Die israelischen Behörden haben damit begonnen, Zeugenaussagen nach den Massakern der Hamas zu sammeln. Es werden zunächst vor allem Augenzeugenberichte von Überlebenden und den Mitgliedern der Rettungsdienste aufgezeichnet. Die Informationssammlung diene dazu, Kriegsverbrechen der Terrororganisation zu beweisen und sie in Strafverfahren in Israel und im Ausland zu nutzen.
Vor allem ZAKA, die jüdische Organisation mit hauptsächlich ultraorthodoxen Freiwilligen, war mit der extrem schwierigen Aufgabe befasst, die Leichen und Leichenteile einiger der 1.400 bei den Anschlägen getöteten Menschen zu bergen. Die Aussagen sollen in künftigen Gerichtsverfahren Hinweise auf Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und sogar Völkermord liefern.
Initiiert wurde das Projekt von der Knessetabgeordneten Orit Farkash-Hacohen von der Oppositionspartei Nationale Einheit. »Mir wurde klar, dass es dringend notwendig war, detaillierte Berichte von jedem Zaka-Mitarbeiter, der vor Ort war, aufzuzeichnen. Sie waren dort und haben die Toten gesehen. Ich dachte, wir müssten es tun, bevor sie zum nächsten Tatort gerufen werden, bevor eine zweite Front ausbricht und ihre Erinnerung verblasst«, erklärte sie.
20 Personen haben ihre Aussage bereits abgegeben
Nur wenige Tage nach dem Geschehen der Gräueltaten hatten bereits 20 Personen ihre Aussage abgegeben. Weitere 180 sollen in Kürze einem Team der internationalen Kriminalermittlungseinheit der israelischen Polizei von ihren Erlebnissen berichten.
»Wir müssen es tun, bevor sie zum nächsten Tatort gerufen werden, bevor eine zweite Front ausbricht und ihre Erinnerung verblasst.«
orit farkash-hacohen
Die Aussagen seien »eine ganz und gar erschütternde Lektüre«, so die Initiatorin. Sie enthalten anschauliche Details über das Abschlachten israelischer Zivilisten durch die Hamas, darunter Babys und Kinder. Einige der Befragten weinten bei ihrer Aussage, während andere darin eine seltene Gelegenheit sahen, durch das Erzählen ein gewisses Maß an Erleichterung zu erlangen.
Die aufgezeichneten Aussagen werden Teil einer Reihe von Beweismitteln sein – einschließlich visueller und forensischer Beweise –, die der Staat vor Gericht gegen Hamas-Mitglieder, sowohl gegen Mörder als auch gegen Entführer, verwenden kann.
Kriterien für Kriegsverbrechen und Völkermord
In der vergangenen Woche veröffentlichten Pnina Sharvit Baruch, die die Abteilung für internationales Recht des Militärs geleitet hatte, und Tammy Caner vom israelischen Institut für nationale Sicherheitsstudien (INSS) einen Artikel, in dem sie feststellten, dass die von Hamas-Terroristen gegen israelische Bürger begangenen Verbrechen, darunter Mord und Folter, Vergewaltigung, Plünderung und Geiselnahme, die internationalen rechtlichen Kriterien für Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord erfüllten.
Präsident Isaac Herzog hatte vor einigen Tagen in einem Interview mit einem amerikanischen Sender enthüllt, dass die Hamas zudem Pläne gehabt habe, Zyanid gegen israelische Zivilisten einzusetzen. Herzog zeigte von einem USB-Stick geborgenes Material, das von der Terrorgruppe Al-Kaida kopiert worden sei und »detaillierte Anweisungen zur Herstellung chemischer Waffen« enthielt, darunter »genaue Anweisungen zur Vorbereitung eines Geräts für das Verstreuen von Zyanidmitteln«.
Der USB-Stick war am Körper eines toten Terroristen gefunden worden, der nach Israel eingedrungen war. »Das ist Material, das sie dabei hatten«, so Herzog, »das wir bei diesen sadistischen Terroristen gefunden haben«.