Milliardendeal

Geschluckt

Eingepackt: Ratiopharm in Teva Foto: dpa

Die Financial Times Deutschland titelte am vergangenen Freitag auf der ersten Seite: »Israel wird Europas Apotheke«. »Pharmariese Teva rollt Europa auf«, hieß es im Handelsblatt. Nur selten berichten deutsche Medien über israelische Firmen. Doch in der vergangenen Woche machten sie eine Ausnahme, nachdem Teva den zweitgrößten Generika-Hersteller Ratiopharm übernommen hatte.

standbein Bereits vor der Übernahme war Teva weltweit die mit Abstand größte Herstellerin von Generika, also Nachahmerpräparaten. Die Manager aus Petach Tikva wollen jetzt das neue Standbein in Ulm für eine Expansion bei europäischen Kunden und vor allem im deutschen Markt nutzen.

Die Israelis hatten deshalb nicht lockergelassen und ihre Konkurrenten ausgestochen, um nach einem langen Bieterkampf den zweigrößten deutschen Generika-Produzenten Ratiopharm für 3,6 Milliarden Euro zu kaufen. Übernommen hat Teva auch die Milliardenschulden des angeschlagenen Unternehmens, das nun zum Zentrum der Expansionspläne in Europa und Deutschland mutieren wird. Die Ziele, die sich der neue Chef Shlomo Yanai gesetzt hat, sind ehrgeizig. Er will den Um-
satz bis 2015 auf 31 Milliarden Dollar verdoppeln. Die geplanten jährlichen Wachstumsraten von etwa 20 Prozent liegen weit über den von Marktforschern erwarteten Zuwachsraten für den europäischen Generika-Markt: Der soll laut Expertenmeinung jährlich um durchschnittlich sieben Prozent zulegen.

Markt Deutschland, mit einem Jahresumsatz von 8,8 Milliarden Dollar der zweigrößte Markt der Welt, soll nun von Teva besser abgedeckt werden, hofft Yanai. Ratiopharm hat ein Fünftel des deutschen Umsatzes. Bisher hatte der israelische Arzneimittelanbieter in Deutschland einen Marktanteil von deutlich unter fünf Prozent. Jetzt will er auch hier zur Nummer eins aufrücken. Bereits heute beherrscht Teva 18 Prozent des globalen Generika-Marktes, nachdem die Firma vor zwei Jahren die amerikanische Barr Pharmaceuticals übernommen hat. Teva machte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 13,9 Milliarden Dollar. Sandoz, die zu Novartis gehört und die Nummer zwei der Branche ist, erwirtschaftete 2009 7,4 Milliarden Dollar. In Israel profitiert Teva von einem Gesetz, das es Generika-Firmen erlaubt, mit Forschung und Registrierung schon zu einem Zeitpunkt zu beginnen, an dem der Patentschutz noch gilt.

Die Übernahme von Ratiopharm ist innerhalb von zwei Jahren bereits der zweite große Zukauf der Israelis. Im Dezember hatte Teva den US-Konkurrenten Barr übernommen. Weil der Konzern sich noch voll auf die Integration von Barr konzentriere, habe man kein Interesse an Ratiopharm, hatte es noch vor einem Jahr geheißen. Der Meinungsumschwung könnte mit der Einschätzung zusammenhängen, dass im Markt für patentfreie Nachahmerprodukte Wachstum nur über Akquisitionen möglich ist. Ratiopharm wurde im Zuge der Sanierung der Merckle-Gruppe verkauft, die in Finanznöte geraten war.

Stimmen aus Israel

»Israelis sind Weltmeister darin, an der Normalität festzuhalten«

Wie ist die Stimmung im Land, nachdem Israel in der Nacht auf den beispiellosen Angriff des Iran reagiert hat? Sechs Stimmen.

von Sophie Albers Ben Chamo  19.04.2024

Luftfahrt

Lufthansa und Swiss stellen Flüge nach Israel ein

Die Hintergründe

 19.04.2024

Brüssel

EU verhängt Sanktionen gegen vier israelische Siedler

Dies bestätigten Diplomaten gegenüber der Deutschen Presse-Agentur

 19.04.2024 Aktualisiert

Gaza-Krieg

Mehr als 7200 israelische Soldaten in Gaza-Krieg verwundet

Rund ein Drittel der bei dem Militäreinsatz gegen die Hamas verletzten Soldaten kämpfen mit psychischen Problemen

 19.04.2024

Nahost

Angriff wird im Iran heruntergespielt

Das Mullah-Regime bezeichnete Berichte über den Angriff auf die Luftwaffenbasis als Propaganda

von Sabine Brandes  19.04.2024

Berlin/Jerusalem

Hunger-Streit zwischen Baerbock und Netanjahu

Der Ministerpräsident und die Außenministerium sollen sich über die Lage in Gaza gestritten haben

 19.04.2024

Nahost

Keine Berichte über Schäden nach Angriff im Iran

Mehrere Flugobjekte am Himmel von Isfahan seien abgeschossen worden, erklärt das Mullah-Regime

 19.04.2024

Nahost

Griff Israel den Iran von innen heraus an?

Lesen Sie alle aktuellen Entwicklungen hier

 19.04.2024 Aktualisiert

Nahost

US-Sender: Israelische Reaktion auf Iran nicht vor Monatsende

Kommt die Antwort des jüdischen Staates nach Pessach?

 18.04.2024