Appell

Lasst unsere Familie frei!

Yarden und Shiri Bibas mit ihren Kindern Ariel (4) und Baby Kfir Foto: Privat

Es ist in diesen Tagen der grausamste Satz in Israel: »Sie stehen nicht auf der Liste.« Doch Ofri Bibas, die Schwester des entführten Yarden Bibas, der mit seiner gesamten Familie in den Gazastreifen verschleppt wurde, muss ihn sagen. Ihre Familie ist auch heute nicht bei den Menschen dabei, die aus der Geiselhaft in Gaza befreit werden sollen. Darum fleht sie die ganze Welt an: »Bitte helfen Sie dabei, unsere Liebsten nach Hause zurückzubringen.«

In den vergangenen Tagen wurden in vier Gruppen Israelis und ausländische Arbeiter, die in Israel beschäftigt waren, freigelassen. Am Dienstag sind 52 Tage vergangen, dass die Eltern Yarden und Shiri mit ihren beiden Kindern – dem vier Jahre alten Ariel und dem erst zehn Monate alten Baby Kfir – von den Mördern der Hamas verschleppt wurden. Das Bild der völlig schockierten Mutter, die ihre beiden rothaarigen Kinder an sich drückt, während sie von bewaffneten Hamas-Terroristen umringt wird, ging um die Welt.

Es gibt nicht ausreichend Essen

»Wir haben keine Zeit mehr«, so Ofri Bibas. Sie wisse von anderen Gekidnappten, die nach Israel zurückgekehrt sind, dass es nicht ausreichend Essen gebe und auch die Hygienebedingungen schwierig seien. »Kleinkinder, ja ein Baby, dürfen nicht unter derartigen unmenschlichen Bedingungen festgehalten werden.« Alle anderen kleinen Kinder seien in den vergangenen Tagen befreit worden. »Nur Ariel und Kfir nicht.«

»Wir sind so besorgt, wir wissen weder ein noch aus«, fügt sie verzweifelt hinzu. Sie hätten keine Ahnung, wo sich die Familie aufhält. Der IDF-Pressesprecher Avichai Adraee erklärte in einem Interview, dass die Familie von der Hamas gekidnappt und dann an eine andere palästinensische Fraktion übergeben worden sei. Sie werden angeblich in Khan Younis im südlichen Gazastreifen festgehalten.  

»Dies sind echte Menschen, richtige Personen mit einem Leben und mit Gefühlen.«

Eylon keshet

Die Schwester von Yarden ruft die Regierungen von Israel, Ägypten und Katar auf, ihre Angehörigen in den Deal einzuschließen. Eylon Keshet, der Cousin von Shiri Bibas, pflichtet ihr bei: »52 Tage und Nächte werden kleine Kinder wahrscheinlich unter der Erde gehalten. So etwas ist in der modernen Geschichte noch niemals geschehen. Ariel braucht Medizin. Die Zeit läuft uns davon.«

Auch Keshet bittet die Weltöffentlichkeit, sich einzuschalten, und alles zu tun, was möglich ist. »Vergessen Sie nicht: Dies sind echte Menschen, richtige Personen mit einem Leben und mit Gefühlen.« Sie hätten bereits so viel verloren und »kommen nicht in eine glückliche Umgebung zurück«. Die Großeltern der Kinder wurden am 7. Oktober ermordet, ihr Haus von den Terroristen niedergebrannt.

Ofris Bruder Yarden ist auf einem grausamen Propaganda-Video der Hamas erkannt worden, wie er in den Gazastreifen verschleppt wurde. Er blutete stark am Kopf. Seine Schwester erklärt, dass er mit einem Hammer verletzt worden sei. »Wir wissen nicht, wie es ihm geht, wir wissen nicht, wie es irgendjemandem geht. Wir wollen nur, dass sie endlich wieder zu Hause sind.«

Psychologischer Krieg der Hamas

Die Angehörigen betonen, »dass Kinder niemals Teil eines politischen oder religiösen Konfliktes sein dürfen«. Ofri fügt hinzu, sie hoffe, dass die Hamas »nur« einen psychologischen Krieg führt und die Freilassung herauszögert. »Und ich kann Ihnen versichern, es wirkt. Die vergangenen Tage waren ein Albtraum in einem Albtraum.«

Morgen sei der vorerst letzte Tag der vereinbarten Feuerpause zwischen Israel und der Hamas, in denen Geiseln freigegeben werden können. Ofri und Eylon flehen inständig: »Bitte setzt unsere Familie auf die Liste. Sie müssen befreit werden. Sie dürfen nicht einen weiteren Tag in Gefangenschaft sein!«

Jerusalem

Netanjahu: »Stellen Sie sich vor, jemand würde Deutschland vernichten wollen«

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz lobte der Premierminister Bundeskanzler Merz als verständigen Gesprächspartner und rechtfertigte Israels hartes Vorgehen gegen die Hamas

 07.12.2025

Gaza

Clanchef und Hamas-Gegner Abu Shabab ist tot

Der Milizanführer Yasser Abu Shabab sei am Wochenende bei einem »internen Streit« erschossen worden, heißt es

von Sabine Brandes  07.12.2025

Geschichte

Heimat für die Jeckes

Das »Museum des deutschsprachigen jüdischen Erbes« bekommt an der Universität Haifa ein neues Zuhause

von Sabine Brandes  07.12.2025

Yad Vashem

Merz: »Wir werden die Erinnerung lebendig halten«

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche für Kanzler Merz. Der zweite Tag in Israel beginnt für ihn mit dem Besuch eines besonderen Ortes

 07.12.2025

Israel

Herzog: Israel entscheidet selbst über Netanjahu-Begnadigung

US-Präsident Trump hat wiederholt eine Begnadigung des wegen Korruption angeklagten israelischen Regierungschefs Netanjahu gefordert. Israels Staatspräsident Herzog hat eine klare Meinung dazu

 07.12.2025

Jerusalem

Merz: Deutschland wird immer an der Seite Israels stehen

Der Bundeskanzler bekräftigt bei seiner Israel-Reise die enge Partnerschaft. Am Sonntag besucht er die Yad Vashem und trifft Premierminister Netanjahu

von Sara Lemel  07.12.2025 Aktualisiert

Diplomatie

»Dem Terror der Hamas endgültig die Grundlage entziehen«

Es ist eine seiner bisher wichtigsten Auslandsreisen, aber auch eine der schwierigsten. Kanzler Merz ist für zwei Tage im Nahen Osten unterwegs

 06.12.2025

Jerusalem

Merz trifft Netanjahu und besucht Holocaust-Gedenkstätte

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche von Kanzler Merz - aber auch einer der schwierigsten. In den Beziehungen zu Israel gab es in den letzten Monaten einige Turbulenzen

von Michael Fischer  06.12.2025

Akaba/Jerusalem

Merz zu Nahost-Reise aufgebrochen: Antrittsbesuch in Israel 

Das Renten-Drama ist überstanden, jetzt geht es für den Kanzler erstmal ins Ausland. Heute und morgen steht ein besonderer Antrittsbesuch auf seinem Programm

 06.12.2025