»Es war ein verabscheuungswürdiger antisemitischer Terroranschlag.« Mit diesen Worten reagierte der israelische Präsident Isaac Herzog am Donnerstagmorgen auf den Mord an zwei Mitarbeitern der israelischen Botschaft in Washington, D.C. Yaron Lischinsky und Sarah Lynn Milgrim wurden von am Mittwochabend von einem linksradikalen Mann erschossen.
»Amerika und Israel werden stets vereint sein, um unsere Völker und gemeinsamen Werte zu verteidigen«, so Herzog. »Wir werden nicht zulassen, dass Terror und Hass uns unterkriegen.«
Die beiden Mitarbeiter der israelischen Botschaft verließen gerade eine Veranstaltung im Capital Jewish Museum, als der Verdächtige, identifiziert als Elias Rodriguez, auf eine Gruppe von vier Personen zuging und das Feuer eröffnete, sagte die Chefin der Metropolitan Police, Pamela Smith, auf einer Pressekonferenz.
Der israelische Außenminister Gideon Sa’ar bezeichnete den Mord als direkte Folge des weltweit zunehmenden Antisemitismus und der antiisraelischen Hetze. »Mein Beileid gilt ihren Familien und den Mitarbeitern der israelischen Botschaft in Washington«, so Sa’ar im Außenministerium. Er habe Lischinskys Vater heute Morgen gesagt: »Ihr Sohn war ein Kämpfer an der diplomatischen Front, der wie ein Soldat auf dem Schlachtfeld gefallen ist.«
Sa’ar: Israelische Missionen zunehmend Ziel von Terroranschlägen
»Dies ist die direkte Folge der giftigen antisemitischen Hetze gegen Israel und Juden weltweit«, warnte er. »Israelische Missionen und Vertreter werden zunehmend Ziel von Terroranschlägen, denn alle roten Linien sind überschritten.«
»Ich hatte Angst, dass so etwas passieren würde – und es ist passiert«, fügte der Außenminister hinzu. Er kündigte an, dass heute zum Gedenken an die Opfer die Flaggen auf Halbmast wehen werden, und drückt seine Solidarität mit den Mitarbeitern des Außenministeriums aus: »Ich bin stolz, diese engagierten Menschen anzuführen.« Er bezeichnete die Erschießung der beiden jungen Menschen zudem als »moderne Ritualmordlegende«.
Auch in den sozialen Medien äußerten sich Israelis völlig schockiert. Viele reposteten das Foto mit den beiden Opern und schrieben dazu, wie leid es ihnen tue. Andere sorgen sich auch um ihre eigene Sicherheit. Eine junge Frau postete auf Instagram : »Müssen wir jetzt Angst haben, irgendwo in der Welt auf die Straße zu gehen?«
Präsident Herzog: »Wenn es um den abscheulichen Mord in Washington geht, spielen innenpolitische Ansichten in Israel keine Rolle.«
Premierminister Benjamin Netanjahu erklärte, dass Israel seine Vertretungen weltweit, darunter die Botschaften, stärker sichern werde. Er sei »erschüttert über den grausamen antisemitischen Mord« in der US-Hauptstadt. »Wir erleben den schrecklichen Preis, den Antisemitismus und grassierende Hetze gegen den Staat Israel fordern.« Sein Herz schmerze für die Familien der jungen Opfer.
Auch der Vorsitzende der Demokraten, Yair Golan, übermittelte den Familien der Opfer sein Beileid. Auf die Behauptung eines rechtsextremen Ministers, seine Rhetorik sei für den Anschlag verantwortlich, entgegnete der Linkspolitiker, der Diskurs von Regierungsministern, darunter Anhängern des rassistischen Rabbiners Meir Kahane, habe diesen Mord ermöglicht. »Das ist, was Antisemitismus und Hass auf Israel schürt. Das Ergebnis ist eine beispiellose diplomatische Isolation und Gefahr für alle Juden weltweit«, schrieb Golan.
Der rechtsextreme Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir, Kulturminister Amichay Eliyahu sowie Diaspora-Minister Amichai Chikli (beide Likud) behaupteten währenddessen, die Aussage von Golan vor einigen Tagen in Bezug auf die neue Militäroperation in Gaza, dass »Israel Babys als Hobby tötet«, ermutige Antisemiten.
Später appellierte der Staatspräsident an die israelische Öffentlichkeit und Politiker, das Geschehen nicht zu politisieren. »Wenn es um den abscheulichen Mord in Washington geht, spielen innenpolitische Ansichten in Israel keine Rolle«, twitterte Herzog und argumentierte, der Schütze, der als Elias Rodriguez identifiziert wurde, habe »aus Antisemitismus und tiefem Hass einen kriminellen Terrorakt« begehen wollen.
Benny Gantz spricht von »wilder Hetze gegen Juden«
»Beenden Sie diese hässliche Schlammschlacht. Ich bitte Sie, sich des Ausmaßes Ihrer Verantwortung in diesem Moment bewusst zu sein, Ihre Äußerungen zurückzuhalten und nur das zu tun, was dem Staat Israel zugutekommt und ihn stärkt und jüdische Gemeinden weltweit unterstützt«, fügte Herzog hinzu.
Der Vorsitzende der Nationalen Einheit, Benny Gantz, schloss sich der Aussage des Präsidenten an. Der Mord sei von einem »verabscheuungswürdigen Mörder voller Hass und Antisemitismus« begangen worden. »Das Blut klebt an seinen Händen und an denen derjenigen, die weltweit wilde Hetze gegen Juden verbreiteten.«
»Wir haben genug äußere Feinde«, fügte Ganz hinzu. »Das größte Geschenk, das wir ihnen machen können, ist, dass wir uns untereinander bekämpfen und zu Feinden im eigenen Land werden.«
Auch die israelische Hilfsorganisation IsraAID reagierte schockiert über die Ermordung. Während der vom AJC ausgerichteten Veranstaltung in Washington am Mittwoch seien »IsraAID-Kollegen die Hauptredner gewesen«, hieß es in einer Erklärung. »Angesichts dieses sinnlosen Verlustes sind wir in Gedanken bei ihren Familien und Angehörigen. Möge ihre Erinnerung ein Segen sein.«
»Die brutale und tragische Ironie, dass ein solches Ereignis – motiviert durch humanitäre Prinzipien – zum Ziel weiterer Gewalt wurde, ist herzzerreißend. Wir verurteilen diesen Angriff aufs Schärfste.«