Flugverkehr

Mit EL AL nach Abu Dhabi

»Salam, Peace, Shalom«: EL-AL-Maschine mit Delegationen der israelischen und amerikanischen Regierungen nach der Landung in Abu Dhabi Foto: dpa

Das Wort steht in drei Sprachen auf der Boeing 737 der israelischen Fluggesellschaft EL AL: »Salam, Peace, Shalom«. Frieden. Einige Wochen nach der historischen Vereinbarung zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) ist am Montag der erste Direktflug einer Passagiermaschine auf dem Ben-Gurion- Flughafen gestartet, sicher in der Golfnation gelandet und am Dienstag wieder zurückgekehrt.

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Mit an Bord auf dem Weg nach Abu Dhabi waren zwei offizielle Delegationen der israelischen und US-amerikanischen Regierungen. »So sieht Frieden aus«, twitterte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.

»So sieht Frieden aus«, twitterte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.

Der Leiter des Nationalen Sicherheitsrates, Meir Ben-Schabbat, der die Gespräche mit den Emiratis leitete, sagte vor Abflug, er sei aufgeregt und stolz, die israelische Delegation zu den Gesprächen in Abu Dhabi anführen zu dürfen.

FRIEDENSABKOMMEN Zweck sei es, grundlegende Verständigungen beim Tourismus, in Medizin, Technologie, Handel und in anderen Bereichen zu erreichen, bevor das historische Friedensabkommen geschlossen wird, das Netanjahu, US-Präsident Donald Trump und der Kronprinz von Abu Dhabi, Mohammad bin Zayed, vereinbart haben. »An diesem Morgen hat der traditionelle Gruß ›Gehe in Frieden‹ eine besondere Bedeutung für uns«, so Ben-Shabbat.

https://twitter.com/netanyahu/status/1300430295246811136

Vor drei Wochen hatten die Vereinigten Arabischen Emirate überraschend verkündet, sie wollten die Beziehungen zu Israel vollständig normalisieren. Im Gegenzug hat Jerusalem vor, zunächst auf die Annexion von Teilen des palästinensischen Westjordanlandes zu verzichten, was Netanjahu wiederholt angekündigt hatte. Sowohl Israel als auch die VAE sind Gegner der aggressiven Expansionspolitik des Regimes in Teheran und sehen den Iran als existenzielle Bedrohung an.

Golfnation Als dritter arabischer Staat nach Ägypten und Jordanien und als erste Golfnation wollen die Vereinigten Arabischen Emirate demnächst offiziell Frieden mit dem jüdischen Staat schließen. Bislang galt es als Tabu für alle arabischen Regierungen, Verträge mit Israel zu unterzeichnen, bevor der Konflikt mit den Palästinensern beigelegt ist. Und die neuen diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und den VAE wurden sofort ganz konkret.

»Ich heiße die ersten Übereinkünfte willkommen, die in Abu Dhabi unterschrieben wurden«, so Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Am Dienstagmorgen hatten der Generaldirektor im Büro des Premiers, Ronen Peretz, und der Gouverneur der Zentralbank der VAE, Abdulhamid Saeed, das erste gemeinsame Protokoll zum Bank- und Finanzwesen abgezeichnet.

Ein erstes gemeinsames Protokoll zum Bank- und Finanzwesen wurde abgezeichnet.

Bei der Reise mit dabei war auch der US-Berater und Nahost-Vermittler Jared Kush­ner, Schwiegersohn des amerikanischen Präsidenten. Kushner sprach vor dem Abflug von einer »historischen Reise«. Er habe an der Kotel dafür gebetet, »dass Muslime und Araber auf der ganzen Welt diesen Flug sehen werden und erkennen, dass wir alle Kinder Gottes sind und dass die Vergangenheit die Zukunft nicht bestimmen muss«.

