Nach der russischen Invasion der Ukraine am Donnerstagmorgen hat Jerusalem reagiert: »Der Angriff Russlands auf die Ukraine ist eine schwere Verletzung der internationalen Ordnung«, sagte Außenminister Yair Lapid. »Israel verurteilt diesen Angriff und ist bereit, den ukrainischen Bürgern humanitäre Hilfe anzubieten.«
Zuvor hatte die israelische Regierung stets versucht, Neutralität in dem Konflikt zwischen Moskau und Kiew walten zu lassen und es vermieden, sich auf eine Seite zu stellen. Seit Beginn der Krise im Jahr 2014 hielt man sich weitgehend damit zurück, Stellung zu beziehen. Israel ist ein enger Verbündeter der USA, will jedoch gleichsam den russischen Präsidenten Wladimir Putin nicht verärgern, da es auf seine Kooperation in Sachen Syrien angewiesen ist. Russland hat Eigeninteressen im Nahen Osten und gilt neben dem Iran als einer der Hauptakteure in der krisengeschüttelten Region.
JUDEN Doch die tatsächliche kriegerische Invasion eines souveränen Staates ließ offenbar keine Zurückhaltung der israelischen Regierung mehr zu. »Krieg ist kein Weg, um Konflikte zu lösen«, sagte Lapid auf der Pressekonferenz. Nach Angaben in israelischen Medien habe Jerusalem Moskau vor der offiziellen Verurteilung nicht informiert.
Lapid forderte nach der Erklärung erneut alle Israelis auf, die Ukraine zu verlassen, und warnte davor, dass es in dem osteuropäischen Land bereits Flüchtlingsbewegungen in Richtung Westen gebe. »Ich rufe jeden Israeli auf, die Ukraine jetzt zu verlassen, solange die Straßen noch offen sind.« Derzeit halten sich israelische Vertreter an den Landübergängen zu den fünf im Westen an die Ukraine grenzenden Ländern auf.
»An diesem Punkt ihres Angriffs müssen wir Russland aufs Schärfste verurteilen.«
Kabinettsmitglied yair golan
Ebenfalls am Morgen hatte sich Israels Präsident Isaac Herzog geäußert. Bei einem Besuch ich Griechenland sagte er, dass Israel besorgt über die Situation in der Ukraine sei. Herzog übte jedoch keine direkte Kritik an Russland, er forderte »die relevanten Seiten auf, den Konflikt zu lösen«.
INVASION Doch zusehends äußern sich Regierungsmitglieder mit eindeutigen Worten. Der stellvertretende Wirtschaftsminister Yair Golan, ein ehemaliger Generalmajor der Armee, etwa, der zwar betonte, dass Israel die Beziehungen zu Russland pflegen, gleichsam die Invasion aber verurteilen müsse.
»Es besteht die Sorge, die Verbindungen ruinieren und die Koordination mit Russland zu beeinträchtigen, wenn es um Syrien geht«, gab Golan in einem Interview mit dem öffentlich-rechtlichen Radiosender Kan zu. »Aber an diesem Punkt ihres Angriffs auf die Ukraine müssen wir Russland auf das Schärfste verurteilen.«
Um ihre Solidarität mit der Ukraine auszudrücken, versammelte der Gesandte der Europäischen Union in Israel, Dimiter Tzantchev, die Vertreter und Vertreterinnen der 26 EU-Staaten in Israel. Sie gruppierten sich um den Botschafter der Ukraine, Yevgen Korniychuk, und hielten die blau-gelbe Landesflagge in die Kamera.