Justiz

Höchstes Gericht Israels bestätigt Rückführung von Eitan nach Italien

Seit dem Unglück hatte der Junge zuvor bei seiner Tante väterlicherseits - Aya Biran-Nirko (r.) - im italienischen Pavia gelebt. Foto: Flash 90

Der sechsjährige Junge Eitan, einziger Überlebender des Seilbahnunglücks vom Lago Maggiore, muss bis zum 12. Dezember zurück nach Italien gebracht werden. Dies entschied Israels höchstes Gericht in Jerusalem am Montag, das damit vorherige Urteile des Familien- und Bezirksgerichts bestätigte. Mit der Entscheidung wies es einen Antrag des israelischen Großvaters des Jungen ab. Dieser hatte das Kind entführt, wie das Gericht feststellte, und wollte es in Israel behalten. Der Mann muss laut der Entscheidung auch Gerichtskosten in Höhe von umgerechnet 7000 Euro tragen.

Der Junge, der bei dem Unfall im Mai als einziger überlebte und beide Eltern, den kleinen Bruder und zwei Urgroßeltern verloren hatte, war Mitte September von dem Großvater mütterlicherseits entgegen einer richterlichen Anordnung mit einem Privatflugzeug nach Israel geflogen worden. Seit dem Unglück hatte der Junge zuvor bei seiner Tante väterlicherseits - Aya Biran-Nirko - im italienischen Pavia gelebt.

In dem israelischen Urteil hieß es, das Kind müsse zurück in die Obhut seiner Tante in Italien gegeben werden. Dies geschehe in Einklang mit dem Haager Kindesentführungsübereinkommen, dem sich sowohl Israel als auch Italien angeschlossen haben.

Ein Anwalt der Tante sagte nach Angaben des israelischen Fernsehens, man habe mit Erleichterung auf das Urteil reagiert. »Es ist das Ende eines bedauerlichen Kapitels, das vor allem für den kleinen Eitan schädlich und überflüssig war.« Die Seite des Großvaters teilte dem Bericht zufolge dagegen mit, der Staat Israel habe mit dem Urteil »ein jüdisches Kind und einen hilflosen israelischen Staatsbürger aufgegeben«. Man werde weiterhin mit juristischen Mitteln dafür kämpfen, dass er zurück nach Israel kommen könne.

Bereits am Mittwoch steht in Mailand ein Termin vor dem Jugendgericht an. Dort will der Großvater und die in Israellebende Familie erreichen, dass der Tante die Vormundschaft entzogen wird.

Die Staatsanwaltschaft in Pavia hat nach Medienberichten zwei internationale Haftbefehle gegen den Großvater und einen mutmaßlichen Komplizen erlassen. Zudem sei die Auslieferung der beiden Männer beantragt worden. Die Staatsanwaltschaft in der norditalienischen Stadt wirft den Männern vor, strategisch geplant zu haben, den Jungen zurück nach Israel zu holen. Der Komplize wurde nach Medienberichten schon am Donnerstag in Zypern festgenommen, am Montag nach Berichten aber bis zu einer Anhörung am 2. Dezember auf freien Fuß gesetzt.

Eitan wurde laut Medien in Israel geboren, zog aber kurz nach der Geburt mit den Eltern nach Italien. Seine Tante Biran-Nirko sagte, Pavia in der Lombardei sei die Heimat des Jungen, der im September hätte eingeschult werden sollen. Auch das Gericht in Jerusalem fand: »Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass der Lebensschwerpunkt des Minderjährigen vor seiner Entführung nach Israel in Italien war.«

Die in Israel lebende Familie seiner Mutter hatte laut den Berichten dagegen argumentiert, die Eltern hätten konkret einen Umzug zurück nach Israel geplant. Der Junge solle in Israel aufwachsen. Die Frage des Sorgerechts muss nun juristisch in Italien geklärt werden. dpa

Nahost

Israels Armee: Wir müssen uns auf längeren Einsatz einstellen

Israel hat sich nach Angaben des israelischen Generalstabschefs seit Jahren auf den Krieg mit dem Iran vorbereitet. Ejal Zamir sprach vom komplexesten Einsatz in Israels Geschichte

 20.06.2025

Krieg

Luftwaffe fliegt Deutsche aus Israel aus. Die Maschinen sind auf dem Rückweg in die Bundesrepublik

Die Hintergründe

von Anna Ringle  20.06.2025

Interview

Warum gehen die Grünen auf Distanz zu Israel, Frau Brantner?

Die grüne Bundesvorsitzende erläutert, warum sie deutsche Rüstungsexporte einschränken und israelische Minister sanktionieren, aber trotzdem solidarisch mit Israel sein will

von Michael Thaidigsmann  20.06.2025

Israel

Verletzte in Haifa nach erneutem Raketenangriff aus dem Iran

Aus dem Iran werden wieder ballistische Raketen Richtung Israel gefeuert. Ein Geschoss soll in der Stadt Haifa mindestens drei Menschen verletzt haben

 20.06.2025

Israel

Im permanenten Ausnahmezustand

Wie gehen Israelis nach den Angriffen gegen Ziele im Iran mit den Gegenangriffen um? Unsere Autorin hat unter ihren Freunden und Bekannten ein Stimmungsbild eingeholt

von Sarah Maria Sander  20.06.2025

Nahost

Herzog unterstützt Krieg gegen Iran »uneingeschränkt«

»Wir mussten diese Bedrohung beseitigen«, sagt der Präsident

 20.06.2025

Nahost

Katz: Armee soll Angriffe auf staatliche Ziele im Iran verstärken

Israels Verteidigungsminister bestätigt, das Regime in Teheran destabilisieren zu wollen

 20.06.2025

Interview

»Irans Ziel scheint es zu sein, diesen Krieg so lange wie möglich zu führen«

Sarit Zehavi, Gründerin des Think Tanks Alma, über Irans Raketenarsenal, die Reaktion des Mullah-Regimes auf die israelischen Angriffe und seine Möglichkeit, einen Abnutzungskrieg zu führen

von Nils Kottmann  20.06.2025

Krieg

Fast kein Weg raus

Israelis werden aus dem Ausland zurückgeholt, doch es gibt kaum eine Möglichkeit auszureisen. Bürgerrechtsgruppen wollen den Obersten Gerichtshof anrufen

von Sabine Brandes  20.06.2025