Kurzmeldungen

Mail aus Jerusalem

»Lottomania«: Kiosk in Haifa Foto: Flash 90

Freude
Israels Lotto sorgt weiterhin für Schlagzeilen. Nachdem ein mittelloser Vater sagenhafte 11,5 Millionen Schekel gewonnen hatte und ein neues Leben begann, rückte in der vergangenen Woche der unbekümmerte Siegertyp in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Der Mann spielt zwar regelmäßig Lotto, prüft aber nicht regelmäßig, ob er auch wirklich gewonnen hat. Umso größer war seine Freude, als er jetzt einen vier Monate alten Wettschein überprüfte und erfuhr, dass er 74 Millionen Schekel, rund 13 Millionen Euro) und damit den größten Lottogewinn der israelischen Geschichte sein eigen nennen darf. Ein weiterer Rekord: Vermutlich hat noch niemand vor ihm ein so wertvolles Dokument, wie sein Lottovordruck es war, vier Monate lang in der Brieftasche getragen.

fundgrube

Willkommen im Emirat Israel. Nach einer Analyse des amerikanischen Geologieamtes USGS lagern im östlichen Teil des Mittelmeeres noch unentdeckte Schätze: rund 122 Billionen Kubikfuß Erdgas – das entspricht ungefähr dem weltweiten Jahresverbrauch – und 1,7 Milliarden Barrel Erdöl. An der Größe der Wirtschaftsgewässer gemessen, dürfte ein großer Teil der Vorkommen vor der israelischen Küste liegen. Die sensationelle Nachricht hat an der Tel Aviver Börse schon mal einen Run auf die Aktien einschlägiger Unternehmen ausgelöst. Im nächsten Schritt soll die Exploration ausgeweitet werden. Mit etwas Glück wird der alte Witz, Moses habe die Juden dummerweise in ein Land ohne Öl geführt, oder in diesem Fall auch Erdgas, bald endgültig überholt sein.

Flieger
Konkurrenz ist gut fürs Geschäft. In diesem Fall für das Geschäft der Konkurrenz. Nachdem Israels größte Fluggesellschaft El Al auch Inlandsflüge von Tel Aviv nach Eilat aufgenommen hat, sinnt die auf der kurzen Stre-cke bisher dominante Arkia-Airline auf Rache. Wie jetzt bekannt wurde, will Arkia Israelis bald Flüge in Eilats jordanische Nachbarstadt und Rivalin Akaba anbieten. Damit hofft das Unternehmen, die auf der Eilat-Strecke durch El Al verursachten Umsatzeinbußen wieder wettzumachen – zur Freude der Jordanier. Das Einzige, was das Vorhaben noch stoppen könnte, wäre die Angst vor Anschlägen: Nach Erkenntnissen einschlägiger Behörden sind Israelis in Jordanien nämlich terrorgefährdet.

Fleiss
Fast wäre die Putzfrau vor Schrecken weggelaufen. Als eine Reinemachekraft der Knesset spätabends das Dienstzimmer der Abgeordneten Anastassia Michaeli sauber machen wollte, merkte sie, dass jemand auf einer auf dem Fußboden ausgebreiteten Matratze schlief. Wie sich herausstellte, handelte es sich dabei jedoch nicht um einen Eindringling, sondern um die Volksdeputierte selbst. Um Fahrzeiten zu sparen und ihr Arbeitspensum besser bewältigen zu können, übernachtet die Abgeordnete schon mal im Parlamentsgebäude. Und da soll jemand sagen, dass sich Knessetmitglieder nicht überanstrengen.

Flucht
Dass ein Kind seine Siebensachen packt und ostentativ von zu Hause flüchtet – in der Hoffnung, bald gefunden zu werden –, kommt schon mal vor. Allerdings machen sich die Ausreißer meist per pedes auf den Weg. Einem Elfjährigen aus Mevasseret Zion bei Jerusalem war die Lauferei jedoch zu beschwerlich. Während er allein zu Hause war, entwendete er den Reserveschlüssel zu einem der Familienwagen, setzte sich ans Steuer und fuhr los. Als die Eltern heimkamen und die Abwesenheit ihres Sohnes wie des Pkws bemerkten, gingen sie davon aus, dass der Filius entführt worden sei. Umso erleichterter waren sie, als sich der Ausreißer wiederfand. Zwar hatte er nach einer drei Kilometer langen Fahrt ein anderes Automobil gerammt und beide Fahrzeuge erheblich beschädigt, kam selbst aber unversehrt davon.

