Interview

»Ich bin zum ersten Mal gefragt worden«

Mohammed Barakeh Foto: JA

Herr Barakeh, mit welchen Gedanken nehmen Sie als erster arabischer Knessetabgeordneter an einer offiziellen Delegationsreise nach Auschwitz teil?
Die Erinnerung an den Holocaust ist Bestandteil einer politischen Kultur, mit der ich aufgewachsen bin. Bereits als Mitglied der kommunistischen Jugend habe ich an den Feiern zum Jahrestag des Siegs über den Nationalsozialismus am 9. Mai teilgenommen. Überraschend ist die Reaktion einiger Menschen darauf, dass ich nach Auschwitz fahre. Das ist schon fast beleidigend.

Immerhin ist es der 65. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz. Warum gab es nicht schon zuvor arabische Knessetabgeordnete, die dorthin gereist sind?
Das kann ich nicht sagen. Ich weiß nur, dass es das erste Mal war, dass ich gefragt wurde. Einer Regierungsdelegation würde ich mich nicht anschließen, weil ich mit der Politik, insbesondere gegenüber den Palästinensern, nicht übereinstimme. Aber in einer Knessetdelegation vertritt jeder seine eigene Meinung, Politik und Ideologie.

Es gab vom Likud-Abgeordneten Danny Danon und anderen Kritik: Sie hätten sich bereits mehrfach dem Staat gegenüber illoyal gezeigt und deshalb nichts in einer solchen Delegation verloren.
Derartige Reaktionen zeigen den Rassismus, der auf der Angst vor Arabern gründet. Ich korrigiere dieses falsche Bild.

Es gibt zudem Kritik von arabischer Seite.
Ich halte auch die für unangebracht. In der Knesset sitzen wir arabischen Abgeordneten mit jüdischen zusammen, auch mit denen, die rassistische Positionen vertreten. Also kann ich doch auch Teil einer Knessetdelegation sein, in der jeder als das mitreist, was er ist.

Welche Einstellung haben arabische Israelis gegenüber der Schoa?
Die überwiegende Mehrheit ist durch die Schoa, Nationalsozialismus und Rassismus geprägt. Man weiß auch, dass es nicht nur jüdische, sondern auch christliche und muslimische Opfer des Nationalsozialismus gab. Meine Haltung wird überwiegend positiv aufgenommen. Aber es gibt auch genügend Menschen, die sich aus politischen Gründen anders äußern. Das ist jedoch nicht so wichtig.

Mit dem Knessetmitglied und Generalsekretär der Hadash-Partei sprach Detlef David Kauschke.

Debatte

Jüdischer Weltkongress verurteilt israelfeindlichen Weltkirchenrat

Es gibt reichlich Kritik an einer Erklärung des Weltkirchenrats, in der Israel »Apartheid« vorgeworfen wird. Nun reagiert der Jüdische Weltkongress - und hat Fragen an die Kirchen

 11.07.2025

"Newsmax"-Interview

Netanjahu zu Hamas: Werden diese »Monster« besiegen

Die Bemühungen um eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln im Gazastreifen dauern an. Israels Ministerpräsident Netanjahu hofft, dass es dazu bald kommt. Vorerst aber geht der Kampf gegen den palästinensischen Terror weiter

 11.07.2025

Tel Aviv/Ramallah

Israeli stirbt bei Anschlag im Westjordanland

Seit Beginn des Krieges ist die Lage auch im Westjordanland extrem angespannt. Immer wieder kommt es zu Zusammenstößen und auch tödlichen Anschlägen auf Israelis

 11.07.2025

Meinung

Die Kirche schafft sich ab

Jetzt soll ausgerechnet der Antizionismus helfen, den gesellschaftlichen Niedergang der Kirche zu stoppen

von Josias Terschüren  10.07.2025

Israel

Eli Sharabis Bestseller bald auch auf Englisch

Zum zweiten Jahrestag des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023 soll das Buch der ehemaligen Geisel veröffentlicht werden

von Sabine Brandes  10.07.2025

Westjordanland

Israeli stirbt bei Terroranschlag

Der 22-jährige Sicherheitsmann wurde in der Nähe des Einkaufszentrums von Gusch Etzion von zwei Männern angegriffen

 10.07.2025

Brüssel

EU-Chefdiplomatin lobt »konstruktiven Dialog« mit Israel

Die Außenbeauftragte Kaja Kallas hat in einer Erklärung Schritte zur Verbesserung der humanitären Lage im Gazastreifen angekündigt

 10.07.2025

Nahost

Finanziert Katar den Wiederaufbau in Gaza?

Angeblich hat Israel grundsätzlich zugestimmt, dass Gelder aus dem Golfemirat bereitgestellt werden können

von Sabine Brandes  10.07.2025

Washington

Netanjahu: »Kein Geiseldeal um jeden Preis«

Von den 50 verschleppten Menschen in der Gewalt der Hamas sollen 20 noch am Leben sein

von Sabine Brandes  10.07.2025