World Equestrian Games

Kein Start an Jom Kippur

Dan Kremer: »Ich habe mich zu diesem Schritt entschieden, weil ich Israel und seine Flagge repräsentiere.« Foto: imago

World Equestrian Games

Kein Start an Jom Kippur

Springreiter Dan Kremer will nicht antreten

von Elke Wittich  12.09.2018 12:49 Uhr

Mit etwas Glück geht 2020 bei den Olympischen Spielen in Tokio zum ersten Mal eine israelische Springreiter-Equipe an den Start. Nun findet aber ausgerechnet das Turnier, bei dem die meisten Punkte für die Olympia-Qualifikation gesammelt werden können, an Jom Kippur statt – und der Reiter Dan Kremer weigert sich, an diesem Tag zu starten.

Die Geschichte ist nicht ganz unkompliziert. Sie beginnt mit vier erfolgreichen jüdischen Pferdesportlern: Der in Belgien wohnende Dan Kremer, der gebürtige Kolumbianer Daniel Bluman und die beiden Amerikanerinnen Ashlee Bond und Danielle Goldstein haben israelische Pässe und entschieden irgendwann, für Israel anzutreten.

tokio Bei den vom 10. bis 23. September stattfindenden World Equestrian Games in North Carolina rechneten sie sich gute Chancen aus, die für Tokio erforderlichen Platzierungen zu erreichen. Dass das Springturnier an Jom Kippur stattfinden würde, war zunächst weder den Athleten noch den Funktionären aufgefallen. Anfang 2018 bemerkte Dan Kremer die Terminkollision und bat den israelischen Reitsportverband, bei den Organisatoren für eine Verschiebung des Wettbewerbs zu sorgen.

Nach einigen Monaten wurde ihm mitgeteilt, dass der internationale Verband die Zeitpläne nicht ändern wolle. Kremer nahm Kontakt mit dem israelischen Ministerium für Kultur und Sport auf. »Ich habe deren Antwort dann so verstanden, dass Sportler, die an diesem Tag antreten, bestraft werden«, sagte er vorletzte Woche. Er fürchtet also, mit dem Turnier-Start gegen ein israelisches Gesetz zu verstoßen. Der Reiter wandte sich erneut an den Sportverband und verwies darauf, dass die israelischen Judoka eine Terminverschiebung ihrer WM-Kämpfe erreicht hatten.

Mitte August hatte Kremer dann genug, er teilte mit, dass er nicht starten werde. »Ich bin nicht in einer religiösen Familie aufgewachsen«, erklärte er, »aber ich habe mich zu diesem Schritt entschieden, weil ich Israel und seine Flagge repräsentiere.« Er sei enttäuscht, dass offenkundig nicht einmal versucht worden sei, den Spring-Wettbewerb zu verlegen.

hobby Kremer ist im Moschav Hayogev im Norden Israels aufgewachsen. Seine Familie besaß ein Pferd, und als kleiner Junge träumte er davon, eines Tages ein erfolgreicher Reiter zu werden und bei den Olympischen Spielen zu starten. Jahre später entdeckte er durch eine während seiner Militärzeit erlittene Beinverletzung die Liebe zum alten Hobby: Reiten war ihm als Physiotherapie verordnet worden.

Mittlerweile lebt Kremer im belgischen Gent, wo er ein auf Pferdesport spezialisiertes Unternehmen betreibt. »Kremer Pro Equestian« wirbt damit, sich nicht nur um die komplette Logistik für Turniere zu kümmern, sondern auch Springpferde zu trainieren und zu vermitteln.

Kremers Teamkollege Daniel Bluman reagierte auf dessen Absage mit Unverständnis. Der 28-Jährige, der bereits einige renommierte Turniere gewonnen hat, sagte, Kremers Anschuldigungen seien »nicht akkurat« und würden »den Verband verleumden«.

religion Er betonte, er sei selbst religiös. »Religion und Tradition sind aber persönliche Angelegenheiten, und Verbände und Behörden haben nicht darüber zu entscheiden, wie wir Jom Kippur verbringen.« Die World Equestrian Games fänden nur alle vier Jahre statt, »und wir können Karriere und Lebensplanung nicht von einer Ministeriumsentscheidung abhängig machen«.

Ähnlich äußerten sich auch die Teamkolleginnen. Kevin Lalo, Chef des Reiterverbandes, erklärte: »Alle relevanten Behörden haben uns grünes Licht gegeben.« Es würde zwar behauptet, eine länger zurückliegende Regierungsentscheidung verbiete die Teilnahme an Wettbewerben während Jom Kippur, aber »wir haben wirklich überall gesucht und nichts schriftlich Festgehaltenes gefunden«. Als Ersatzmann für Kremer wurde mittlerweile Alberto Michen nominiert. Er hat bereits Olympia-Erfahrung, 2008 und 2012 startete er als Springreiter für Mexiko.

Jerusalem

Israels Regierungschef wirft Australien Tatenlosigkeit gegen Judenhass vor

Nach einem Anschlag in Sydney fordert Netanjahu von Australien entschlosseneres Handeln gegen Judenhass. Er macht der Regierung einen schweren Vorwurf

 14.12.2025

Australien

16 Tote bei antisemitischem Massaker in Sydney

Zwei Attentäter schießen auf Juden, die sich am Bondi Beach in Sydney zu einer Chanukka-Feier versammelt hatten

von Michael Thaidigsmann  15.12.2025 Aktualisiert

Jerusalem

Israels Außenminister kritisiert Australien nach Schüssen

Israels Außenminister Sa’ar sieht nach tödlichen Schüssen beim Chanukka-Fest in Sydney die australische Regierung mit in der Verantwortung – und fordert Konsequenzen

 14.12.2025

Terror

Herzog: »Grausamer Angriff auf Juden« in Sydney

Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog äußerte sich zu dem Angriff auf eine Chanukka-Feier in Australien mit vielen Toten und Verletzten

 14.12.2025

Nachruf

Trauer um Hollywood-Legende Arthur Cohn

Arthur Cohn war immer auf der Suche nach künstlerischer Perfektion. Der Schweizer Filmproduzent gehörte zu den erfolgreichsten der Welt, wie seine Oscar-Ausbeute zeigt

von Christiane Oelrich  12.12.2025

Jerusalem

Netanjahu plant Reise nach Kairo für milliardenschweren Gasdeal

Der Besuch bei Präsident Abdel-Fattah al-Sissi wäre historisch. Aus dem Umfeld des Premierministers kommt aber zunächst ein Dementi

 12.12.2025

Israel

Chanukka in Tel Aviv: Alles leuchtet!

Nach besonders schwierigen Jahren lässt die Stadtverwaltung Tel Aviv in vollem Glanz erstrahlen und beschert ihren Einwohnern Momente des Glücks

von Sabine Brandes  12.12.2025

Vermisst

Letzte Reise

Die am 7. Oktober von der Hamas nach Gaza verschleppte Leiche von Sudthisak Rinthalak wurde an Israel übergeben und nach Thailand überführt

von Sabine Brandes  12.12.2025

Gaza

Neue Aufnahmen: Geiseln feierten vor ihrer Ermordung Chanukka

In Israel sorgen erstmals veröffentlichte Videoaufnahmen für aller größte Betroffenheit und Trauer

 12.12.2025