Nahost

Hisbollah feuert Raketen in Richtung Haifa ab

In Nachrichten auf Arabisch wurden Bewohner im Libanon vor Angriffen gegen die Hisbollah zur Flucht aufgerufen. Es gehe um ihre eigene Sicherheit, betonten die IDF. Foto: picture alliance / Sipa USA

In Galiläa und der Region Haifa ertönten am frühen Morgen Sirenen, denn die Terrororganisation Hisbollah schoss Raketen dorthin ab. Auch in anderen Gebieten Nord-Israels wurde Raketenalarm gegeben. Die israelische Heimatschutzbehörde ordnete wegen der Terror-Attacken eine vorübergehende Schließung aller Schulen nördlich von Haifa und entlang der nördlichen Grenze an.

Seit dem 8. Oktober greift die Hisbollah den Norden Israels täglich mit Raketen an. Israel befindet sich seither in einem Zwei-Fronten Krieg. Die Streitkräfte (IDF) bekämpfen vom Regime in Teheran finanzierte Terrororganisationen in Gaza und im Libanon –und dies seit 354 Tagen.

Vor dem jüngsten Raketenbeschuss aus dem Norden hatte Israel massive Luftangriffe auf die Terror-Infrastruktur, Stellungen und Waffenlager der Hisbollah gestartet. Über 1600 Ziele wurden beschossen – als Reaktion auf den Terror. Ziel Israels ist eine sichere Rückkehr von 60.000 Bewohnern, die wegen der Terrorattacken aus dem Norden evakuiert werden mussten.

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Waffenlager angegriffen

Unbestätigten Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums zufolge starben 500 Menschen bei den Luftangriffen. Von mehr als 1600 Verletzten war die Rede. Wie das Gesundheitsministerium der Hamas in Gaza unterscheidet die libanesische Behörde nicht zwischen Terroristen und Zivilisten.

Das israelische Militär führte die Angriffe gegen den Terror in der Nacht fort. Die Operation »Pfeile des Nordens« zielt auf Waffenlager der Hisbollah ab, die Israel seit Anfang Oktober mit rund 9000 Raketen und Drohnen angegriffen hat. Einige dieser Lager hätten sich in privaten Wohnräumen von Zivilisten befunden, die vor den Angriffen aufgerufen worden seien, sich in Sicherheit zu bringen, hieß es.

Die Hisbollah, die im Libanon praktisch wie ein Staat im Staate agiert, reagierte ihrerseits mit heftigen Raketenangriffen auf israelisches Gebiet. Rund 250 Geschosse seien aus dem Libanon abgefeuert und teils von der Raketenabwehr abgefangen worden, teils in offenem Gelände eingeschlagen, teilten die IDF mit.

Panik im Libanon

Auch im Westjordanland gab es erstmals Einschläge - in ähnlicher Entfernung vom Libanon wie der Großraum Tel Aviv. Die Hisbollah-Terroristen zielten nach eigenen Angaben auch auf Anlagen der Rüstungsindustrie nahe der Hafenstadt Haifa und auf Militärstützpunkte.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wandte sich derweil mit einer Botschaft direkt an das libanesische Volk: »Israels Krieg ist nicht mit euch, sondern mit der Hisbollah«, sagte er. »Die Hisbollah hat euch schon allzu lange als menschliche Schutzschilde missbraucht.« Um Israel gegen Hisbollah-Angriffe zu verteidigen, müssten die Waffen der Miliz unschädlich gemacht werden, sagte Netanjahu.

Im Süden des Libanon brach Panik unter den Menschen aus, viele flohen in Richtung Beirut oder andere Orte im Norden des Landes. Auf den Straßen kam es zu langen Staus, Schulen wurden in Notunterkünfte umgewandelt. Es herrsche »Panik und Chaos«, berichteten Augenzeugen. Nach den Bombardierungen im Süden griff Israels Luftwaffe auch Stellungen in der Bekaa-Ebene im Nordosten des Libanons an, wie es aus Sicherheitskreisen hieß.

Raketen zerstört

Die israelische Regierung beschloss nach den Luftangriffen in Erwartung von Gegenschlägen einen landesweiten Ausnahmezustand. Dieser hat auch zur Folge, dass die Größe von Versammlungen eingeschränkt werden kann.

