Geiseldeal

Leichnam von Shiri Bibas nach Israel überstellt

Shiri und Kfir Bibas Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Bei der von der islamistischen Terrororganisation Hamas im Gazastreifen übergebenen Frauenleiche handelt es sich nach israelischen Angaben um die der verschleppten Geisel Shiri Bibas. Das bestätigte der Kibbuz Nir Oz am Morgen. »Der Kibbuz teilt mit tiefem Schmerz mit, dass sie in der Geiselhaft in Gaza ermordet wurde«, sagte eine Sprecherin.

Die Hamas hatte die Leiche von Shiri Bibas, die auch die deutsche Staatsangehörigkeit hatte, zuvor an das Rote Kreuz ausgehändigt, woraufhin sie Israel übergeben und in einem forensischen Institut in der Küstenmetropole Tel Aviv untersucht wurde.

»Shiri wurde von allen geliebt«

»Shiri wurde von allen geliebt, die sie kannten, sie war eine hingebungsvolle Mutter«, erklärte die Sprecherin des Kibbuz. Die sterblichen Überreste der Mutter hätten eigentlich zusammen mit denen ihrer beiden Söhne im Kleinkindalter bereits am Donnerstag nach Israel zurückkehren sollen. In dem Sarg, den die Hamas an dem Tag an das Rote Kreuz übergeben hatte, befand sich jedoch die Leiche einer anderen, unbekannten Frau. Die Terrororganisation räumte später einen möglichen Irrtum ein. Die Vertauschung - ob wissentlich oder versehentlich - hatte in Israel große Empörung ausgelöst.

Schon in der Nacht zu Freitag hatte die israelische Armee den Tod von Shiris beiden kleinen Kindern Ariel und Kfir Bibas bestätigt. »Im Gegensatz zu den Lügen der Hamas wurden Ariel und Kfir nicht bei einem Luftangriff getötet, sondern kaltblütig ermordet«, sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari. Im Augenblick ihrer Entführung war Ariel vier Jahre und Kfir erst zehn Monate alt.

Diese Einschätzung stütze sich auf die forensischen Ergebnisse der Identifizierung der Leichen und auf nicht näher bezeichnete nachrichtendienstliche Erkenntnisse, hieß es. Die Hamas hat Israel dagegen vorgeworfen, den Tod der am 7. Oktober 2023 aus Israel in den abgeriegelten Gazastreifen verschleppten Kleinkinder und ihrer Mutter Shiri durch einen Luftangriff im darauffolgenden November verschuldet zu haben. 

Dabei soll die Leiche der Frau zusammen mit anderen Opfern unter Trümmern begraben worden sein. Deshalb sei am Donnerstag möglicherweise irrtümlich nicht die Mutter, sondern eine andere Tote zusammen mit den sterblichen Überresten der Jungen und einer weiteren israelischen Geisel übergeben worden, erklärte die Terrororganisation. Israel hatte dies als Bruch der Vereinbarungen zur geltenden Waffenruhe und Geiselfreilassung gewertet.

Netanjahu spricht von »Hamas-Monstern«

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte die Hamas wegen der am Donnerstag übergebenen falschen Toten als »grausam und bösartig« bezeichnet und von »Hamas-Monstern« gesprochen. Diese würden dafür zahlen, warnte er in einer Videobotschaft. Zugleich sicherte er zu, sich für die Rückkehr aller noch im Gazastreifen verbliebenen Geiseln einzusetzen. 

Unklar war zunächst, wie es mit der Umsetzung des Deals zwischen Israel und der Hamas nun weitergeht. Vier weitere Leichen sollen laut Hamas kommende Woche übergeben werden. Unter den sechs heute freizulassenden Entführten sind zwei Männer, die seit rund zehn Jahren von der Hamas festgehalten werden. Sie hatten vor ihrer Geiselnahme auf eigene Faust die Grenze zum Gazastreifen überschritten. Beide haben nach israelischen Angaben mit psychischen Problemen zu kämpfen. 

Die anderen vier Männer waren am 7. Oktober 2023 von der Hamas und anderen extremistischen Gruppen bei deren bislang beispiellosen Massaker im Süden Israels mit 1.200 Toten in den Gazastreifen verschleppt worden.

Israel schließt Grenzübergang

Israel hat unterdessen den wichtigsten Übergang für Hilfslieferungen in den Gazastreifen ohne Angabe von Gründen geschlossen. »Der Grenzübergang Kerem Shalom ist heute geschlossen, und seit gestern ist keine Ausrüstung mehr nach Gaza gelangt«, schrieb Netanjahus Sprecher Omer Dostri auf X. 

Nach Angaben der Hamas waren kurz vor der Schließung noch rund zehn Containerhäuser über Kerem Schalom in das abgeriegelte Küstengebiet transportiert worden. Die Lieferung dieser Behelfshäuser für die vielen in Zelten und Ruinen lebenden rund zwei Millionen Gaza-Bewohner ist eine der wichtigsten Forderungen der Hamas für die Fortsetzung der Waffenruhe und den vereinbarten Austausch von Geiseln gegen inhaftierte Palästinenser.

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  30.11.2025

Jerusalem

Netanjahu bittet Israels Präsidenten um Begnadigung

US-Präsident Trump hat eine Begnadigung des wegen Korruption angeklagten Regierungschefs Netanjahu gefordert. Nun schreibt Netanjahu selbst ein Gnadengesuch. Israels Opposition übt scharfe Kritik

 30.11.2025

Meinung

Der Weg zum Frieden in Nahost führt über Riad

Donald Trump sieht in Saudi-Arabien zunehmend einen privilegierten Partner der USA. Die Israelis müssen gemäß dieser neuen Realität handeln, wenn sie ein Abkommen mit dem mächtigen Ölstaat schließen wollen

von Joshua Schultheis  29.11.2025 Aktualisiert

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  29.11.2025

Jerusalem

Koalition stoppt Zusatzhilfen für freigelassene Geiseln

In der Knesset lehnt die Regierungsmehrheit hat einen Gesetzentwurf der Opposition ab, der Betroffenen eine sofortige finanzielle Unterstützung zusichern sollte

 29.11.2025

Nachrichten

Wetter, Geiselforum, Künstliche Intelligenz

Kurzmeldungen aus Israel

von Sabine Brandes  29.11.2025

Nahost

Siedlergruppe dringt nach Syrien ein: IDF nimmt acht Personen fest 

Mehrere Menschen überqueren die Grenze. Medien zufolge wollen sie im Nachbarland eine Siedlung gründen. Es ist nicht ihr erster Versuch

 28.11.2025

Staatsbesuch

Kanzler Merz reist am nächsten Wochenende nach Israel

Das Datum steht: Bundeskanzler Merz reist in gut einer Woche zum Antrittsbesuch nach Israel. Der Gaza-Krieg hatte die Reise verzögert, durch die Waffenruhe wird sie jetzt möglich

 28.11.2025

Wirtschaft

Wenn Krembo zum Luxus wird

Die Lebenshaltungskosten steigen weiter. Mittlerweile befürchtet ein Drittel aller Israelis, sich bald nicht mehr ausreichend Lebensmittel leisten zu können

von Sabine Brandes  28.11.2025