Tourismus

Hoffen auf die Trendwende

Leere Strände: Reiseveranstalter hoffen, die Situation möge sich rasch beruhigen und die Touristen wieder ins Land strömen. Foto: Flash90

Pessach steht vor der Tür, Ostern naht, der Ramadan hat bereits begonnen – und der Frühling lässt sich ebenfalls blicken. Die perfekte Zeit für einen Urlaub. Gewöhnlich strömen Touristen aus der ganzen Welt nach Israel, um die berühmten Sehenswürdigkeiten anzuschauen und die milden Temperaturen zu genießen. Auch viele Israelis verreisen während der Pessachwoche mit Vorliebe ins Ausland.

In den ersten zwei Monaten des Jahres 2023 verzeichnete Israel 590.500 Einreisen, gegenüber 137.400 Einreisen in den ersten zwei Monaten des Vorjahres, als es noch strenge Covid-Restriktionen gab. Im Januar und Februar 2020, kurz vor dem Ausbruch der Pandemie, waren knapp 700.000 Menschen aus dem Ausland gekommen.

massenproteste Viele Besucher hatten ihre Reisen in diesem Jahr allerdings vor dem Ausbruch der Massenproteste gebucht. Und im Moment herrscht Sorge. Die drei Monate andauernden Proteste gegen die Justizreform der Regierung in Jerusalem haben für Zögern bei vielen potenziellen Besuchern aus dem Ausland gesorgt.

Reiseveranstalter und Betreiber von Tourismusunternehmen hoffen nun, dass die geplanten Gespräche zwischen Regierungskoalition und Opposition zur umstrittenen Reform die Situa­tion beruhigen und die Touristen wieder uneingeschränkt ins Land strömen.

Auch aufseiten der Israelis, die ins Ausland verreisen, herrscht momentan Unsicherheit.

»Die Lage hatte sich so weit zugespitzt, dass unsere Mitarbeiter neben besorgten Anrufen von Kollegen aus dem Ausland auch zunehmend Stornierungen erhielten«, weiß Yossi Fatael, der Chef der israelischen Vereinigung der Veranstalter für ankommenden Tourismus.

Diskurs Die Mitarbeiter seien hervorragende Botschafter Israels in der ganzen Welt, »doch in den letzten Wochen mussten sie einen erheblichen Teil ihrer Zeit für Gespräche über die aktuelle Situation in unserem Land aufwenden«, sagte er. »Streitigkeiten sind Teil der DNA des jüdischen Volkes, aber jetzt muss es einen konstruktiven Diskurs geben, um die Einheit des Landes aufrechtzuerhalten.« Fatael ist zuversichtlich, dass die Gesprächsbereitschaft in der Politik zur Entspannung des Tourismus beiträgt.

Auch aufseiten der Israelis, die ins Ausland verreisen, herrscht momentan Unsicherheit. »Und das wirkt sich auf die Branche aus«, sagt der Geschäftsführer von Gulliver Tours, Siv Rosen. »Der Anstieg der Dollar- und Eurokurse im Vergleich zum Schekel macht den Urlaub im Ausland für die Israelis teurer.« Die Branche habe ursprünglich erwartet, dass dieses Jahr das Rekordjahr 2019 in Sachen Tourismus übertreffen werde. »Jetzt wird prog­nostiziert, dass dies – wenn überhaupt – erst später im Jahr erfolgen wird.«

Amit Levy ist freiberuflicher Reiseführer, der mit seinem Einkommen als Tourguide allein in den vergangenen Jahren nicht mehr über die Runden kommt. »Das Drama fing natürlich mit der Pandemie an, doch dann ging es weiter mit Demonstrationen, wodurch wir wieder Einbußen hinnehmen mussten.« Levy muss zwischendurch immer wieder andere Jobs annehmen, ob als Kellner oder Betreuer von Kindergruppen, »weil ich meine Rechnungen bezahlen muss«.

durchatmen Obwohl er die Proteste für die Demokratie »voll und ganz unterstützt hat«, freut er sich über die Bereitschaft der Politiker, nun reden zu wollen. »Und ich hoffe inständig, dass es jetzt in Israel ruhig bleibt. Besonders wir in der Touristenbranche brauchen eine Zeit zum Durchatmen. Wir wollen nicht immer nur in den Schlagzeilen der 20-Uhr-Nachrichten sein, sondern den Leuten, die uns besuchen, die schönen Seiten unseres wundervollen Landes zeigen.«

Um das besser zu gestalten, hat das Tourismusministerium knapp 90 Millionen Euro für Dutzende Projekte genehmigt, welche die touristische Infrastruktur in Israel verbessern sollen. Sie reichen vom Ausbau von Strandpromenaden, Aussichtstürmen und Wanderwegen über Besucherzentren bis zu neuen Verkehrsmaßnahmen. Mit dabei ist der lang erwartete Umbau der Hauptstraßen auf dem Mahane-Yehuda-Markt in Jerusalem, die Entwicklung des Tscherkessen-Dorfes Kfar Kana und der Bau eines Besucherzent­rums in Bnei Brak. In der nordöstlichen Stadt Beit Schean soll die Altstadt restauriert werden.

Neben besorgten Anrufen aus dem Ausland kommen auch Stornierungen.

Strandurlauber können sich über neue Promenaden an der Küste von Eilat und am Kinneret in Tiberias freuen. Minister Haim Katz ist sicher, dass »die Verbesserung der Infrastruktur und die Verschönerungen das touristische Erlebnis aufwerten und die Touristen immer wieder zurückkommen lassen«.

gefühl Mark und Keren Fox sind Besucher aus den USA. Sie reisten zwei Wochen lang durch das ganze Land, von Tel Aviv über Jerusalem ans Tote Meer, durch den Golan und Galiläa. Von den Protesten wussten sie schon vor ihrer Buchung. »Das hat uns nicht davon abgehalten, nach Israel zu kommen. Wir haben im Fernsehen gesehen, wie friedlich die Demonstrationen sind, und hatten in keiner Weise das Gefühl, dass dies unsere Reise beeinflussen würde. Und das hat es auch nicht.«

Auch die regelmäßigen Anschläge von palästinensischen Terroristen schreckten das Ehepaar nicht ab. »Leider gibt es heutzutage an vielen Orten der Welt Angriffe«, meint Mark Fox. »Wenn man danach gehen würde, dürfte man nirgendwo mehr hinreisen.«

Sie haben sich in Israel »zu allen Zeiten und an allen Orten völlig sicher und willkommen gefühlt«, pflichtet seine Frau bei. »Und wir planen schon unseren nächsten Urlaub hier.«

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