Sie haben Angst um ihre Kinder. Eltern in Israel fordern mehr Sicherheit in privaten Kindertagesstätten und gehen dafür auf die Straße. Mehr als 1000 Menschen schlossen sich dem Protest an, nachdem bekannt geworden war, dass eine Betreuerin wegen schwerer Misshandlungen an Kleinkindern festgenommen wurde.
Kita Carmel Mauda ist in 18 unterschiedlichen Fällen angeklagt, Kinder in ihrer privaten Kindertagesstätte in Rosch Ha’Aijn, die sie in ihrem Wohnhaus betrieb, von Mai bis Juni misshandelt zu haben. Für jeden einzelnen Fall könnte sie mit neun Jahren Haft bestraft werden. Das Alter der elf betroffenen Kinder reicht von drei Monaten bis zu drei Jahren.
Die 25-Jährige wird beschuldigt, die Jungen und Mädchen geschlagen, gewürgt, an Stühle gebunden, sich auf sie gesetzt und sie gezwungen zu haben, ihr Erbrochenes zu essen. Die Ermittler der Polizei beschreiben die Vergehen der Frau als »noch nie dagewesen«. Als sie mit Aufzeichnungen von Sicherheitskameras konfrontiert wurde, gestand sie und sagte über sich selbst, sie sei »ein Monster« und »der Teufel«.
ÜBERWACHUNG Vor einem Monat erst war die 14 Monate alte Jasmin Vineta in einer Kindertagesstätte in Petach Tikwa gestorben. Die Betreuerin Inna Schevenko steht unter Verdacht, das Mädchen getötet und regelmäßig Babys misshandelt zu haben.
Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte, er habe die erschütternden Bilder aus den Tagesstätten gesehen. »Es ist eindeutig, dass ein kompletter Wandel nötig ist. Bauministerin Yifat Shasha-Biton hat zwei Gesetzesvorschläge eingebracht, über die im September abgestimmt wird. Sie werden angemessene Überwachung bringen, dazu gehören Kameras in den Tagesstätten.«
LIZENZ Doch das dies tatsächlich rasch in die Tat umgesetzt wird, daran zweifeln viele. In Israel kann praktisch jeder eine private Kindertagesstätte eröffnen – ohne Prüfung oder Kontrolle seitens des Staates. Lediglich 23 Prozent der Kinder unter drei Jahren gehen in staatlich überwachte Stätten. Der neue Vorschlag sieht vor, dass das Personal vor der Eröffnung eine Lizenz einholen und professionelles Training absolvieren muss, die Zahlen der Kinder begrenzt werden und eine regelmäßige Kontrolle stattfindet. Doch die Gesetzgebung wird seit Monaten verschoben, weil die Minister über die Finanzierung streiten. Sabine Brandes