Nach tagelangen massiven Luftangriffen und nur einen Tag nach einem tödlichen Angriff der Hamas auf israelische Soldaten hat die Armee am Morgen alle Bewohner von Gaza-Stadt aufgefordert, die Metropole umgehend zu verlassen. In einer auf Arabisch veröffentlichten Mitteilung warnte das Militär, das Verbleiben sei »äußerst gefährlich«. Flugblätter wurden über der Stadt abgeworfen. Zudem erreichten SMS die Mobiltelefone der Einwohner.
Die Warnung richtet sich laut israelischen Zeitungen an sämtliche Stadtteile, vom historischen Kern bis zu den westlichen Küstenvierteln. Als Fluchtweg wurde der Korridor entlang der Küstenstraße Al-Raschid ausgewiesen, der in die südlichen humanitären Zonen führt. Die Armee nannte außerdem eine Telefonnummer, unter der Bewohner melden sollen, wenn die Hamas Versuche unternehme, Ausgänge zu blockieren.
Nach Schätzungen des Militärs halten sich trotz früherer Evakuierungsaufrufe noch etwa 900.000 Menschen in der Stadt auf. Unter ihnen sollen sich auch acht bis zehn israelische Geiseln befinden, die nach Einschätzung der Armee noch am Leben sind.
Die Evakuierungsaufforderung erfolgte nur Stunden nach einem besonders verlustreichen Angriff der Hamas: Am Montagmorgen waren vier Soldaten der 401. Panzerbrigade bei einem Überfall auf einen israelischen Stützpunkt am Rand von Gaza-Stadt getötet worden. Bei der Attacke schleuderten Terroristen Sprengsätze in einen Panzer und eröffneten das Feuer auf den Kommandanten. Die Besatzung kam ums Leben, ein weiterer Soldat wurde verletzt.
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verwies in einer Ansprache auf die Zerstörung von rund 50 Hochhäusern, die von der Hamas als Kommandozentralen und Waffenlager genutzt worden seien. Dies sei nur der Auftakt zu einer umfassenden Bodenoperation, die in Kürze beginnen solle. »Dies ist eure Warnung«, sagte er an die verbliebenen Bewohner von Gaza-Stadt gerichtet. »Verlasst die Stadt jetzt!«
Netanjahu bezeichnete die Metropole erneut als »Hauptstadt der Hamas« und »letzte Bastion« der Terrororganisation. Israel habe die Pflicht, sämtliche »Nester des Terrors« zu zerstören. Verteidigungsminister Israel Katz kündigte ebenfalls eine deutliche Intensivierung der Militärschläge an und sprach von einem »Hurrikan«, der in den kommenden Tagen über die Stadt hereinbrechen werde.
GHF und andere NGOs
An Ausgabestellen der amerikanischen Stiftung Gaza Humanitarian Foundation (GHF) in anderen Gegenden Gazas erhalten Zivilisten Nahrungsmittelpakete. Auch andere NGOs verteilen Hilfsgüter. In Zeltstädten außerhalb der Kampfgebiete können sie übernachten.
Die problematische Situation der Bewohner Gazas wird durch den von der Hamas begonnenen Krieg verursacht. Dieser könnte laut Ministerpräsident Netanjahu sofort enden, wenn die Terrororganisation die 48 Geiseln frei- und sich entwaffnen lässt. im