In einem In-Lokal einen gemeinsamen Teller zu bestellen, gilt als schick. Wenn man die Reste von anderen verspeist, wird allerdings meist die Nase gerümpft. Eine neue Studie der Ben-Gurion-Universität (BGU) im Negev zeigt aber, dass Apps für das Teilen von Lebensmitteln die Verschwendung von Essen drastisch verringern können.
Tamar Makov von der Fakultät für Betriebswirtschaft und Management an der BGU leitete die Studie, die gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universitäten Yale, Harvard, Boston und California Davis durchgeführt wurde.
Der Verlust von Lebensmitteln nach der Ernte wird global auf 1,3 Milliarden metrische Tonnen jährlich geschätzt. Das entspricht acht Prozent Treibhausgasen, 20 Prozent Frischwasserverbrauch und 30 Prozent der Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen. Viel zu viel, um in den Abfall zu wandern, resümieren die Experten.
VERSCHWENDUNG In der EU und den USA verschwendet jeder Haushalt im Durchschnitt 124 bis 154 Kilogramm pro Kopf und Jahr, zehn Prozent des gesamten Lebensmittelkonsums. »All das stellt eine außerordentliche Verschwendung von Ressourcen und Geld dar«, so Makov. »Ganz zu schweigen davon, welch ethische Farce es ist, ein Drittel der globalen Ernte wegzuwerfen, während einer von neun Menschen unter chronischer Unterernährung leidet.«
In eineinhalb Jahren wurden auf diese Weise 91 Tonnen Essen weitergegeben und landeten, statt im Müll, im Magen eines anderen.
Während das kurze Regalleben vieler Lebensmittel ihre Weiterverteilung schwierig macht, sei die Teil-Wirtschaft hervorragend dazu geeignet, schnell Angebot und Nachfrage zu koordinieren.
Die Leiterin der Studie und ihre Kollegen untersuchten dafür 170.000 Posts der führenden Food-Sharing-App OLIO. Dabei fanden sie heraus, dass mehr als 60 Prozent der aufgelisteten Produkte konsumiert wurden. Vor allem ging es um Backwaren, haltbare Lebensmittel, frische Produkte und zubereitete Gerichte.
müll In eineinhalb Jahren wurden auf diese Weise 91 Tonnen Essen weitergegeben und landeten, statt im Müll, im Magen eines anderen.
»Die Zahl mag im Vergleich zur globalen Verschwendung klein sein, doch sie zeigt, dass diese Apps helfen können, den Klimawandel zu bekämpfen«, erläutert Makov. »Denn Menschen sind absolut bereit, Essen von Fremden zu bekommen. Und zwar in viel größerem Umfang als je zuvor.«