Israelische und britische Wissenschaftler wollen mit einer neuen Methode »innerhalb weniger Wochen« ein Medikament zur Behandlung von Covid-19 finden. Wie der »Jewish Chronicle« berichtete, erläuterten die Teams des Weizmann-Instituts in Rechovot und der Diamond-Light-Source-Synchrotronstrahlungsquelle in Oxfordshire vergangene Woche ihre aktuellen Ergebnisse und Forschungspläne in einer Online-Diskussion.
VERNETZUNG »Wir haben zwischen 20 und 30 Initiativen talentierter und kreativer Wissenschaftler, die versuchen, ihre Forschung sehr schnell voranzutreiben, um so rasch wie möglich ein Arzneimittel zu finden«, sagte Roee Ozeri, Vizepräsident für öffentliche Angelegenheiten und Ressourcenentwicklung im Weizmann-Institut.
»Wir wollen ein billiges und sicheres antivirales Mittel entwickeln, und das schneller, als es üblicherweise dafür braucht.«
Das Team des israelischen Molekularbiologen Nir London versucht, ein antivirales Medikament zu entwickeln, das auf die Protease abzielt, eines der 30 Proteine, die für die Aktivität des Corona-Virus essenziell sind.
»Wir wollen ein billiges und sicheres antivirales Mittel entwickeln, und das schneller, als es üblicherweise dafür braucht«, sagt Nir London. »Der Prozess von der Entwicklung bis zur Zulassung durch die FDA (Federal Drug Authority) dauert in der Regel zwischen zehn und 15 Jahren und kostet zwischen einer und zwei Milliarden Dollar. Weder das eine noch das andere haben wir.«
Das Weizmann-Institut und seine internationalen Partner versuchen, mehrere Forschungsphasen gleichzeitig zu durchlaufen und damit den Zeitraum zu verkürzen.
CROWD SOURCING »Unser Ziel ist es, die Hindernisse für die traditionelle Wirkstoffentdeckung zu beseitigen«, erklärte London. »Bürokratie, geistiges Eigentum und Marktüberlegungen bremsen üblicherweise die Entdeckung von Arzneimitteln.«
Das Weizmann-Institut leistet Pionierarbeit für eine Form der Forschung, die »vollständig offen ist und in Echtzeit mit der gesamten wissenschaftlichen Gemeinschaft geteilt wird« und mithilfe des »Crowd-Sourcing globaler Intelligenz« schnell eine »beispiellose Menge vorläufiger Daten« generiert, so London.
»Die Menschheit muss schnell davon erfahren muss, wenn es eine sichere Verbindung gibt, die gegen das Virus wirkt.«
Das Weizmann-Institut arbeitet eng mit dem Diamond-Light-Source-Labor in Oxfordshire zusammen, das das Proteaseprotein im Februar kartiert hat. »Dies ist der grundlegende Einstiegspunkt bei der Entdeckung eines Arzneimittels«, sagt London.
Nach weiteren Untersuchungen, welche Verbindungen sich an Protease binden können, bestehe die Herausforderung darin, »diese sehr vorläufigen Verbindungen, die dieses Protein hemmen können, in ein tatsächliches Medikament umzuwandeln«.
»Wir wollen alle diese Tests parallel durchführen, anstatt nur einige zehn Verbindungen nachzuverfolgen. Wir möchten 500 bis 1000 Verbindungen gleichzeitig nachverfolgen und so die Zeitskala drastisch verkürzen«, fuhr er fort.
VORSCHLÄGE Das Team veröffentlichte die Daten, die es online gesammelt hatte und rief Medizinalchemiker auf der ganzen Welt auf, Vorschläge einreichen, welche Verbindungen am besten zur Bindung an das Coronavirus geeignet sind. »Innerhalb weniger Tage erhielten wir Hunderte von Vorschlägen aus der ganzen Welt.«
Wie der »Jewish Chronicle« meldet, arbeitet das Weizmann-Institut nun mit Firmen in Kalifornien und der Ukraine an den nächsten Schritten. »Unsere Prämisse ist, dass die Menschheit schnell davon erfahren muss, wenn es eine sichere Verbindung gibt, die gegen das Virus wirkt«, so London.
»Wir versuchen, alles parallel zu machen, kein traditioneller Geldgeber würde eine solche Anstrengung unterstützen, weil dadurch alle Hindernisse überwunden werden, die bisher im Bereich der Wirkstoffforschung bestehen.« ja