Medienbericht

Geheimdokument enthüllt, was die Hamas mit den Geiseln vorhat

Das Dokument wurde auf einem Computer gefunden, der Hamas-Chef Yahya Sinwar gehören soll Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Die Terroristen der Hamas sollen ihre Verhandlungsstrategie für einen Geiseldeal und eine Waffenruhe in einem Geheimdokument festgehalten haben, das »Bild« exklusiv vorliegt. Es soll zeigen, wie die Islamisten im Gazastreifen an der Macht bleiben wollen und welche Rolle die rund 100 Geiseln dabei spielen, die noch immer von der Hamas gefangen gehalten werden.

Der Geheimplan soll aus dem Frühjahr stammen und auf dem Computer von Yahya Sinwar gefunden worden sein. Sinwar leitete zu Beginn des Jahres noch die Hamas im Gazastreifen und wurde nach der Tötung von Ismail Haniyeh im Juli Chef der gesamten Terrororganisation. Er soll dem Inhalt des Geheimplans persönlich zugestimmt haben.

Der Plan listet auf, welche Prioritäten die Terroristen bei den Verhandlungen über einen Geiseldeal und eine Waffenruhe haben: Die »Fähigkeit unserer Streitkräfte«, gegen Israel zu operieren, solle ebenso aufrechterhalten werden wie der internationale Druck auf den jüdischen Staat. Die israelische Politik und das Militär sollen »erschöpft« werden.

Ein schnelles Ende des Krieges gehört nicht zu den Prioritäten der Terroristen. Auch wenn die Kampffähigkeit der Hamas bereits »geschwächt wurde«, wie die Islamisten zugeben, sollen »wichtige Klauseln im Abkommen verbessert werden, selbst wenn die Verhandlungen über einen längeren Zeitraum fortgesetzt werden«.

Aufschlussreich ist auch, was nicht in dem Dokument steht: Wie viele palästinensische Zivilisten bei den Kämpfen bisher getötet wurden, wird mit keinem Wort erwähnt.

Für 100 Mörder und Terroristen, die lebenslange Haftstrafen in israelischen Gefängnissen verbüßen, fordern die Terroristen hingegen die Freiheit.

Geiseln für Propagandakrieg missbraucht

In dem Dokument steht auch schwarz auf weiß, was Beobachter schon länger festgestellt haben: Die Hamas missbraucht die Geiseln für ihren Propagandakrieg gegen Israel, um ihre Verhandlungsposition zu verbessern.

Die Terroristen wollen »weiterhin psychologischen Druck auf die Familien der Gefangenen ausüben, sowohl jetzt als auch in der ersten Phase, damit der öffentliche Druck auf die Regierung des Feindes zunimmt«, wie es dort unverblümt heißt.

Sollte es zu einer Waffenruhe kommen, will die Hamas in einer zweiten Phase dem Roten Kreuz erlauben, »einige der Gefangenen zu besuchen, als Geste des guten Willens und um Nachrichten an ihre Angehörigen zu übermitteln«.

Auch das ist offenbar ein Teil der Medienstrategie: Hoffnungsbotschaften, um den Druck auf Israel zu erhöhen.

Hamas plant »politisches Manöver«, um an der Macht zu bleiben

In dem Dokument skizziert die Hamas auch ein »politisches Manöver«, mit dem die Weltöffentlichkeit getäuscht werden soll, um das Überleben der Terrororganisation zu sichern. So wollen die Hamas-Verhandler vorschlagen, dass »arabische Streitkräfte entlang der östlichen und nördlichen Grenzen« zu Israel stationiert werden.

Was in der Öffentlichkeit klingt wie ein pragmatischer Schritt zur Befriedung des Gazastreifens, soll den Terroristen nur Zeit verschaffen: »Die arabischen Streitkräfte sollen als Puffer dienen, um zu verhindern, dass der Feind nach Beendigung des Krieges in Gaza eindringt, bis sie (gemeint ist die Hamas, Anmerkung der Redaktion) ihre Reihen und militärischen Fähigkeiten neu organisiert hat.«

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Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu beharrt in den aktuellen Verhandlungen über eine Waffenruhe darauf, dass israelische Soldaten im Philadelphi-Korridor, also an der Grenze zwischen Ägypten und dem Gazastreifen, stationiert werden sollen. Netanjahu will damit verhindern, dass die Hamas sich mit Waffenschmuggel wiederbewaffnen kann. Der Philadelphi-Korridor wird in dem Dokument der Hamas übrigens nicht erwähnt.

Sollten die Verhandlungen scheitern, müsse die Hamas den Spin verbreiten, dass dies nur an der »Sturheit Israels« gelegen habe. Sie selbst dürfe dafür nicht verantwortlich gemacht werden. ja

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