Jewish Agency Von einem neuen Kapitel in der faszinierenden Geschichte des jüdischen Volkes sprach auch Isaac Herzog, Vorsitzender der Jewish Agency, »denn wir beginnen, mit der jüdischen Gemeinde in den Emiraten zusammenzuarbeiten«.

Herzog, die Geschäftsführerin seiner Organisation Amira Ahronoviz und der Weltvorsitzende von Keren Hayesod, Sam Grundwerg, sprachen am Montagabend mit dem Oberrabbiner des Rates der Juden in den Emiraten, Rabbi Yehuda Sarna, und vereinbarten, der dortigen Gemeinde zu helfen. Sarna bat um Unterstützung für ein jüdisches Gemeindeleben – unter anderem erwähnte er Bildung, Identitätsstiftung und Ferienlager.

Auch die Möglichkeit, einen dauerhaften Gesandten der Jewish Agency (Schaliach) zu entsenden, wurde diskutiert. »Nach Jahren, in denen wir mit großer Diskretion funktioniert haben, sind wir offiziell bereit, loszulegen«, so der Rabbiner. Die Partnerschaft mit der Jewish Agency bringe Verbundenheit, nach der man sich so sehne.

Am Dienstag kamen Mitglieder der israelischen Delegation mit Vertretern der jüdischen Gemeinde in Abu Dhabi zusammen und hielten einen Minjan ab. Mit dabei: der Leiter des Nationalen Sicherheitsrates Ben-Shabbat. Die Größe der jüdischen Gemeinde wird auf einige Hundert bis 1500 Mitglieder geschätzt. Sie stehe angeblich kurz davor, in den VAE als offizielle religiöse Gemeinde anerkannt zu werden, heißt es.

Saudi-Arabien gilt als einer der nächsten Kandidaten für eine Normalisierung zu Israel.

»Dies ist der aufregendste Flug meines Lebens«, sagte Pilot Tal Becker, der die Maschine auf der drei Stunden und 20 Minuten dauernden Route von Tel Aviv über Saudi-Arabien bis nach Abu Dhabi lenkte. Mit Saudi-Arabien unterhält Israel bisher keine diplomatischen Beziehungen. Das Flugzeug ist nach israelischen Medienberichten mit einem besonderen Schutzsystem ausgerüstet, das unter anderem Boden-Luft-Raketen abwehren kann. Saudi-Arabien gilt als eines der nächsten Länder, das mit Israel eine Normalisierung der Beziehungen angehen könnte.

Netanjahu lobte das Abkommen mit den VAE als »Frieden für Frieden« ohne territoriale Konzessionen. Damit bezog er sich auf die Palästinenser, die Konzessionen in Sachen Gebieten von den Israelis verlangen, bevor sie sich an den Verhandlungstisch setzen wollen.

friedensschluss Gleichwohl könnte der Friedensschluss zwischen dem jüdischen Staat und den Emiraten eine Vorbedingung enthalten: die eines Rüstungsgeschäftes zwischen den USA und der Golfnation. Es geht um den Verkauf von hoch entwickelten F-35-Kampfflugzeugen der USA an die VAE, eigentlich ein Tabu für Jerusalem, das auf einen militärischen Vorsprung in der Nahostregion besteht. Während des Fluges bestätigte Kushner das Ansinnen der USA: »Ich glaube, dass Präsident Trump dies mit Premierminister Netanjahu diskutieren wird. Netanjahu hat ein enormes Vertrauen in Trump.«

Währenddessen warteten die Emiratis nicht mit Waffen auf die Gäste aus Israel, sondern mit koscheren Speisen. Die Tageszeitung »Israel Hayom« berichtete, die königliche Familie in Abu Dhabi habe durch die lokale jüdische Gemeinde die Orthodoxe Union kontaktiert. In die Hotels und Konferenzzentren wurden Kaschrut-Überwacher (Maschgichim) bestellt, damit die Delegationen mit Köstlichkeiten versorgt werden – koscher mit Stempel und Zertifikat.

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