In Jerusalem wird derzeit eine medizinische Studie durchgeführt, die klingt wie Science-Fiction: Im Hadassah Medical Center in Jerusalem sollen stark übergewichtige Patienten durch Hypnose dieselben Effekte erzielen wie nach einer Magenverkleinerung – ganz ohne chirurgischen Eingriff.
Bei dem Versuch wird laut einem Bericht von »ynet« eine Operation realistisch simuliert: Die Teilnehmer liegen im Operationssaal, an EKG und Infusion angeschlossen, das Licht ist grell, die Geräte surren. Doch statt eines Schnitts am Bauch gibt es nur Worte – jene der Psychologin und Hypnotherapeutin Maya Mizrahi, die die Studie leitet. Sie versetzt die Patienten in einen tiefen Trancezustand und führt sie gedanklich Schritt für Schritt durch eine sogenannte Schlauchmagen-Operation.
»Das Gehirn unterscheidet nicht zwischen Realität und Vorstellung«, erklärt Mizrahi. »Wenn der Geist glaubt, der Körper werde operiert, können dieselben positiven Effekte entstehen – Sättigung, Kontrolle, Motivation.«
Bemerkenswerte Ergebnisse
Die ersten Ergebnisse sind bemerkenswert: Nach nur drei Monaten hatten die meisten der 41 Teilnehmer im Schnitt rund zehn Prozent ihres Körpergewichts verloren – ähnlich viel wie Patienten, die Medikamente zur Gewichtsreduktion nehmen. Einige berichten laut »ynet« sogar von deutlich mehr.
Eine 69-jährige Teilnehmerin, die sich selbst »Rose« nennt, verlor 17 Kilogramm. Sie hatte Jahre zuvor bereits eine echte Magenoperation hinter sich, die zunächst erfolgreich war, später aber nicht mehr wirkte. »Ich war verzweifelt und wollte mich nicht noch einmal operieren lassen«, sagt sie. »Dann kam dieses Experiment. Jetzt sitze ich im Café und es fällt mir leicht, den Kuchen stehen zu lassen. Es ist Magie. Wer hätte das gedacht?«
Auch der 45-jährige Krankenpfleger Yuval Wollhandler nahm teil. Er wollte keine reale Operation riskieren. »Ich kenne die Statistiken – viele nehmen später wieder zu, und der Eingriff ist gefährlich«, sagt er. »Hier bekommt man die Vorteile ohne das Risiko.« Er verlor innerhalb von fünf Monaten 25 Kilogramm und hält den Gewichtsverlust bis heute.
Ghrelin und Leptin
Leiterin Mizrahi arbeitet mit einem interdisziplinären Team aus Chirurgen, Psychologen und Stoffwechselexperten des Hadassah Medical Center und der Hebräischen Universität zusammen. Die Forscher messen unter anderem die Werte der Hormone Ghrelin und Leptin, die für Hunger und Sättigung verantwortlich sind, um zu prüfen, ob Hypnose diese tatsächlich beeinflusst.
Die Methode ist wissenschaftlich noch nicht bewiesen. Bisherige Hypnose-Ansätze im Bereich Gewichtsreduktion beschränkten sich auf geführte Visualisierungen, nicht auf eine realitätsnahe Simulation. Das Jerusalemer Projekt kombiniert beides – und könnte dadurch die Wirksamkeit erhöhen.
»Viele Menschen essen im Autopilotmodus, ohne es zu merken«, sagt Mizrahi. »Wir wollen helfen, wieder eine Verbindung zum eigenen Körper herzustellen – zu Kontrolle und Bewusstsein.«
»Echte klinische Veränderung«
Von den 41 Probanden hatten 19 bereits eine bariatrische Operation hinter sich, 22 nicht. Nach drei Monaten hatten 86 Prozent von ihnen Gewicht verloren. Wie ebenfalls aus der »ynet«-Recherche hervorgeht, reduzierte sich das überschüssige Gewicht bei den früheren OP-Patienten um bis zu 20 Prozent.
Mizrahi hofft, dass die Methode künftig in Krankenhäusern eingesetzt wird. »Ich wünsche mir, dass diese Forschung zu einer echten klinischen Veränderung führt«, sagt sie. »Vielleicht kann sie eines Tages Menschen helfen, die nach einer Operation wieder zunehmen – oder eine zweite vermeiden möchten.« ja