Die israelischen Streitkräfte (IDF) haben ihre Bodenoffensive in Gaza-Stadt weiter intensiviert und eine zweite Evakuierungsroute für Zivilisten angekündigt. Wie Armeesprecher Avichay Adraee am Mittwoch erklärte, können Bewohner der Stadt bis Freitagmittag über die zentrale Salah-al-Din-Straße in den Süden des Gazastreifen gelangen. Bisher stand dafür nur eine Küstenstraße zur Verfügung, die unter dem Andrang tausender Flüchtender überlastet war.
Die Salah-al-Din-Straße, eine der Hauptverkehrsachsen des Gazastreifens, war bereits in den ersten Kriegsmonaten als Fluchtkorridor genutzt worden. Mit ihrer erneuten Öffnung will die Armee erreichen, dass möglichst viele Zivilisten das Stadtgebiet verlassen, bevor die Kämpfe weiter eskalieren.
Nach Angaben von Armeesprecher Effie Defrin läuft derzeit die nächste Phase der Militäroperation »Gideon’s Chariot«. Drei Divisionen seien im Einsatz, um das Zentrum von Gaza-Stadt zu erreichen und zu sichern. Die 98. und die 162. Divisionen kämpfen bereits in innerstädtischen Bereichen, die 36. Division steht an den nördlichen und östlichen Zugängen und soll in den kommenden Tagen nachrücken.
Dauerhafte Zerschlagung
Defrin erklärte, die Truppen hielten bereits weite Teile der äußeren Stadtbezirke und seien weiter auf dem Vormarsch. Das Ziel sei, die Kommando- und Infrastrukturzentren der Hamas dauerhaft zu zerschlagen. »Gaza-Stadt ist das militärische und administrative Herz der Hamas«, sagte er. Unter der Stadt verlaufe ein weit verzweigtes Tunnelsystem, das Raketenstellungen, Waffenlager und Kommandoposten verbinde – und gezielt unter Wohnhäusern und zivilen Einrichtungen angelegt worden sei.
Defrin betonte, die Befreiung der von der Hamas festgehaltenen Geiseln stehe für die IDF an erster Stelle. »Ihre sichere Rückkehr ist der Kern unserer Mission. Sie sind der Grund, warum wir weiterkämpfen«, erklärte er. Man setze alle verfügbaren Mittel ein, darunter Aufklärungsergebnisse und die enge Zusammenarbeit mit dem Inlandsgeheimdienst Schin Bet, um mögliche Aufenthaltsorte der Entführten ausfindig zu machen.
Auch der internationale IDF-Sprecher Nadav Shoshani hob hervor, dass vor jedem Vormarsch Warnungen an die Zivilbevölkerung veröffentlicht würden. »Keine andere Armee der Welt gibt freiwillig den Überraschungseffekt auf, um die Zivilbevölkerung zu schützen«, sagte er. Die am Dienstag gestartete Ausweitung der Bodenoperation sei daher »für niemanden überraschend« gekommen.
Wochenlanger Vorbereitungsprozess
Shoshani sprach von einem wochenlangen Vorbereitungsprozess, in dem Truppen zusammengezogen und die Bedingungen für urbane Gefechte geschaffen worden seien. Parallel dazu habe man Korridore und logistische Versorgung für die nach Süden fliehenden Bewohner organisiert. im