Ankara

Handschlag mit Erdogan

Isaac Herzog bei der Ankunft auf dem Flughafen in Ankara Foto: Haim Zach (GPO)

Nach mehr als einem Jahrzehnt diplomatischer Eiszeit schüttelt man sich wieder die Hände. Nachdem der israelische Präsident Isaac Herzog seine Hoffnung zum Ausdruck gebracht hatte, die Beziehungen seines Landes zur Türkei »wiederzubeleben«, setzte er sein Vorhaben am Mittwoch in die Tat um und landete in Ankara zu einem Treffen mit Präsident Recep Tayyip Erdogan. Es ist der erste Staatsbesuch aus Israel seit 2008.

NOTWENDIGKEIT »Die israelisch-türkischen Beziehungen sind wichtig für die gesamte Region«, sagte Herzog vor seinem Abflug auf dem Ben-Gurion-Flughafen und betonte die Notwendigkeit, »Stabilität und Partnerschaft in einer Zeit aufrechtzuerhalten, in der die internationale Ordnung erschüttert wird«.

Erdogan begrüßte den Gast mit einer Ehrengarde in seinem Präsidentenkomplex. »Wir werden nicht in allem einer Meinung sein, und die Beziehung zwischen Israel und der Türkei hat sicherlich Höhen und Tiefen erlebt«, so Herzog. »Aber wir werden versuchen, unsere Beziehungen wiederaufzunehmen.«

»Wir werden nicht in allem einer Meinung sein, aber versuchen, die Beziehung wiederaufzunehmen.«

präsident isaac herzog

Das vorsichtige Reparieren hatte bereits vor einer Weile begonnen. Zunächst vorsichtig und im Verborgenen, später in aller Öffentlichkeit. Gekappt wurde die Verbindung der einst stärksten Verbündeten in der Region jäh im Jahr 2010 durch den Vorfall um die Flotilla »Mavi Marmara«, die die israelische Blockade des Gazastreifens durchbrechen wollte. Damals waren bei Kämpfen zwischen israelischen Soldaten und gewalttätigen Aktivisten neun türkische Staatsangehörige getötet worden.

SPIONAGEVERDACHT Im November des vergangenen Jahres hatte es einen dramatischen Vorfall um das israelische Busfahrer-Ehepaar Mordy und Natali Oknin gegeben, das wegen Spionageverdacht verhaftet worden war, weil es Erdogans Palast fotografierte. Es hätte sich schnell zu einem weiteren düsteren Kapitel in der Geschichte der Länder entwickeln können. Stattdessen brachte es die Hoffnung auf eine Annäherung.

Denn nach der relativ schnellen Freilassung der Oknins rief Regierungschef Naftali Bennett den türkischen Präsidenten direkt an. Es war das erste Mal in 13 Jahren, dass ein israelischer Ministerpräsident offiziell mit Erdogan sprach.

Erdogan will die diplomatischen Verbindungen zu anderen Ländern der Region verbessern.

Doch es ist vor allem Erdogan, der sich wieder wärmere Beziehungen zu Israel wünscht. In den letzten Monaten hat er in den Medien mehrere öffentliche Botschaften über seinen Wunsch übermittelt, sich mit Herzog zu treffen. Dies steht vor dem Hintergrund einer schweren Wirtschaftskrise in der Türkei und Erdogans gleichzeitigen Bemühungen, die diplomatischen Beziehungen zu anderen Ländern in der Region, allen voran Ägypten und den Vereinigten Arabischen Emiraten, zu verbessern.

Herzog knüpft mit diesem Besuch daran an. Begleitet von seiner Frau Michal legte er nach der Ankunft am Grab des Gründervaters der Republik Türkei, Mustafa Kemal Atatürk, einen Kranz nieder und trifft sich auch privat mit Erdogan. Es wird erwartet, dass er den Präsidenten zu einem Gegenbesuch nach Jerusalem einlädt.

Israel

Netanjahu und Katz: Angriffe in Syrien sollen Drusen schützen

Die Armee hat Ziele im Süden des Nachbarlands angegriffen, nachdem syrische Regierungstruppen Mitglieder der Minderheit getötet hatten

 15.07.2025

Iran

Gallant schreibt an Khamenei

Der israelische Ex-Verteidigungsminister meint: »Wir wissen mehr über Sie, als Sie über sich selbst«

von Sabine Brandes  15.07.2025

Interreligiöser Dialog

»Das ist Verrat«

Ein Imam aus den Niederlanden nahm an einer Reise muslimischer Geistlicher nach Israel teil - prompt verlor er seinen Job

von Michael Thaidigsmann  15.07.2025

Brüssel

Sa’ar: Israel plant keine langfristige Kontrolle über Gaza

Internationale Kritik an der israelischen Militärstrategie wirft der Außenminister als »absurd« zurück

 15.07.2025

Gaza

Drei israelische Soldaten sterben bei Explosion in Panzerturm

Ein schwer verletzter Soldat liegt im Krankenhaus

 15.07.2025

Jerusalem

Netanjahu weist Vorwurf der Schuld für 7. Oktober zurück

In einem inszenierten Interview verteidigt der israelische Ministerpräsident die Kriegspolitik seiner Regierung

 15.07.2025

Jerusalem

Ultraorthodoxe Partei verlässt Regierungskoalition

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat 48 Stunden Zeit, seine Partner zu einer Kursänderung zu bewegen

 15.07.2025

Vermisst

Sanitäter aus Passion

Lior Rudaeff liebte es, anderen zu helfen

von Sabine Brandes  14.07.2025

Krieg

Israel legt neuen Vorschlag für Waffenruhe in Gaza vor

Berichte: Jerusalem ist bereit, mehr Truppen aus dem Gazastreifen abzuziehen als bisher angeboten

 14.07.2025