Verhandlungen

Atomdeal mit Iran: Experten sind skeptisch

Vor allem zwischen den USA und dem Iran bestehen noch gewaltige Differenzen im Hinblick auf die Verhandlungen in Wien Foto: imago images/Christian Ohde

Was kommt bei den aktuell in Wien laufenden Verhandlungen zum iranischen Atomprogramm heraus? Kann Teheran noch daran gehindert werden, eine Atombombe zu bauen? Ist die Rückkehr sowohl der USA als auch des Iran zu dem 2015 geschlossenen Abkommen »Joint Comprehensive Plan of Action«, im Fachjargon als JCPOA abgekürzt, noch eine realistische Option?

URANANREICHERUNG Diese Fragen versuchten am Montag in einem Online-Pressebriefing der Europe Israel Press Association (EIPA) zwei renommierte Experten zu beantworten. Die Skepsis über die Möglichkeit eines Abkommens in Wien ist groß – und auf einige Fragen konnten (oder wollten) auch die Experten keine klare Antworten geben.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Als unwahrscheinlich bezeichnete Bruno Tertrais die Rückkehr aller Vertragsparteien zum JCPOA. Als einigermaßen realistisch sieht der Direktor der Stiftung für strategische Forschung - Frankreichs führender Denkfabrik für Sicherheitsfragen - nur ein sogenanntes »Less-for-Less«-Abkommen an. Darunter versteht man in Fachkreisen die teilweise Aufhebung von Sanktionen. Im Gegenzug dafür müsste der Iran sich aber verpflichten, seine Urananreicherung zurückzufahren oder zumindest anzuhalten – etwas, das er im vergangenen Jahr nicht getan hat.

Jeder, der glaube, das JCPOA könne gerettet werden, mache sich Illusionen, denn die militärische Dimension des iranischen Atomprogramms sei sehr weit fortgeschritten, so Tertrais. Der Iran nähere sich der Waffenfähigkeit in Windeseile. »Das JCPOA ist tot und kann nicht wiederbelebt werden.«

KATZENSPRUNG Die israelische Sicherheitsexpertin Sima Shine vom Institut für nationale Sicherheitsstudien (INSS) ist zwar ebenfalls skeptisch, was eine Rettung des JCPOA angeht, das auch Deutschland unterzeichnet hat. Sie glaubt aber, die erneute Anwendung dieses Abkommens sei das »am wenigsten bedrohliche« Szenario für Israel. Damit gewönne man zumindest Zeit.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Nur noch einen Katzensprung sei der Iran davon entfernt, eine Bombe zu bauen, so Shine. Falls das Regime in Teheran beschließe, Uran auf das dafür notwenige Niveau von 90 Prozent anzureichern, könne es schon binnen eines Monats eine nuklearen Sprengkopf herstellen, ist sich Shine sicher. Allerdings sei unklar, für wie viele Bomben das vorhandene spaltbare Material ausreiche.

»Je weiter das Programm fortschreitet, desto größer ist die Versuchung, nicht zum Abkommen zurückzukehren und die Schwelle zur Nuklearfähigkeit zu erreichen. Das sind die beiden wichtigsten Punkte, über die wir nachdenken müssen, wenn wir über das Thema sprechen«, betonte Shine. Die Iran-Expertin war einst in führender Funktion beim israelischen Geheimdienst Mossad und im Außenministerium in Jerusalem tätig.

SZENARIEN Von einem »Less-for-Less«-Abkommen hält sie im Gegensatz zu Tertrais wenig. Ein solches eingeschränktes Abkommen böte dem Iran einen bequemen Weg aus einem Dilemma und würde die Kompromissbereitschaft der islamischen Republik verringern, glaubt Shine. »Wenn ich iranischer Entscheider wäre, würde ich mir sagen: Warum nicht?«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Von einem Brüsseler Korrespondenten gefragt, was Israel sich von den Wiener Verhandlungen erwarte, antwortete Shine: keines der aktuell diskutierten Szenarien sei gut für den jüdischen Staat, und die Rückkehr zum JCPOA von 2015 das am wenigsten schlechte. Falls es aber nicht dazu komme – was im Augenblick das wahrscheinlichste Szenario sei –, stehe eine Entscheidung darüber an, ob militärische Gewalt angewendet werden müsse.

»Es gibt keine guten Lösungen. Deshalb würde ich vorschlagen, auf das am wenigsten schlimme Szenario zurückzugreifen, nämlich die Rückkehr zum JCPOA«, betonte Shine.

Lesen Sie mehr zum Thema in der nächsten Printausgabe der Jüdischen Allgemeinen.

Berlin

»BILD«: Hinweis auf Ausspähung von deutschen Juden durch den Iran kam vom Mossad

Die Hintergründe

 01.07.2025

Meinung

Kontrollverlust im Westjordanland

Immer wieder ziehen radikale Siedler marodierend durch palästinensische Ortschaften. Nun machen sie nicht einmal mehr vor Soldaten der eigenen Armee Halt

 01.07.2025

Washington D.C.

Trump will Netanjahu am Montag treffen

Der US-Präsident und der israelische Ministerpräsident wollen über den Gazastreifen und den Iran sprechen

 01.07.2025

Nahost

Israel: Wir stehen kurz vor Abschluss des Einsatzes in Gaza

US-Präsident Donald Trump sagte jüngst, dass es bald im Gaza-Krieg eine Waffenruhe geben könnte. Auch Israels Verteidigungsminister Katz äußert sich nun optimistisch

 30.06.2025

Krieg

»Unser Schmerz macht uns nicht blind für das Leid anderer«: Palästinenser in Gaza zeigen Fotos getöteter israelischer Kinder

Bei Mahnwachen im Gazastreifen fordern Palästinenser mit einer ungewöhnlichen Aktion Frieden für Nahost. Die Gaza-Anwohner fordern auch die Freilassung aller aus Israel entführten Geiseln

 30.06.2025

Nahost

Kreise: Syrien und Israel sprechen über »Sicherheitsvereinbarungen«

Offiziell befinden sich Israel und Syrien im Kriegszustand. Die neue Führung in Damaskus zeigt sich offen, das zu ändern. Aus Kreisen in Syrien heißt es, es gebe direkte Gespräche

 30.06.2025

Westjordanland

Siedlergewalt gegen Soldaten eskaliert

Jüdische Extremisten greifen Armeebasis an und zünden millionenteure Sicherheitsanlage zur Terrorverhinderung an

von Sabine Brandes  30.06.2025

Meinung

»Ha’aretz«: Stimmungsmache gegen Israel

In den vergangenen Jahren hat die israelische Zeitung mehrfach Falschbehauptungen oder verzerrte Darstellungen in Umlauf gebracht hat - mit weitreichenden Folgen

von Jacques Abramowicz  30.06.2025

Jerusalem

Netanjahu: »Zunächst einmal müssen wir die Geiseln befreien«

Eine Äußerung des Premierministers deutet darauf hin, dass es eine Verschiebung der israelischen Prioritäten im Krieg gegen die Hamas gibt. Die Hintergründe

 30.06.2025