Israelische Studie

Intensive Social-Media-Nutzung im Krieg verstärkt Angst

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Eine aktuelle Untersuchung der Gesundheitswissenschaftlerin Keren Dopelt vom Ashkelon Academic College zeigt, dass eine besonders intensive Nutzung digitaler Netzwerke während des anhaltenden Krieges zwischen Israel und der palästinensischen Terrororganisation Hamas mit deutlich erhöhter Angst und einem geschwächten Vertrauen in die Widerstandskraft des Landes verbunden ist.

Befragt wurden im Rahmen der Studie 304 Erwachsene zwischen Februar und Mai 2025. Ziel war es laut »ynet«, die Auswirkungen digitaler Medien auf psychisches Wohlbefinden und gesellschaftlichen Zusammenhalt in einer Phase anhaltender Gewalt zu beleuchten.

Die Ergebnisse zeigen: Je häufiger die Befragten Kriegsnachrichten über Plattformen wie WhatsApp, Instagram und Facebook konsumierten, desto stärker war ihre psychische Belastung. Zwei Drittel gaben mittlere bis hohe Anzeichen von Stress an, der durchschnittliche Angstwert lag bei 3,3 von 5. Viele erklärten, ihre tägliche Nachrichtenzeit habe sich seit Kriegsbeginn um mehr als zwei Stunden verlängert.

Markante Unterschiede

Gleichzeitig wirkte sich diese digitale Dauerpräsenz negativ auf das Vertrauen in die Fähigkeit des Landes aus, Krisen zu überstehen. Auch dies geht aus den von »ynet« zitierten Ergebnissen der Studie hervor. Der sogenannte Resilienz-Wert lag im Schnitt nur bei 3,45 von 5 Punkten. Besonders auffällig: Personen mit stärkerer religiöser Bindung, geringerer Angst und reduzierter Social-Media-Nutzung schätzten die nationale Widerstandskraft deutlich höher ein.

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Die Studie belegt zudem markante Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Frauen berichteten von höheren Angstwerten (3,48 gegenüber 2,94 bei Männern) und geringerer Resilienz (3,34 gegenüber 3,65). Die Forscherin führt dies unter anderem auf zusätzliche Belastungen durch familiäre Sorgearbeit zurück, die in Krisenzeiten häufig bei Frauen liegen.

Als zentrales Spannungsfeld benennt die Untersuchung die doppelte Rolle sozialer Medien: Einerseits ermöglichten sie schnelle Informationen und gegenseitige Unterstützung, andererseits verstärkten sie durch ungefilterte Inhalte, emotionale Zuspitzung und die algorithmische Verbreitung von Angstgefühlen das Gefühl von Unsicherheit. Auch Angriffe auf staatliche Institutionen und verstörende Bildinhalte tragen demnach dazu bei.

Paradoxe Rolle

Dopelt empfiehlt, den psychologischen Risiken digitaler Vernetzung stärker zu begegnen. Nötig seien Programme zur Förderung von Medienkompetenz, ein bewussterer Umgang mit Nachrichtenkonsum sowie klare und sachliche Kommunikation staatlicher Stellen. Auch psychologische Fachkräfte sollten den Einfluss von Mediennutzung stärker in ihre Behandlungskonzepte einbeziehen, um Menschen zu helfen, ihre digitale Belastung in Krisenzeiten zu regulieren.

Die Studie zeigt damit die paradoxe Rolle sozialer Netzwerke im Krieg: Sie sind zugleich Quelle für Zusammenhalt und für emotionale Belastung – ein Risiko, das in der digitalen Kriegsführung zunehmend bedacht werden muss. ja

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