Furie
Es ist für Eltern nicht leicht, wenn ihr Kind in der Schule von Klassenkameraden ständig belästigt und aufgezogen wird. Allerdings hat die Mutter einer Grundschülerin überreagiert. Nachdem sich ihre Tochter über wiederholte Anpöbelungen durch zwei andere Mädchen beschwert hatte, entwendete die 39-Jährige die Pistole ihres Mannes, betrat das Schulgebäude, machte die beiden Quälgeister ausfindig und schlug mit dem Handgriff der Waffe wiederholt auf sie ein. Die Mädchen erlitten leichte Verletzungen und mussten vor Ort verarztet werden. Die Mutter wurde von Lehrern und andren Eltern überwältigt und von der Polizei verhaftet.

Fernbahn
Die Planung und die Verlegung der über 9.000 Kilometer langen Transsibirischen Eisenbahn nahm vor einem Jahrhundert 46 Jahre in Anspruch. Auch in Israel kann der Bau einer Bahnstrecke lange dauern: Wegen wiederholter Verzögerungen wird die Verbindung zwischen Tel Aviv und Jerusalem – mit 65 Kilometern Gleislänge ein klitzekleines bisschen kürzer als die »Transsib« – nach aktualisierten Prognosen erst im Jahre 2016 betriebsbereit sein: 21 Jahre nach Beginn der Planungsphase. Wie das Amt des Staatskontrolleurs nach einer Überprüfung der peinlichen Affäre jetzt erklärt hat, hat die Bahn die happige Verspätung selbst zu verantworten. Da fragt man sich, ob die Trasse wirklich den Namen »Schnellbahnstrecke« verdient.

Terror

Bericht: Freigelassene Geisel wurde schwer gefoltert

Edan Alexander wurde am Abend aus der Gewalt der Hamas entlassen. Inzwischen soll er sich bereits zu der schlimmen Zeit in Geiselhaft geäußert haben

 12.05.2025

Terror der Hamas

»Du bist in Sicherheit. Du bist zu Hause«

Der junge amerikanisch-israelische Staatsbürger Edan Alexander hat nach 584 Tagen zum ersten Mal seine Familie wiedergesehen

von Sabine Brandes  12.05.2025

Geiseln

Edan Alexander ist nach 584 Tagen in Freiheit

Der junge amerikanisch-israelische Staatsbürger ist der erste männliche Soldat, der aus der Geiselhaft entlassen wird

von Sabine Brandes  12.05.2025 Aktualisiert

Vermisst

Maler und Mechaniker

Aviv Atzili liebte den Kibbuz und die Kunst

von Sabine Brandes  12.05.2025

Nahost

Der Schmerz der Geisel-Mütter

Während sich für Yael Alexander der Kreis schließt, warten andere weiter verzweifelt auf ihre Söhne, die von der Hamas verschleppt wurden

von Sabine Brandes  12.05.2025

Washington D.C.

Trump fordert Ende des Krieges in Gaza und Israel

Kurz vor seiner Nahostreise gab der amerikanische Präsident eine eher untypische Erklärung zum Kampf gegen die Hamas ab

 12.05.2025

Diplomatie

Deutschland und Israel: Leichte Störungen zum Jubiläum

Das Verhältnis zwischen Deutschland und Israel war schon einmal sorgenfreier. Unter dem Eindruck des Krieges in Gaza feiern beide Staaten die Aufnahme diplomatischer Beziehungen vor 60 Jahren

von Ulrich Steinkohl  12.05.2025

Sarah Davies, Presseverantwortliche des IKRK

Interview

»Wir setzen uns hinter verschlossenen Türen für die Freilassung der Geiseln ein«

Für den sicheren Transfer der Geiseln ist das Internationale Komitee vom Roten Kreuz zuständig. Ein Gespräch mit IKRK-Sprecherin Sarah Davies zur Frage, warum die Organisation nicht deutlicher Stellung zur Freilassung der Geiseln nimmt

von Nicole Dreyfus  12.05.2025

Tel Aviv/Gaza

Netanjahu: Verhandlungen mit Hamas werden unter Feuer fortgesetzt

Israel sei für die Freilassung eines US-Israelis zu keinerlei Waffenruhe oder Entlassung von Häftlingen verpflichtet, sagt der Ministerpräsident. Man garantiere nur die Bildung eines »sicheren Korridors«

 12.05.2025