Isaac Herzog reagierte schnell. Kurz nach Bekanntwerden des Todes von Papst Franziskus am Montag postete Israels Staatspräsident eine Erklärung in den sozialen Netzwerken. Darin drückte er sein Beileid an alle Katholiken weltweit aus »zum Verlust ihres großen geistlichen Vaters, Seiner Heiligkeit Papst Franziskus«.
In seiner Erklärung bezeichnete Herzog den verstorbenen Papst als »einen Mann von tiefem Glauben und grenzenlosem Mitgefühl« und würdigte sein Engagement für die Armen und für die Sache des Friedens.
»Er hat zu Recht große Bedeutung darin gesehen, enge Beziehungen zur jüdischen Welt zu pflegen und den interreligiösen Dialog als Weg zu mehr Verständnis und gegenseitigem Respekt voranzutreiben«, so Herzog weiter. Er fügte hinzu: »Ich hoffe aufrichtig, dass seine Gebete für den Frieden im Nahen Osten und für die sichere Rückkehr der Geiseln bald erhört werden«, sagt Herzog. «Möge sein Andenken weiterhin zu Taten der Güte, der Einheit und der Hoffnung inspirieren.«
Auch aus der jüdischen Diaspora kamen Würdigungen des Verstorbenen. In der Amtszeit des Papstes seinen die »Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Jüdischen Weltkongress (WJC) aufgeblüht«, erklärte Ronald S. Lauder, Präsident des Dachverbands jüdischer Gemeinschaften in mehr als 100 Ländern, am Montag in einer Pressemitteilung.
Wer ähnliche Statements seitens der Regierung in Jerusalem erwartet hatte, sah sich enttäuscht. Deren Spitzen hüllten sich in Schweigen. Israels Außenministerium ging sogar so weit, bereits gepostete Stellungnahmen einiger Botschaften in den sozialen Medien, die Botschaften wie »Ruhe in Frieden, Papst Franziskus« enthielten, wieder löschen zu lassen, wie die »Jerusalem Post« am Dienstag berichtete. Jedoch findet sich das Statement von Präsident Herzog auf der Webseite des Ministeriums.

Grund für die ungewöhnliche Zurückhaltung der Regierung sind Äußerungen des Papstes zum Gaza-Krieg. Franziskus hatte Israel im vergangenen November schwere Vorwürfe wegen seiner Kriegsführung gemacht, seiner Armee »Grausamkeit« vorgeworfen, gezielt »Kinder zu bombardieren« und sie »mit Maschinengewehren niederzumähen«.
Was in Gaza geschehe, weise Merkmale eines Völkermords auf, hatte Franziskus behauptet und eine internationale Untersuchung verlangt. Seine Worte stießen in Israel weithin auf Empörung; die Beziehungen zum Vatikan, die bis zum 7. Oktober sehr gut waren, verschlechterten sich daraufhin rapide.
Beisetzung des Papstes an Schabbat
Die Entscheidung des Außenministeriums, bereits veröffentlichte Beileidsbezeigungen wieder entfernen zu lassen, stieß dennoch auf Kritik. Raphael Schutz, von 2021 bis zu seiner Pensionierung 2024 Israels Botschafter beim Heiligen Stuhl in Rom, wurde deutlich. Der »Jerusalem Post« sagte Schutz: »Ich halte die Entscheidung für einen Fehler. Wir sollten nach dem Tod eines Menschen nicht so punkten.«
Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums sagte der »Jerusalem Post«, die Kondolenzposts seien »versehentlich« veröffentlicht worden. »Wir haben auf die Äußerungen des Papstes gegen Israel und den Krieg zu seinen Lebzeiten reagiert, und wir werden dies nach seinem Tod nicht mehr tun. Wir respektieren die Gefühle der Gläubigen.«
Unklar ist noch, ob Israel einen offiziellen Vertreter zu Trauerfeier für Franziskus entsendet. Sie findet am Schabbat statt. Hochrangige Gäste aus aller Welt, darunter auch US-Präsident Donald Trump, werden im Vatikan erwartet, um Franziskus die letzte Ehre zu erweisen. Am Donnerstagabend kam Israels amtierender Botschafter beim Heiligen Stuhl in den Petersdom, wo er dem aufgebahrten Papst die letzte Ehre erwies - »im Namen des Staates Israel«, wie Yaron Sideman später ausdrücklich auf X erklärte.
Der ehemalige Botschafter Schutz ist der Meinung, dass Israel trotz Schabbat einen Vertreter entsenden sollte und kann. »Dies wird eine Beisetzung sein, an der Staats- und Regierungschefs aus aller Welt teilnehmen. Wenn wir nicht dabei sind, wird das auffallen und ein schlechtes Licht auf uns werfen.«
Lauder: Papst zeigte »unermüdliches Engagement für Dialog«
Auch WJC-Präsident Ronald S. Lauder sprach in seiner Würdigung von Franziskus die jüngsten Verstimmungen an. »Obwohl es insbesondere in den letzten Monaten schwierige Momente gab, bin ich ihm nach wie vor zutiefst dankbar für seine Herzlichkeit, seine Bescheidenheit und sein unermüdliches Engagement für einen sinnvollen Dialog zwischen den Glaubensgemeinschaften.«
Nicht nur der WJC hatte die Kritik des Papstes an Israels Kriegsführung im vergangenen November zurückgewiesen. Auch die Europäische Rabbinerkonferenz hatte sich beunruhigt gezeigt.
2014 hatte der Papst Israel einen Besuch abgestattet und an der Klagemauer in Jerusalem gebetet. 2016 besuchte er das ehemalige deutsche Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Der Geschäftsführer des Internationalen Auschwitz-Komitees, Christoph Heubner, würdigte den Verstorbenen als »beharrlichen Mahner gegen Antisemitismus und Rassenhass«. Auschwitz-Überlebende in aller Welt hätten Franziskus »tiefes Vertrauen« entgegengebracht.
Patriarch im Heiligen Land als möglicher Papst gehandelt
Zu den Favoriten für die Nachfolge des Argentiniers im Amt des »Pontifex maximus« der römischen Kirche wird auch der italienische Kardinal Pierbattista Pizzaballa gezählt. Er feierte am Montag - dem Todestag des Papstes - seinen 60. Geburtstag.
Pizzaballa wäre so etwas wie ein alter Bekannter der israelischen Regierung: Er amtiert seit gut vier Jahren als Patriarch der Katholischen Kirche im Nahen Osten, mit Sitz in Jerusalem. Das Mitglied des Franziskaner-Ordens hat bereits sein halbes Leben in Israel verbracht.
Er studierte an der Hebräischen Universität in Jerusalem und war von 2004 bis 2016 Kustos für die katholischen Pilgerstätten im Heiligen Land. Er spricht fließend Arabisch und Hebräisch und gilt als Mann des Dialogs.
in einer Videobotschaft zum Tod des Papstes sagte Pizzaballa jetzt, das konsequente Eintreten von Franziskus gegen den Krieg in Gaza sei zu einem wesentlichen Faktor seiner Amtszeit geworden. »Gaza ist eines der Symbole seines Pontifikats geworden. Die Armen, der Krieg, der Frieden: Das sind Themen, die ihm sehr wichtig waren, bei denen er sich sehr stark eingesetzt hat, ohne sich um Protokolle zu kümmern und um Konsequenzen seiner Worte.«