Freizeit

Heiße Trends zum Abkühlen

Wenn die Radiomoderatoren den Morgen mit dem Satz beginnen: »Ich hoffe, Sie hatten eine kühle Nacht«, weiß man: Der israelische Sommer ist da. Ungnädig flirrt die Sonne auf dem Asphalt, verbrennt jedes ungeschützte Körperteil binnen Minuten. Nicht nur an nördliche Klimazonen gewöhnte Touristen stöhnen bei Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke. Auch die Einheimischen suchen im Juli und August nach Erfrischung.

Alles, was einen Hauch von Abkühlung verspricht, wird en masse konsumiert. Doch Eisschlecken ist in diesem Sommer out – Paletas genießen ist in. Die Lollis am Stil aus gefrorenen frischen Früchten sind der Renner. Ursprünglich aus Mexiko, haben sie Israel im Sturm erobert. In Jerusalem gibt es sie zum Beispiel in der First Station, in Tel Aviv im Sarona-Markt, in anderen Städten stehen sie in verschiedenen Restaurants auf der Speisekarte.

Spirulina Als eine der ersten führte sie Nomi Zysblatt ein. Die gebürtige Jerusalemerin probierte sie in New York und lernte die Zubereitung direkt bei den mexikanischen Paleteros.

»Paleta ist eine Mischung aus Sorbet und Fruchtshake, das macht es so lecker«, findet sie. Ständig experimentiert sie an neuen Genüssen in ihrer Fabrik im Süden von Tel Aviv, darauf bedacht, sich an Zutaten der Saison zu halten.

Für rund zwei Euro das Stück kann man Dutzende von Genüssen probieren, eher vertraute wie Himbeere, Mango, Zitrone oder Schokolade, oder das Außergewöhnliche wagen. Mutige trauen sich an Erdbeer-Balsamico, Pink Grapefruit mit Arak oder das knallgrüne Algen-Eis Spirulina. Zysblatt experimentiert für ihr Leben gern. Avocado mit Limette ist einer ihrer Favoriten. »Gesund, cremig und unheimlich lecker obendrein.«

Dachterrassen Wehende Haare sehen nicht nur auf dem Motorrad oder beim professionellen Fotoshoot in Los Angeles verführerisch aus. Auch die schönen Israelinnen lassen ihre Mähnen gern im Wind fliegen.

Am besten geht das auf den Dachterrassen, die als der Ausgeh-Trend des Sommers gehandelt werden. Hier gibt es statt Klimaanlagen brummende Ventilatoren, die zwar so manches Gespräch zunichte machen, die langen Haare auf den Selfies allerdings gut in Szene setzen.

Als angesagteste Bar gilt derzeit das »Speak Easy« auf dem Rothschild-Boulevard 24 in Tel Aviv. Schon von Weitem sieht man die meterlangen Glühbirnenketten im Abenddunkel leuchten. Sehen und gesehen werden lockt die Hippen der Stadt, die jeden Abend vor dem Eingang Schlangen bilden. Das Publikum auf dem Dach des »Susanna« in Newe Zedek und im »Little Prince« in der Nachalat-Binjamin-Straße ist gemischter, die Atmosphäre eher romantisch.

fitness Wer denkt, nur Verrückte tun bei diesen nahezu unmenschlichen Temperaturen etwas für ihre Fitness, der irrt. Viele Israelis schwören darauf, auch im Sommer Sport im Freien und nicht im klimatisch geregelten Fitnessstudio zu treiben. »Man muss nur wissen, wie und wann«, sagt der Marketing-Fachmann Eran Ben-Ami. »Natürlich kann man nicht in der Mittagshitze joggen gehen, das wäre Wahnsinn.«

Er schwört stattdessen auf Fußballspielen mit Kumpels am Meer – je später, desto besser. »Wir sind während der Europameisterschaft darauf gekommen. Zuerst haben wir uns das Spiel in einer Strandbar angeschaut, anschließend sind wir kicken gegangen. Danach ging es natürlich ins Wasser. Ganz ehrlich, das ist der beste Sport der Welt.«

Auch die City Rollers von Tel Aviv sind spät unterwegs. Bis zu 150 Männer und Frauen treffen sich jeden Dienstag um 22 Uhr am Habima-Platz und düsen dann auf Inlineskates 25 bis 30 Kilometer durch die Stadt, kühlenden Wind um die Ohren. Mit dabei sind Polizisten, die ihren Dienst tatsächlich auf Rollschuhen tun.

Schnäppchen Die heißen Monate halten die Israelis nicht vom Schnäppchenjagen ab. Doch statt Sommerschlussverkauf gibt es in den Läden Aktionen, um die Lager leerzuräumen. Dass in Israel die Badelatschen aus Gummi aus keiner Garderobe mehr wegzudenken sind, ist nicht neu. Die Rabatte sind es schon.

In diesem Jahr bieten viele Shops und Marktstände drei Paar Marken-Flip-Flops für 100 Schekel (umgerechnet etwa 23,50 Euro) an. Der Unterwäsche- und Bademoden-Anbieter Delta lädt zum Einkaufen mit dem Slogan: »Kauf für 300 Schekel, bezahl nur 100«. Und die passende Strandlektüre gibt es bei den Ketten Steimatzky und Tzomet Sfarim. Bei »Drei für Zwei« verlässt man die Buchhandlung mit drei Büchern in der Tasche und hat nur zwei bezahlt.

Natürlich kann man in auch im Juli und August Sehenswürdigkeiten bestaunen. Dass die obliatorische Kopfbedeckung und die Eineinhalb-Liter-Flasche Wasser dazugehören, versteht sich von selbst. Wer dem Hitzschlag sicher entgehen will, schaut sich Schönes nach Sonnenuntergang an.

Veranstalter bieten Führungen am Abend durch alle interessanten Städte und Ausgrabungsorte wie Beit Schearim oder Caesarea an. Museen, etwa die David-Zitadelle in Jerusalem und die größte archäologische Stätte des Landes, Beit Schean, zeigen Light-and-Sound-Shows für die ganze Familie.

Israelis sind verrückt nach Kaffee. Besonders am Hafouch (der lokalen Variante des Cappuccino) kommt kaum jemand vorbei. Doch bei 35 Grad im Schatten vergeht vielen der Kaffeedurst. Daher bieten die Cafés und Bars jetzt kalte Varianten. Besonders beliebt ist der gefrorene Barad, gesüßt oder ohne Zucker, je nach Geschmack. »Hauptsache viel Eis«, meint Avi Cohen von der Aroma-Bar an der Herzl-Straße. »Dann geht sogar kalter Kaffee.«

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