen soll. Ägyptischen Sicherheitsquellen zufolge seien die Gespräche der letzten Tage dafür genutzt worden, den auf dem Tisch liegenden Vorschlag für eine Einigung um mehr Geiseln und eine längere Einstellung der Kämpfe zwischen der israelischen Armee und der Hamas in Gaza zu erweitern.

Terror

Mehrere Verletzte bei Messerangriff in Tel Aviv

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage kommt es in Tel Aviv zu einem Messerangriff. Der Täter wird erschossen

 21.01.2025

Meinung

Trump und Israel: Eine unbequeme Wahrheit

Der designierte 47. US-Präsident hat noch vor Amtsantritt mit seiner Nahostpolitik der maximalen Abschreckung und Härte mehr in Israel und Gaza erreicht als die Biden-Administration und die Europäer in den vergangenen 13 Monaten

von Philipp Peyman Engel  21.01.2025 Aktualisiert

Interview

»Es gibt einen Sieg, aber er ist nicht vollständig«

Der Analyst Yossi Torfstein über die militärische Stärke der Hamas im Gazastreifen und die Frage, ob Israels Kriegsziele in den vergangenen Monaten erreicht wurden

von Ayala Goldmann  21.01.2025

Westjordanland

Israelische Armee führt Einsatz in Terrorhochburg Dschenin durch

Ministerpräsident Netanjahu zufolge soll damit der Einfluss des Irans geschwächt werden

 21.01.2025

Israel

Israels Generalstabschef kündigt Rücktritt an

Herzi Halevi will Amtszeit beenden: »In Anerkennung meiner Verantwortung für das Versagen der IDF am 7. Oktober«

von Detlef David Kauschke  21.01.2025

Freigelassene Geiseln

»Wir hatten Todesangst«

Die drei Frauen haben erstmals öffentlich über ihre Zeit in der Gewalt der Hamas gesprochen

von Imanuel Marcus  21.01.2025

Westjordanland

Trump hebt Sanktionen gegen radikale israelische Siedler auf

Seit Beginn des Gaza-Kriegs ist es vermehrt zu Ausschreitungen radikaler israelischer Siedler gegen Palästinenser im Westjordanland gekommen. Rechte jubeln über die Aufhebung der Sanktionen

 21.01.2025

Nahost

Hamas: Vier Frauen sollen Samstag freikommen

Im Gazastreifen herrscht Waffenruhe. Die ersten drei Geiseln sind zurück in Israel. Nun bestätigt die Hamas den Termin für den nächsten Austausch von Entführten gegen palästinensische Häftlinge

 21.01.2025

USA

Netanjahu zu Trump: »Die besten Tage liegen noch vor uns«

Der israelische Ministerpräsident hat dem neuen US-Präsidenten gratuliert und mit Lob überschüttet, doch es zeichnen sich auch Spannungen ab

von Nils Kottmann  21.01.2025 Aktualisiert