Der am 7. Oktober 2023 von der Hamas begonnene Krieg gegen Israel hat auch die Bevölkerung Gazas in eine verzweifelte Lage gebracht. Während sich Israel gegen die Terroristen wehrte, kamen in dem Küstenstreifen auch viele Zivilisten um. Hunderttausende wurden zu Binnenflüchtlingen und wurden von ihrer eigenen Führung als lebende Schutzschilde missbraucht.
Trotz allem sagen 53 Prozent der Palästinenser, die Entscheidung der Hamas, Israel zu überfallen, sei richtig gewesen. Dies geht aus einer Umfrage der People’s Company for Policy and Survey Research (PCPSR) hervor. Das Institut befragte zwischen dem 22. und 25. Oktober insgesamt 1200 Palästinenser – 760 aus dem Westjordanland und 440 aus Gaza.
Im Juni 2024 hatten in einer früheren Befragung dieser Art noch 67 Prozent der Palästinenser angegeben, sie hätten die Entscheidung, Israel zu attackieren, unterstützt. 71 Prozent waren es im März 2024. Im Vergleich zum Mai dieses Jahres, als 50 Prozent der Palästinenser diese Ansicht äußerten, stieg der Wert wieder leicht an.
Unterschiede gibt es je nach Wohnort. Palästinenser aus dem Westjordanland gaben in der jüngsten Umfrage zu 59 Prozent an, der Angriff vom 7. Oktober gegen Israel sei ein richtiger Schritt gewesen. In Gaza, wo die Folgen des Angriffs deutlich spürbar sind, waren es 44 Prozent, die diese Antwort gaben.
Die Studie mit umfangreichen Befragungen kommt auch zu dem Ergebnis, dass über 70 Prozent der Palästinenser von dem Trump-Plan für Gaza gehört haben, der nun umgesetzt werden soll. Demnach sind 47 Prozent dafür und 49 Prozent dagegen. Auch hier ergeben sich regionale Unterschiede. Im direkt vom Krieg betroffenen Gaza befürworten 60 Prozent der Bewohner den Friedensplan.
Einer der zentralen Aspekte des Plans ist eine Entwaffnung der Hamas, die diese selbst strikt ablehnt. Insgesamt 70 Prozent der Palästinenser sprechen sich in der Umfrage gegen die Entwaffnung aus, unter den Bewohnern Gazas sind es jedoch lediglich 55 Prozent.
Palästinensischer Staat
Die Studie belegt auch, dass in Zusammenhang mit den Aussichten für die Zukunft allgemein Skepsis herrscht. Eine Mehrheit, nämlich 70 Prozent der Palästinenser, glauben nicht daran, dass der Trump-Plan innerhalb der nächsten fünf Jahre zur Gründung eines palästinensischen Staates führen wird, während 60 Prozent meinen, der Friedensplan werde nicht einmal den Krieg endgültig stoppen.
Ein internationales Expertenteam als Regierung Gazas nach dem Krieg wird von einer knappen Mehrheit unterstützt. Wenn dieses Team von Palästinensern angeführt wird, sind weitaus mehr Befragte bereit, einer solchen Führung zuzustimmen.
Auch geht aus den Umfrageergebnissen hervor, dass eine Mehrheit der Palästinenser in einem einzigen Punkt mehrheitlich so denkt wie die israelische Regierung: Nur etwa ein Drittel der Befragten befürwortet eine Teilhabe der Palästinensischen Autonomiebehörde von Mahmud Abbas an der künftigen Regierung Gazas, der Rest ist dagegen.
Abbas und Hamas
Eine Mehrheit der Bewohner Gazas, 72 Prozent, gaben in der Umfrage an, eine verwandte Person sei im Krieg entweder getötet oder verletzt worden. Eine große Mehrheit musste mehrfach vor Kämpfen fliehen, seitdem sich Israel in Gaza gegen den Terror wehrte. Für das Leid machen die meisten Palästinenser Israel verantwortlich, obwohl der jüdische Staat auch in den aktuellen Krieg hineingezogen wurde.
Ein weiteres Ergebnis lässt aufhorchen: Eine enorme Mehrheit der Befragten – 86 Prozent – glauben nicht, dass die Hamas am 7. Oktober 2023 Gräueltaten in Israel begangen hat. Die beteiligten Hamas-Terroristen selbst hatten viele ihrer Verbrechen mit Videokameras mitgeschnitten und die Belege damit selbst geliefert. Dennoch glauben nur 10 Prozent der Befragten, dass sie sie wirklich begingen.
Unter Palästinensern genießt die Hamas weiterhin mehr Ansehen als der vor 19 Jahren für vier Jahre gewählte Präsident Mahmud Abbas. 80 Prozent wollen seinen Rücktritt. Trotz des Krieges mit schlimmen Folgen für viele Palästinenser und trotz der Massaker und Geiselnahmen wird die Hamas von weitaus mehr Palästinensern unterstützt, als die Fatah-Bewegung von Abbas.
Schwierige Bedingungen
60 Prozent sind mit dem Vorgehen der Hamas zufrieden. Im Gazastreifen ist es mit 51 Prozent eine schmale Mehrheit, im Westjordanland befürworten aber 66 Prozent die Handlungen der Terroristen.
Die Antwort auf eine weitere relevante Frage mag überraschen: Eine Zweistaatenlösung, wie sie die Palästinenserführung seit 1948 immer wieder abgelehnt hat, wird von immerhin 45 Prozent der Palästinenser befürtwortet, während 53 Prozent dagegen sind. In Gaza sind nun mehr Bewohner für diese Lösung als vor dem Krieg.
Die Umfrage wurde aufgrund des Krieges unter schwierigen Bedingungen durchgeführt. Laut PCPSR war »Siedlergewalt« ausschlaggebend für die Situation im Westjordanland. Die regelmäßigen palästinensischen Terroranschläge in der Region, die zu der illegalen Selbstjustiz durch Siedler führten, werden verschwiegen.
Geiseln und Häftlinge
In Gaza wurden sowohl Personen in von der Hamas kontrollierten Gebieten befragt, was die Frage aufwirft, wie frei sie sprechen konnten.
Unklar ist auch, wie neutral die Autoren der Studie waren. Palästinensische Häftlinge, die im Austausch für israelische Verschleppte freigelassen wurden, bezeichneten sie im Vorwort der Studienergebnisse als »Geiseln«.
Alle Ergebnisse der von der People’s Company for Policy and Survey Research (PCPSR) durchgeführten Umfrage sind hier einsehbar (Englisch).