Mehr als 60 Geschosse aus dem Gazastreifen sind in der Nacht zum Dienstag auf die südlichen Gemeinden in Israel abgefeuert worden. Die Menschen in der Region wurden fortdauernd durch Sirenen geweckt und mussten in die Schutzräume hasten oder blieben gleich dort.
Als Reaktion darauf setzte Israel den Beschuss des Gazastreifens durch die Luftwaffe fort. Dabei wurden bereits am Montagabend drei Gebäude der Hamas zerstört, darunter auch das Büro des Hamas-Chefs Ismail Hanija. Dieser sei aber nicht verletzt worden, hieß es.
ASCHKELON Die Angriffe der israelischen Luftwaffe waren auch eine direkte Reaktion auf die Rakete, die die Hamas am Montagmorgen auf das Zentrum von Israel abgefeuert hatte. Durch den palästinensischen Angriff wurden sieben Israelis verletzt, darunter drei Kinder.
Auch in der Großstadt Aschkelon schrillten die Sirenen. Verletzte gab es nicht.
Am Dienstag herrscht seit den frühen Morgenstunden weitgehend Ruhe. Allerdings sorgen sich viele Bewohner, dass dies nur die »Ruhe vor dem Sturm« sei. Der Großteil der Hamas-Raketen wurde durch das Abfangsystem Iron Dome abgeschossen, andere landeten auf offenem Gebiet. Auch in der Großstadt Aschkelon schrillten die Sirenen. Verletzte oder Sachschaden gab es nicht.
Die Armee ordnete an, dass Versammlungen mit mehr als 300 Menschen untersagt sind. Schulen und Kindergärten in der Region, die an den Gazastreifen angrenzen, bleiben geschlossen. Ihrer Arbeit nachgehen dürfen nur jene, die in kürzester Zeit einen Sicherheitsraum erreichen können. Im ganzen Land haben Regionalräte und Stadtverwaltungen die öffentlichen Bunker für die Bevölkerung zugänglich gemacht.
HELIKOPTER Die Armee beschoss nach eigenen Angaben am Morgen im nördlichen Gazastreifen Ziele, darunter ein Gelände in Beit Lahia, das dem Islamischen Dschihad zugeordnet wird. Auch militärische Einrichtungen der Hamas in Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens wurden ins Visier genommen. Panzer und Helikopter griffen zudem Hamas-Stellungen in Grenznähe an.
Israel werde alle nötigen Schritte gegen den Beschuss aus Gaza einleiten, kündigte Premier Netanjahu an.
Nur Stunden nach dem direkten Einschlag der Rakete auf das Wohnhaus in Mishmeret am Montagmorgen hatten Vertreter der Jewish Agency den Opfern Notfallhilfe überbracht. Insgesamt vier Familien in dem Moschaw sind betroffen. Nach Angaben der Organisation erhielt jede Familie »einige Tausend Schekel« durch den Fonds für die Opfer von Terror.
Der israelische Premier Benjamin Netanjahu, der seine US-Reise wegen des Raketenbeschusses abgekürzt hatte und nach Israel zurückkehrte, sagte vor seinem Abflug in Washington, dass Israel alle nötigen Schritte gegen Gaza einleiten werde. »Wir haben eine sehr, sehr kräftige Antwort gegeben. Die Hamas muss wissen, dass wir nicht zögern.« Nach seiner Landung wird erwartet, dass er direkt in das Hauptquartier der Armee in Tel Aviv zu einer Besprechung der Lage mit Militärs fahren wird.
Hamas und Islamischer Dschihad hatten ebenso überraschend wie einseitig eine Waffenruhe verkündet.
WAFFENRUHE? Am späten Abend hatten die beiden militanten Terrororganisationen im Gazastreifen, die von der israelischen Armee für die Raketenangriffe verantwortlich gemacht werden, Hamas und Islamischer Dschihad, ebenso überraschend wie einseitig eine Waffenruhe verkündet. Angeblich sei sie durch Ägypten verhandelt worden. Jerusalem bestätigte indes nicht. Und nur wenige Stunde darauf feuerten militante Palästinenser wieder Raketen aus Gaza auf Israel.
Bildungsminister Naftali Bennett, Vorsitzender der Rechtspartei Hajamin Hachadasch, warnte, dass ein Waffenstillstand »eine Peinlichkeit für Israel« wäre und »Terror bizarren Rückhalt« gebe. Er werde alles tun, um das zu verhindern.
»Es gibt kein anderes Land in der Welt, das nicht für die Raketen vergelten würde und kein anderes Land, in dem das Blut der Bürger so wenig Beachtung findet, wie wir es hier in den vergangenen Tagen gesehen haben«, so Bennett. Seine Worte reihen sich in die Wahlkampfrhetorik ein, die derzeit aus vielen Ecken des politischen Parketts tönt. Die Parlamentswahlen in Israel finden in zwei Wochen statt.