Israel

Herzog wirft Regierung polarisierende Politik vor

Israels Präsident Isaac Herzog Foto: copyright (c) Flash90 2024

Der Präsident Israels, Isaac Herzog, hat der Regierung von Benjamin Netanjahu vorgehalten, eine polarisierende, spalterische und einseitige Politik zu betreiben. In einer Videoerklärung erwähnte er in diesem Zusammenhang auch die erneute Entsendung von Bodentruppen in den Gazastreifen. Den Namen des Ministerpräsidenten nannte er nicht.

Herzog warf der Regierung vor, den Familien der Geiseln nicht zuzuhören. Auch sprach er sich für eine »vollständige, gründliche und unabhängige Untersuchung der schrecklichen Katastrophe« des 7. Oktobers aus. Es handelte sich dabei um seine Antwort auf die Weigerung Netanjahus, eine staatliche Untersuchungskommission zu den Massakern und Geiselnahmen der Hamas einzusetzen.

»Es ist unmöglich, nicht zutiefst beunruhigt zu sein über die harte Realität, die sich vor unseren Augen abspielt«, sagte der Präsident. »In letzter Zeit sind Tausende von Einberufungsbefehlen für Reservisten erteilt worden. Es ist unvorstellbar, unsere Söhne an die Front zu schicken, aber gleichzeitig kontroverse Maßnahmen zu ergreifen, die die Spaltung des Volkes vertiefen.«

»Auswirkungen auf Widerstandskraft«

»Leider sind wir Zeugen einer Reihe einseitiger Maßnahmen, und ich bin zutiefst besorgt über deren Auswirkungen auf unsere nationale Widerstandskraft«, fuhr Herzog fort. Jeder Schritt müsse sorgfältig erwogen und geprüft werden, um zu sehen, ob er zur nationalen Widerstandsfähigkeit beitrage, »und insbesondere, ob er zu den Kriegsanstrengungen und der Rückkehr der Geiseln beiträgt.«

Deren Familien gegenüber müsse Mitgefühl gezeigt werden, so Herzog. »Es ist unmöglich, die Kämpfe fortzusetzen, um die heilige Pflicht zu erfüllen, die Geiseln zurückzubringen, und gleichzeitig ihren verzweifelten Familien, die durch die Hölle auf Erden gehen, nicht zuzuhören«, sagte der Präsident.

Lesen Sie auch

Zuvor hatte Netanjahus rechter Finanzminister Bezalel Smotrich Familien der Geiseln in der Knesset zugerufen, sie würden »zu viel gehört«. Damit schien er zu meinen, die Politik Israels dürfe nicht nach den Forderungen der Geisel-Familien ausgerichtet werden.

Eigene Verantwortung

Herzog sagte auch, Israels Beamte seien »das Ziel einer laufenden Kampagne gegen sie«. Es handle sich um engagierte Staatsdiener, die ihre Arbeit gewissenhaft erledigten, darunter Reservisten, trauernde Familien und Nachbarn. »Sie sollten nicht Gegenstand von Verleumdungen sein.«

Im Lauf der Woche war der Präsident mit Netanjahu aneinandergeraten, nachdem der Ministerpräsident einen »linken Deep State« beschuldigt hatte, das Justizsystem gegen ihn zu instrumentalisieren. Netanjahu hatte zudem Ronen Bar, den nun gefeuerten Chef des Schin Bet, beschuldigt, über die Medien eine öffentliche »Erpressungskampagne« gegen ihn zu führen.

Die am Abend vollzogene Amtsenthebung Bars hat Massendemonstrationen ausgelöst. Die Teilnehmer beschuldigten Netanjahu, seine eigene Verantwortung für den Hamas-Angriff vom 7. Oktober 2023 von sich schieben und eine Schin Bet-Untersuchung über Verbindungen zwischen seinen Beratern und dem Hamas-Unterstützer Katar verhindern zu wollen.

In seiner Videoerklärung erklärte Herzog auch, er treffe sich mit den Hinterbliebenen. Sie wollten eine Vertiefung der Kluft und Spaltung verhindern und forderten eine vollständige, gründliche und unabhängige Untersuchung zum 7. Oktober. Der Präsident versprach, sich für eine Einigung einzusetzen. ja

Kairo

Ägypten: Angeblich Pläne für USA-Reise von Präsident al-Sisi

Seit Beginn des Gaza-Kriegs sollen Israels Premier und Ägyptens Staatschef keinen Kontakt gehabt haben. Wird sich al-Sisi mit Hilfe eines Gas-Deals zu einem Treffen in den USA bewegen lassen?

 18.12.2025

Zahl der Woche

1437

Funfacts & Wissenswertes

 18.12.2025

Tschechien

Prag plant Botschaftsverlegung nach Jerusalem

Der neue Prager Außenminister Petr Macinka sagt, der Schritt sei überfällig

 18.12.2025

Jerusalem

Israel schließt 30-Milliarden-Deal mit Ägypten

Das Geschäft mit Ägypten soll die Position des jüdischen Staates als Energielieferant stärken. Was steckt hinter dem Abkommen?

 18.12.2025

Washington D.C.

Trump erklärt Nahost für befriedet – Waffenruhe in Gaza bleibt fragil

Unerwähnt bleibt das Schicksal der letzten noch im Gazastreifen festgehaltenen Geisel, Ran Gvili

 18.12.2025

Nachrichten

Väter, Gaza, Abriss

Kurzmeldungen aus Israel

von Imanuel Marcus, Sophie Albers Ben Chamo  17.12.2025

Tel Aviv

Sorge vor weiteren Anschlägen auf jüdische Ziele weltweit

Laut »Chadschot 13« warnt der Mossad vor »vor einem beispiellosen Anstieg von Zusammenschlüssen zur Durchführung von Terroranschlägen gegen Juden und Israelis im Ausland durch Iraner und Palästinenser«

 16.12.2025

Tel Aviv

Nach Anschlag von Bondi Beach: IDF verschärfen Sicherheitsregeln für Soldaten im Ausland

Unter anderem rät die Einsatzführung der Streitkräfte Soldaten davon ab, ihre Zugehörigkeit zur Armee offenzulegen

 16.12.2025

Diplomatie

US-Gesandter Barrack führt Gespräche in Jerusalem

Vor dem Fristende zur Entwaffnung der Hisbollah besucht der US-Gesandte Barrack die israelische Hauptstadt

 15.12.2025