Itamar Ben-Gvir, Israels Minister für Nationale Sicherheit und Vorsitzender der rechtsextremen Partei Otzma Jehudit, sorgt mit einem Vorschlag für »Sicherheitszonen« in Gefängnissen für Kopfschütteln: Wo andere über Gefängnismauern, Kameras und Stacheldraht diskutieren, denkt der umstrittene Politiker über Krokodile nach. Und während sich viele fragen, ob die Idee ernst gemeint ist, legt Ben-Gvir nach und lässt seinen Wunsch nach einem »Kroko-Knast« offenbar schon prüfen.
Es geht um ein Hochsicherheitsgefängnis mit »Sicherheitszonen«, in denen Alligatoren schwimmen sollen. Die Idee ist laut eines Berichts der israelischen Zeitung »Yedioth Ahronoth« während einer Sicherheitsbesprechung mit dem Leiter des israelischen Gefängnisdienstes, Kobi Yaakobi, zur Sprache gekommen und werde nun als mögliche Einrichtung zur Unterbringung von Sicherheitsgefangenen geprüft.
Standort im Norden des Landes
Der vorgeschlagene Standort liegt nahe Hamat Gader, einem Kurort mit heißen Quellen im Norden Israels, der bereits ein kontrolliertes Alligator-Gehege beherbergt. Zwar stieß der Vorschlag nach israelischen Medienangaben bei anwesenden Beamten auf Skepsis, doch der israelische Gefängnisdienst hat eine erste Machbarkeitsstudie eingeleitet, berichtet »Yedioth Ahronoth« .
Inspiriert scheint Ben-Gvirs Vision von einer umstrittenen Einrichtung in den Vereinigten Staaten, die unter dem Namen »Alligator-Alcatraz« bekannt wurde. Die offiziell als »South Florida Detention Facility« bezeichnete Anlage wurde 2025 im Big-Cypress-Nationalpark eröffnet – mit Unterstützung von US-Präsident Donald Trump und Floridas Gouverneur Ron DeSantis. Umgeben von Sumpfgebiet und faktisch »bewacht« durch die natürliche Präsenz von Alligatoren, wurde das Gelände von Befürwortern als besonders ausbruchsicher gepriesen.
Kritiker hingegen verwiesen auf massive Umweltschäden, problematische Haftbedingungen und rechtliche Verstöße. Mehrere Klagen folgten, zeitweise wurde der Betrieb sogar gerichtlich untersagt.
Donald Trump: »Viele Leibwächter und viele Polizisten in Form von Alligatoren. Man muss ihnen nicht viel bezahlen.«
Bei einem Besuch vor Ort erklärte Trump damals: »Viele Leibwächter und viele Polizisten in Form von Alligatoren. Man muss ihnen nicht viel bezahlen. Allerdings würde ich nicht lange durch die Everglades rennen.«
Ben-Gvir ist eins der umstrittensten Mitglieder der aktuellen Regierung in Jerusalem – und das radikalste. Seinen Einfluss baute er in den vergangenen Jahren durch besonders harte Positionen in Sicherheits- und Justizfragen aus. Kritiker bezeichnen ihn als rechtsextrem und verweisen auf seine wiederholten Provokationen, insbesondere gegen Palästinenser, sowie auf Forderungen nach weitreichenden, oftmals rechtlich umstrittenen Maßnahmen im Namen der »nationalen Sicherheit«.
Ein zentrales Projekt seiner politischen Agenda ist die Einführung der Todesstrafe für verurteilte Terroristen. Ein entsprechender Gesetzentwurf passierte im November 2025 die erste Lesung in der Knesset mit 39 zu 16 Stimmen. Vorgesehen ist, dass Personen, die Israelis aus »rassistischen Motiven« töten und »mit der Absicht handeln, dem Staat Israel zu schaden«, künftig zwingend zum Tode verurteilt werden. Richterlicher Ermessensspielraum wäre dabei stark eingeschränkt.
Todesstrafe zuletzt in 1962 vollstreckt
De facto ist die Todesstrafe in Israel seit Jahrzehnten abgeschafft. Zuletzt wurde sie 1962 nach dem Prozess gegen den NS-Kriegsverbrecher Adolf Eichmann vollstreckt. Der aktuelle Vorstoß würde nicht nur einen historischen Bruch markieren, sondern auch eine tiefgreifende rechtliche und gesellschaftliche Debatte auslösen.
Kritiker warnen, dass das Gesetz faktisch ausschließlich palästinensische Täter betreffen würde – denn Ben-Gvir zufolge gibt es »keine jüdischen Terroristen« – und damit grundlegende Prinzipien des Rechtsstaats gefährdet.