Coronavirus

Harte Maßnahmen gegen Quarantäne-Brecher

Die vordersten Sitze in Bussen sind wegen des Coronavirus abgesperrt. Foto: Flash 90

Ist das Wetter schön, wird Purim in Israel draußen gefeiert. Zwar ist der Himmel strahlend blau, doch auf den Straßen herrscht relative Leere. Dekorationen und Kostüme sieht man kaum. Alle Großveranstaltungen mit mehr als 2000 Teilnehmern sind abgesagt. Die Angst vor dem neuartigen Coronavirus in Israel ist deutlich spürbar.

Die traditionelle Adloyada-Parade in Holon, bei der jährlich Hunderttausende die Straßen säumen und feiern, wird nicht stattfinden. Am Dienstag schloss sich auch Bürgermeister Mosche Leon in Jerusalem an und teilte den Städtern »schweren Herzens mit, dass alle öffentlichen Purimfeiern in diesem Jahr ausfallen müssen«.

Derzeit sind 76 Fälle in Israel bestätigt, vier Erkrankte sind nach der Infektion wieder gesund.

Derzeit sind 76 Fälle in Israel bestätigt, vier Erkrankte sind nach einer Infektion wieder gesund geworden. Allein am Dienstag wurden 25 neue Fälle bestätigt. Die Palästinensische Autonomiebehörde gab 25 Fälle in Bethlehem und einen Fall in Tulkarem an. Bethlehem ist abgeriegelt, Besuchern ist es untersagt, die Stadt zu besuchen.

Entscheidung Jeder, der nach Israel einreist, muss für 14 Tage in Quarantäne: Israelis wie Ausländer gleichermaßen. »Es ist eine schwere Entscheidung. Aber eine, die getroffen werden musste, um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen. Das hat Vorrang«, sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Montag auf der Kabinettssitzung.

Die Bestimmung gilt ab Donnerstag zunächst für 14 Tage. Nicht-Israelis müssen nachweisen, dass sie sich sofort in Selbst-Isolierung begeben können.

Zehntausende befinden sich in Isolierung in den eigenen Wohnungen, darunter seit Dienstag Hunderte von Schülern samt Lehrern einer Grundschule südlich von Tel Aviv. Auch 16 Angestellte des Ichilov-Krankenhauses von Tel Aviv mussten isoliert werden, nachdem sie mit einem infizierten Patienten in Kontakt gekommen waren.

namenslisten Die Einhaltung der Heimquarantäne wird ab sofort durch eine Sondereinheit von Beamten der Polizei und des Gesundheitsministeriums stärker überwacht. Namenslisten von Ankommenden aus dem Ausland werden von der Immigrationsbehörde an die Sicherheitskräfte weitergeleitet.

Die warnen, die Quarantäne in keinem Fall zu umgehen. Fahrlässiges Brechen kann mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft werden, mutwilliges sogar mit bis zu sieben Jahren.

Ein Hotel nach dem anderen muss schließen, es gibt niemanden mehr, der noch zu bewirten wäre.

Internationale Touristen sind praktisch über Nacht aus dem Land verschwunden. Es gibt so gut wie keine Besucher mehr an den Stränden, Ausgrabungsstätten und Sehenswürdigkeiten. Die Abflughalle im Ben-Gurion-Flughafen ist verwaist.

Ein Hotel nach dem anderen schließt, es gibt niemanden mehr, der noch zu bewirten wäre. Innerhalb der vergangenen 14 Tage verließen nach Angaben der Immigrationsbehörde 200.000 Menschen das Land, allein am Dienstag waren es mehr als 10.000.

Hamsterkäufe In den Supermärkten zeigen sich zusehends leere Regale, vor allem bei Sanitärartikeln und lange haltbaren Lebensmitteln, weil immer mehr Israelis Hamsterkäufe tätigen. Die Regierung rät indes vom Horten ab. »Fast das gesamte Essen kommt auf dem Seeweg. Es gibt ausreichend Lebensmittel, und es wird auch in Zukunft mehr als genug geben«, machte Netanjahu klar.

Während immer mehr Firmen ihren Angestellten ermöglichen, von zu Hause aus zu arbeiten, oder sie entlassen müssen, stellte das Finanzministerium eine Milliarde Euro jenen Unternehmen zur Verfügung, die vom Ausbruch des Coronavirus stark betroffen sind. Vor allem gehört der Tourismusbereich dazu.

Netanjahu rief die Öffentlichkeit auf, »Fake News zu ignorieren und nur auf die offiziellen Berichte des Gesundheitsministeriums und anderer Behörden zu hören«. Das Ministerium für öffentliche Sicherheit sei angewiesen, dafür zu sorgen, dass es zu keiner Panik kommt. Die Maßnahmen seien »kein Witz, und es gebe auch keine Wahl«.

Notstand

Jom-Haazmaut-Feiern wegen Feuer abgesagt

Im Umkreis von Jerusalem sind schwere Waldbrände nicht unter Kontrolle zu bekommen. Straßen werden gesperrt und Wohnorte geräumt. Die Feiern zum Unabhängigkeitstag werden abgesagt

 30.04.2025

Israel

Arbel Yehoud musste Geiselhaft barfuß überstehen - auch im Winter

Die 29-Jährige hat in der Ruine ihres Hauses im Kibbuz Nir Oz ein Interview gegeben und grausame Details aus ihrer Gefangenschaft geschildert

 30.04.2025

Raanana

Randale bei israelisch-palästinensischem Gedenken an Opfer

Bei Tel Aviv greifen ultrarechte Aktivisten Zuschauer einer Gedenkfeier sowie Polizisten an. Auch in Tel Aviv kommt es zu einem Vorfall

 30.04.2025

Debatte

Medienberichte: Israels Regierung hebt Entlassung Bars auf

Israels Führung wollte den Geheimdienstchef loswerden, am Montag erklärte Ronen Bar selbst seinen Rücktritt. Die Regierung nimmt nun ihren Entlassungsbeschluss zurück - womöglich nicht ohne Grund

von Cindy Riechau  29.04.2025

Jom Hasikaron

Ganz Israel trauert

Mit dem ersten Sirenenton am Abend beginnt das Gedenken für die gefallenen Soldaten und Terroropfer

von Sabine Brandes  29.04.2025

Rekord

So viele Menschen leben in Israel

Eine neue Statistik liefert überraschende Antworten

 29.04.2025

Tel Aviv

»Sie würde aussehen wie ein Sumo-Ringer«

Benjamin Netanjahu bestreitet im Korruptionsprozess gegen ihn, dass seine Frau 160 Kisten Champagner bekommen hat

 29.04.2025

Menschenrechte

Immer schriller: Amnesty zeigt erneut mit dem Finger auf Israel

Im neuesten Jahresbericht der Menschenrechtsorganisation wirft sie Israel vor, einen »live übertragenen Völkermord« zu begehen

von Michael Thaidigsmann  29.04.2025

Israel

Israels Geheimdienstchef Bar räumt seinen Posten 

Israels Führung will den Inlandsgeheimdienstchef des Landes schon länger loswerden. Nun plant Ronen Bar, sein Amt bald niederzulegen. Grund ist aber nicht der Wunsch der Regierung

 28.04.2025