Vermisst

»Ich fühle, dass er am Leben ist«

Alon Nimrodi mit einem Foto von Tamir und dem Post-it Foto: SAL

Vermisst

»Ich fühle, dass er am Leben ist«

Tamir Nimrodi ist seit 104 Tagen in der Geiselhölle

von Sophie Albers Ben Chamo  18.01.2024 07:11 Uhr

Tamir und seine Kameraden hatten keine Chance. Ihre Armeebasis nahe dem Erez-Übergang liegt keine 150 Meter vom Zaun entfernt, der Israel von Gaza trennt. Mit gerade einmal 18 Jahren ist Tamir bereits Bildungsoffizier. Unter anderem sorgte er dafür, dass Hilfsgüter zu den Menschen in Gaza kommen. Hilfsgüter wie Traktoren für die Landwirtschaft. »Und mit so einem Traktor wurde der Zaun eingerissen«, sagt Tamirs Vater Alon Nimrodi.

Tamir und die fünf anderen auf seiner Stube waren erst vor wenigen Stunden zu Bett gegangen, als die Terroristen frühmorgens die Basis stürmten. In Shorts und barfuß wurden Tamir, Ron Sherman und Nik Baizer hinausgetrieben. Die anderen wurden erschossen. Sein Sohn habe sie sterben sehen, sagt Alon. Das letzte Foto, das von Tamir seit dem 7. Oktober 2023 existiert, zeigt ihn neben Ron und Nik vor einer Wand. Geduckt, mit den Armen hinter dem Kopf, die blanke Angst im Gesicht. Dann wurden sie nach Gaza verschleppt.

Ein von Terroristen gefilmter Clip online

Tamirs jüngste Schwester fand einen von Terroristen gefilmten Clip online. Seitdem nichts. Niemand könne oder wolle ihnen etwas sagen. Weil Tamir ohne Brille kaum etwas sehe und er auf dem Foto keine trägt, haben die Eltern versucht, ihm über das Rote Kreuz eine zu bringen. Sie wurden abgewiesen. Keine der befreiten Geiseln hat Tamir in Gaza gesehen oder etwas von ihm gehört. Die Hamashölle hat ihn einfach verschluckt.

Mitte Dezember hat die Armee in Gaza die Leichen von Tamirs Zimmernachbarn Ron und Nik gefunden. Die Hamas hatte sie offensichtlich in einen Tunnel gesperrt und ersticken lassen. Diese Nachricht zu erhalten, sei für ihn ein unfassbarer Schock gewesen, so der Vater. Aber er »fühle, dass Tamir noch am Leben ist«.

Zwei Wochen nach dem 7. Oktober wurde der Familie ein Karton mit Tamirs Sachen übergeben. »Es war schrecklich«, sagt Alon, und er kann die Tränen kaum zurückhalten. Als er ihn schließlich doch geöffnet habe, fand er einen gelben Post-it, auf dem Tamir sich drei Vorsätze für die Zukunft notiert hatte: Hilf so vielen Menschen wie möglich – Schade niemandem – Finde gute Freunde. »Das ist mein Sohn«, sagt Alon Nimrodi.

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann wird heute mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt. Bislang schwieg sie zur scharfen Kritik an ihrer Arbeit. Doch jetzt antwortete die ARD-Journalistin ihren Kritikern

 04.12.2025

Die letzte Geisel in Gaza

»Er ging als Erster – er kommt als Letzter zurück«

Ran Gvili war ein Polizist einer Eliteeinheit, der trotz gebrochener Schulter in den Kampf zog

von Sabine Brandes  04.12.2025

Prozess

Bitte um Gnade

Premierminister Netanjahu wendet sich überraschend an Staatspräsident Herzog

von Sabine Brandes  04.12.2025

Israel

Drei Brüder werden an einem Tag Väter - von vier Kindern

Zwillinge inklusive: Drei Brüder und ihre Partnerinnen schenken den Großeltern an einem Tag vier Enkel. Wie es zu diesem seltenen Familienglück kam

von Sara Lemel  04.12.2025

Preisvergabe

Charlotte Knobloch kritisiert Berichterstattung von Sophie von der Tann

Dass problematische Berichterstattung auch noch mit einem Preis ausgezeichnet werde, verschlage ihr die Sprache, sagt die Präsidentin der IKG München

 04.12.2025

Tel Aviv

Fast jeder vierte Israeli denkt über Auswanderung nach

Unter säkularen Juden ist die Zahl derer, die ein Auswandern erwägen, größer als in religiösen Gruppen und bei israelischen Arabern

 04.12.2025

Gaza

Sudthisaks letzte Reise hat begonnen

Der Leichnam des thailändischen Landarbeiters Sudthisak Rinthalak wurde am Mittwoch überführt. Nun befindet sich noch eine tote Geisel in Gaza, nämlich die von Ran Gvili

von Sabine Brandes  04.12.2025

Barcelona

Guinness World Records blockiert Bewerbungen aus Israel

Die israelische NGO Matnat Chaim will im kommenden Monat 2000 Nierenspender zusammenbringen. Dieser Rekord wird nicht registriert, da er im jüdischen Staat umgesetzt werden soll

 04.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  03.12.2025 Aktualisiert