Kurzmeldungen

Mail aus Jerusalem

Tierschützerin: Brigitte Bardot Foto: dpa

Kurzmeldungen

Mail aus Jerusalem

Eminenz, Enthusiasten und Ermüdung

von Wladimir Struminski  06.09.2010 15:31 Uhr

Eminenz
Brigitte Bardot hat zwar nicht mehr ihre jugendliche Schönheit, wohl aber noch immer einen klangvollen Namen. Kürzlich wandte sich die Ex-Schauspielerin und heutige Tierschützerin an Israels Industrie- und Handelsminister Benjamin Ben-Elieser mit dem Appell, seinen Widerstand gegen das kurz vor der letzten Lesung stehende Gesetz zum Verbot des Pelzhandels aufzugeben. Ben-Elieser war besorgt, ein Einfuhrstopp könnte gegen Israels bestehende Handelsverträge mit Pelzexportländern verstoßen. Ob nun wegen Bardots Brief oder aus anderen Erwägungen, der Minister zog seinen Einspruch gegen das Gesetz zurück. Inwieweit die heute 76-jährige Bardot dem um zwei Jahre jüngeren Ex-General aus der Zeit ihrer Leinwandkarriere erinnerlich ist, wurde nicht überliefert.

Exemplar
Vor Rosch Haschana herrscht in der Abuhav-Synagoge in Zefat stets besondere Aufregung. Dann nämlich wird die alte Torarolle, die das Gotteshaus sein Eigen nennt, für die Lesung hervorgeholt. Die Rolle wurde vor rund 650 Jahren in Spanien vom bekannten Rabbiner und Kabbalisten Jitzchak Abuhav geschrieben. Zwar gibt es in der Welt auch ältere Exemplare, doch ist die Abuhav-Rolle, wie sie genannt wird, die älteste noch im Gottesdienst verwendete Sefer Tora auf dem Globus, in der alle Buchstaben gut lesbar sind. Sie wird nur drei Mal im Jahr geöffnet: zu Rosch Haschana, Jom Kippur und Schawuot. Den Rest des Jahres verbringt sie in einem mit modernster Elektronik vor Dieben geschützten Schrein.

Enthusiasten
Sie sind eine kleine, bedrängte und oft in Lebensgefahr schwebende Minderheit, vom Staat in Stich gelassen. Die Rede ist von Israels Radfahrern, denen keine eigenen Pfade zur Verfügung stehen, und die von vielen Autofahrern auf den Straßem rücksichtslos an den Rand gedrängt, mitunter verletzt, manchmal auch getötet werden. Jetzt zeichnet sich wenigstens eine kleine Verbesserung ab. Die Radfahrer-Lobby in der Knesset hat sich mit der Verkehrspolizei im Prinzip darauf geeinigt, dass bestimmte Straßen am Schabbat – dem Hauptradeltag der Woche – für den Kfz-Verkehr gesperrt werden. Damit die Velo-Enthusiasten auch mal ohne Angst im Nacken sich auf dem Zweirad fortbewegen.

Erfahrung
Neugier ohne gesunden Menschenverstand kann leicht ins Verderben führen. Diese Erfahrung mussten zwei ultraorthodoxe 14-Jährige machen, die nachts am lauen Ufer des Kinneret-Sees spazieren gingen. Weil sie wissen wollten, wie eine Yacht von ihnen aussieht, stahlen sich die beiden an Bord eines der am Steg anliegenden Wasserfahrzeuge, betraten die Brücke und fingen an, verschiedene Knöpfe auszuprobieren. Prompt sprang der Motor an, und die Yacht begann eine unkontrollierte Fahrt. Glücklicherweise ging der Motor bereits in Ufernähe aus, doch geriet eines der Mädchen so sehr in Panik, dass es voll bekleidet ins Wasser sprang, um das Boot wieder Richtung rettendes Land zu schieben – ohne Erfolg, wie man sich vorstellen kann. Erst die von Spaziergängern alarmierte Polizei befreite die Mädchen aus ihrer Seenot.

Ermüdung
Gewöhnlichen Knessetabgeordneten wird kein Personenschutz zur Seite gestellt, doch gibt es auch Ausnahmen, die als gefährdet gelten und von parlamentseigenen Leibwächtern beschützt werden. Das gilt etwa für ehemalige Verteidigungsminister, aber auch für Avi Dichter, einen Ex-Direktor des Inlandssicherheitsdienstes Schabak. Der sportlich begeisterte Volksvertreter geht regelmäßig mehr als eine Stunde lang im Meer schwimmen, während der Personenschützer am Ufer aufzupassen hat. Als Dichter seine Sportstunde jüngst unangekündigt verkürzte, stellte er aber mit Erstaunen fest, dass der Leibwächter im Wagen ein Nickerchen hielt. Zur Rede gestellt, erklärte er, von der Hitzewelle übermannt worden zu sein. Wegen seiner bisher vorbildlichen Arbeitsmoral wurde der Ermattete nicht entlassen, sondern lediglich einer weniger verantwortungsvollen Aufgabe bei der Knessetgarde zugeteilt.

Exilanten
Dass die Abwanderung von Wissenschaftlern aus dem jüdischen Staat bedrohliche Ausmaße angenommen hat, ahnte man in Israel seit Langem. Jetzt glaubt man es auch genau zu wissen. Eine Erhebung ergab 4.500 Namen israelischer Wissenschaftler, die heute im Ausland leben und arbeiten – drei Viertel von ihnen in den USA und der Rest weltweit verstreut. Für das kleine Israel ist der Braindrain nicht nur ideologisch peinlich – schließlich will man Immigranten, keine Emigranten –, sondern auch ökonomisch ein Desaster. Jetzt will die Regierung die Exilanten gezielt und persönlich ansprechen und ihnen mit Hilfe eines Sonderfonds Forschungsmöglichkeiten in der Heimat anbieten. Wenn auch nur ein kleiner Teil der Angesprochenen dem Ruf folgt, darf man von einem Erfolg sprechen.

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