Die Region um das Tote Meer ist einzigartig: Mit 400 Meter unter dem Meeresspiegel ist sie die tiefste Stelle auf der Erdoberfläche. Nahe dem Ufer des Salzsees liegen die Ruinen der einstigen Essener-Siedlung Qumran.
1948 wurden dort Bibelabschriften und andere Texte aus der Zeit des Zweiten Tempels von Jerusalem gefunden. In elf Felshöhlen in den Steilhängen unterhalb von Qumran und an Abhängen rundum wurde vor fast 2000 Jahren eine große Bibliothek in Tonkrügen versteckt. Dank des extrem trockenen Klimas sind die Pergamente und Papyri nicht verwittert.
Expedition Israelische Archäologen und Expeditionen aus dem Ausland suchen seit Jahrzehnten nach weiteren Fundorten, in der Hoffnung, biblische Texte zu finden. Im vergangenen Oktober haben Oren Gutfeld und Ahiad Ovadia vom Archäologischen Institut der Hebräischen Universität in Jerusalem gemeinsam mit Randall Price von der Liberty University in Virginia eine Höhle westlich von Qumran entdeckt.
Wissenschaftler nennen sie »Qumran 12« (Q12). In versteckten Nischen und Gängen wurden dort typische Krüge und Deckel gefunden. Doch alle Krüge waren zerbrochen, alle Schriftrollen waren verschwunden. Eine Spitzhacke aus den 50er-Jahren lieferte den Beweis, dass Grabräuber den Forschern zuvorgekommen waren. In Q12 haben die Archäologen nur noch ein unbeschriebenes Stück Pergament entdeckt, das für eine spätere Beschriftung vorbereitet worden war. Gefunden wurden außerdem Keramiken, Feuersteine, Pfeilspitzen und ein Stempelsiegel aus Halbedelstein. Diese Höhle wurde offenbar bereits in der Steinzeit benutzt.
Schriftrollen Q12 soll nun Erkenntnisse über die Methode der Aufbewahrung von Schriftrollen liefern. Israel Hasson, Generaldirektor der Antikenbehörde, lässt im Rahmen der »Operation Schriftrollen« in der ganzen Judäischen Wüste nach weiteren Höhlen suchen. Es handle sich um einen »Wettlauf mit der Zeit«, um Plünderern zuvorzukommen. Diese wollen sich bereichern und berauben die Welt um ein bedeutendes Kulturerbe.
50 Kilometer südlich von Qumran steht Masada, eine natürliche Festung mit steilen Abhängen, die seit 2001 UNESCO-Weltkulturerbe ist. Im Jahr 74 n.d.Z. hatten sich die letzten jüdischen Verteidiger gegenseitig umgebracht, um von den Römern nicht in die Sklaverei verschleppt zu werden.
Auf Masada wurde nun die erste Ausgrabung seit 2006 begonnen. Archäologen und Studenten der Tel Aviver Universität wollen die Wohnungen der jüdischen Rebellen mit modernsten Methoden neu erforschen und bisher noch nicht freigelegte Gärten des Königs Herodes ausgraben. Außerdem soll eine »mysteriöse unterirdische Struktur« erkundet werden. Der Archäologe Guy Stiebel will unter »Masada Expedition« laufend über die Funde auf Facebook berichten.