Nahost

Israel prüft neuen Hamas-Vorschlag für Geisel-Deal

Die Hamas-Terroristen in Gaza wollen ein Ende des Krieges, den sie selbst begannen. Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com

In den zähen Verhandlungen um eine Waffenruhe im Gazastreifen prüft Israel einen neuen Vorschlag der Hamas. Die Vermittlerstaaten USA, Katar und Ägypten hätten dem israelischen Verhandlungsteam einen Kompromiss-Entwurf der palästinensischen Terrororganisation vorgelegt, teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Mittwoch mit. Israel werde den Vorschlag nun prüfen und den Vermittlern dann seine Antwort übermitteln.

Die Aggressoren der Hamas teilten mit, sie tauschten mit den Vermittlern »einige Ideen« aus, um ein Ende des am 7. Oktober 2023 von ihnen begonnenen Krieges in dem Küstenstreifen zu erreichen. Der Inhalt des Hamas-Vorschlags und inwieweit er vom zuletzt diskutierten Plan abweicht, war zunächst nicht bekannt.

»Unser Ziel ist es, den Krieg zu beenden und einen vollständigen Rückzug (der israelischen Streitkräfte) aus dem Gazastreifen zu erreichen«, zitierte die Zeitung »The Times of Israel« aus einer Stellungnahme der Terroristen, deren erklärtes Ziel es ist, den jüdischen Staat zu vernichten. Die Hamas behauptet, flexibel in ihren Forderungen zu sein, während Israel versuche, »zu täuschen und auszuweichen«.

Kein Durchbruch

Tatsächlich geht es der Terrorgruppe offensichtlich darum, sich neu aufstellen zu können, um Israel erneut anzugreifen. Weitere Massaker im Stil des 7. Oktober hatte die Hamas bereits angekündigt.

Bereits seit Monaten laufen indirekte Verhandlungen für eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung der israelischen Geiseln aus der Gewalt der Hamas - bislang ohne Erfolg. Auch der Ende Mai von US-Präsident Joe Biden vorgestellte dreistufige Plan für eine Waffenruhe brachte keinen Durchbruch.

Der Plan sah zunächst eine vorübergehende Feuerpause vor, während derer weibliche, alte und kranke israelische Geiseln freikommen sollten. Im Gegenzug sollten in Israel inhaftierte Palästinenser freigelassen werden. In der nächsten Phase hätten die Kämpfe dann dauerhaft eingestellt und die verbliebenen Geiseln auf freien Fuß kommen sollen. In einer letzten Phase wäre dem Entwurf zufolge mit dem Wiederaufbau des Gazastreifens begonnen worden.

Klare Mehrheit

Der UN-Sicherheitsrat unterstützte den Vorschlag und nahm eine entsprechende Resolution an. Die Hamas forderte allerdings eine Reihe von Änderungen. So verlangten die Palästinenser bereits im ersten Schritt einen dauerhaften Waffenstillstand, was Israels Regierung jedoch ablehnte. Sie betonte bislang stets, der Krieg werde erst enden, wenn Israel alle seine Ziele erreicht habe, darunter die Zerschlagung der Hamas und die Befreiung aller Geiseln.

Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen hatten am 7. Oktober den Süden Israels überfallen, 1200 Menschen ermordet und weitere 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Es kam zu Vergewaltigungen und Folter. In Gaza werden noch 120 Geiseln vermutet, viele von ihnen dürften aber nicht mehr am Leben sein.

»Ich treffe fast täglich Angehörige der Geiseln. Ich höre ihre Sorgen, ihre Angst, dass sie und ihre Liebsten vergessen werden könnten, und ich sage ihnen: Wir vergessen in keinem Moment. Das Volk Israel vergisst in keinem Moment«, sagte der israelische Präsident Isaac Herzog gestern. »Die gesamte Nation will ihre Rückkehr und eine klare Mehrheit unterstützt einen Geiseldeal. Es ist die Pflicht des Staates, sie zurückbringen.«

Rechtsextreme Koalitionspartner

Angehörige der in den Gazastreifen verschleppten Geiseln werfen der Regierung von Ministerpräsident Netanjahu vor, die indirekten Verhandlungen mit der Hamas nicht entschlossen genug voranzutreiben. Sie gehen davon aus, dass der Regierungschef auf seine ultrareligiösen und rechtsextremen Koalitionspartner Rücksicht nehmen will, die jeglichen Dialog mit den Terroristen strikt ablehnen.

Meinung

Eurovision: Mobbing statt Musik

Eigentlich versteht jeder, dass Musiker nicht mit ihren Regierungen identisch sind. Wenn es um den jüdischen Staat geht, scheint diese Logik jedoch nicht zu gelten

von Sabine Brandes  07.12.2025

Israel

Ein zarter Neuanfang

Bei seinem Antrittsbesuch in Jerusalem wollte Bundeskanzler Friedrich Merz das zuletzt stark belastete Verhältnis zum jüdischen Staat kitten. Ist es ihm gelungen? Eine Analyse

von Philipp Peyman Engel  07.12.2025

Gesellschaft

»Hamas hält letzte Geisel als Faustpfand«

Anti-Regierungsproteste lösen die wöchentlichen Kundgebungen zur Befreiung der Geiseln ab

von Sabine Brandes  07.12.2025

Jerusalem

Netanjahu: »Stellen Sie sich vor, jemand würde Deutschland vernichten wollen«

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz lobte der Premierminister Bundeskanzler Merz als verständigen Gesprächspartner und rechtfertigte Israels hartes Vorgehen gegen die Hamas

 07.12.2025 Aktualisiert

Gaza

Clanchef und Hamas-Gegner Abu Shabab ist tot

Der Milizanführer Yasser Abu Shabab sei am Wochenende bei einem »internen Streit« erschossen worden, heißt es

von Sabine Brandes  07.12.2025

Geschichte

Heimat für die Jeckes

Das »Museum des deutschsprachigen jüdischen Erbes« bekommt an der Universität Haifa ein neues Zuhause

von Sabine Brandes  07.12.2025

Yad Vashem

Merz: »Wir werden die Erinnerung lebendig halten«

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche für Kanzler Merz. Der zweite Tag in Israel beginnt für ihn mit dem Besuch eines besonderen Ortes

 07.12.2025

Israel

Herzog: Israel entscheidet selbst über Netanjahu-Begnadigung

US-Präsident Trump hat wiederholt eine Begnadigung des wegen Korruption angeklagten israelischen Regierungschefs Netanjahu gefordert. Israels Staatspräsident Herzog hat eine klare Meinung dazu

 07.12.2025

Jerusalem

Merz: Deutschland wird immer an der Seite Israels stehen

Der Bundeskanzler bekräftigt bei seiner Israel-Reise die enge Partnerschaft. Am Sonntag besucht er die Yad Vashem und trifft Premierminister Netanjahu

von Sara Lemel  07.12.2025 Aktualisiert