Bei den Angriffen im Libanon wurden nach Angaben von Verteidigungsminister Joav Gallant Zehntausende Raketen der Hisbollah zerstört. Vor Beginn ihrer Angriffe am 8. Oktober wurde das Waffenarsenal der Hisbollah auf 150.000 Raketen, Drohnen und Marschflugkörper geschätzt.

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Generalstabschef Herzi Halevi erklärte, das Militär greife die von der Hisbollah in den vergangenen 20 Jahren für ihren Kampf gegen Israel aufgebaute Infrastruktur an. Seine Armee bereite schon »die nächsten Phasen« des Kampfes vor, sagte er, ohne Details zu nennen.

Gefährliche Eskalation

Bislang greift Israel den Libanon aus der Luft und mit Artillerie über die Grenze hinweg an. Eine Bodenoffensive im Süden des Libanons würde eine weitere gefährliche Eskalation des Konflikts bedeuten - und möglicherweise andere mit dem Iran verbündete Kräfte noch tiefer in den Krieg hineinziehen. Israels Armee weicht Fragen zu einem möglichen Truppeneinmarsch im Libanon bislang aus.

Die libanesische Regierung warf Israel angesichts der Angriffe »einen Vernichtungskrieg in jedem Sinne des Wortes« vor. »Wir als Regierung arbeiten daran, diesen neuen Krieg Israels zu stoppen und einen Abstieg ins Unbekannte zu verhindern«, sagte der geschäftsführende Ministerpräsident Nadschib Mikati, dessen Land von den Terroristen dominiert wird.

Frankreichs Regierung beantragte wegen der kriegerischen Eskalation eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats für diese Woche. Allerdings ist das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen selbst durch politische Konflikte nur noch eingeschränkt handlungsfähig.

Netanjahu vor UNO-Vollversammlung

Heute beginnt zudem die mehrtägige Generaldebatte der UN-Vollversammlung. Der Nahost-Konflikt wird absehbar eine wichtige Rolle spielen. Netanjahu soll in der zweiten Wochenhälfte anreisen und dürfte eine kämpferische Rede halten. Viele UN-Mitglieder sind israelfeindlich und führen einen diplomatischen Feldzug gegen den einzigen jüdischen Staat.

Israels Armee griff nach eigenen Angaben auch ein Ziel im Süden der libanesischen Hauptstadt Beirut an, wo am Freitag mit Ibrahim Akil ein hochrangiger Militärkommandeur der Miliz getötet worden war. Ziel des neuen Angriffs war nach israelischen Medienberichten der Hisbollah-Kommandeur Ali Karaki, der für die südliche Front zuständig war und Akil ablösen sollte.

Die Hisbollah teilte nach dem Angriff mit, Karaki sei wohlauf. Nach Angaben der israelischen Armee ist Karaki einer der wenigen noch lebenden Köpfe der Hisbollah-Führungsriege.

Warnungen an Zivilbevölkerung

Vor der neuen Angriffswelle wurde die Zivilbevölkerung im Libanon durch automatisierte Anrufe und per SMS gewarnt. Berichten zufolge wurde dazu aufgerufen, sich bis auf Weiteres von Dörfern fernzuhalten, in denen Waffen der Hisbollah gelagert seien.

Seit der neuerlichen Eskalation zwischen Israel und dem Libanon mussten rund 150.000 Menschen ihre Wohnorte auf beiden Seiten der Grenze verlassen.

Israel und die Hisbollah führten bereits 1982 und 2006 Krieg gegeneinander. Die libanesischen Terroristen ist heute deutlich stärker bewaffnet als während des Kriegs vor fast 20 Jahren. Sie handelt nach eigener Darstellung aus Solidarität mit der Hamas in Gaza.

Israels Militär hat die Zahl seiner Angriffe im Gazastreifen zuletzt verringert und konzentriert sich zunehmend auf die Hisbollah. Damit will es erreichen, dass sich die Terrororganisation wieder hinter den 30 Kilometer von der Grenze entfernten Litani-Fluss zurückzieht - so wie es die UN-Resolution 1701 vorsieht, die das Kriegsende 2006 markierte. Der Resolution zufolge darf die Hisbollah entlang der Grenze nicht präsent sein. Dies wird aber weder von der UN-Beobachtermission noch von der libanesischen Armee durchgesetzt. dpa/ja

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