Jom Kippur

Fasten, Fahrräder, Friedensgebete

Fahrradfahrer an Jom Kippur auf dem Ayalon Highway in Israel (2018) Foto: Flash 90

Es wird still. Jom Kippur, der heiligste Tag des jüdischen Kalenders, hält Einzug. Israel bereitet sich auf das Ruhen des gesamten öffentlichen Lebens vor – und ist gleichzeitig in erhöhter Alarmbereitschaft angesichts einer Rekordzahl von Terrorwarnungen.

Der Versöhnungstag Jom Kippur, den die meisten traditionellen und religiösen Juden mit Fasten, Gebeten und innerer Einkehr begehen, beginnt in Jerusalem um 17.45 Uhr (israelische Zeit). Wenn sich der Sonnenuntergang am Dienstag nähert, verstummen alle lokalen Fernseh- und Radiokanäle allmählich und senden nicht bis zum Ende der 25-stündigen Fastenzeit. Jom Kippur endet am Folgetag um 18.55 Uhr in Jerusalem.

FLÜGE Bereits ab Dienstagnachmittag werden alle Flüge zum und vom Flughafen Ben Gurion eingestellt, Überflüge sind ebenfalls verboten. Der öffentliche Verkehr sämtlicher Busse und Bahnen ist ausgesetzt, und auch Pkw dürfen lediglich im Notfall fahren.

Dafür übernehmen die mit Muskelkraft betriebenen Räder wie in jedem Jahr die Straßen von Kiriat Schmona bis nach Eilat: Jung und Alt düsen auf Fahrrädern, Rollern, Skateboards und Rollschuhen durch die Städte, über autofreie Land- und Schnellstraßen. Für sie ist Jom Kippur der Feiertag der Fahrräder.

»Lasst uns in diesem einenden Moment für den Frieden untereinander beten.«

Rabbiner shmuel rabinovitch

Religiöse Israelis halten das Fastengebot an Jom Kippur strikt ein, doch auch viele Säkulare beteiligen sich daran. Die letzte aktuelle Umfrage veröffentlichte das Israel Democracy Institut im Jahr 2019. Damals gaben 60,5 Prozent aller jüdischen Landesbewohner an, weder Speisen noch Getränke zu sich zu nehmen. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) sagten zudem, sie wollen an mindestens einem Gottesdienst in einer Synagoge teilnehmen.

SLICHOT Das hatten Tausende von Menschen bereits an den Tagen vor Jom Kippur getan und waren an die Kotel in Jerusalem gepilgert. Der Slichot-Gottesdienst, eine Litanei von Buß- und Bittgebeten, wird bereits Tage vor Rosch Haschana bis zum Versöhnungstag jeden Abend abgehalten. In dieser Zeit sind nach Angaben der Western Wall Heritage Foundation mehr als eine Million Gläubige an die Heilige Stätte gekommen, um Slichot zu sagen.

Am Montag hatten die beiden Oberrabbiner Israels, der aschkenasische Rabbi David Lau und der sefardische Rabbi Yitzhak Yosef, gemeinsam mit Bürgermeister Moshe Lion und dem Rabbiner der Klagemauer, Shmuel Rabinovitch, das Gebet geleitet. »Lasst uns in diesem einenden Moment für den Frieden untereinander beten. Lasst uns beten, dass es uns immer gelingt, das Gute unserer Nachbarn zu sehen und nicht, was ihnen fehlt. Lasst uns beten, dass wir miteinander in Einheit, Brüderlichkeit und Liebe verbunden sind«, so Rabinovitch in der Eröffnungspredigt.

SCHLIESSUNG In den Palästinensergebieten ist die Lage währenddessen weiterhin angespannt. Die israelische Armee IDF ist in Alarmbereitschaft und verhängte eine Schließung des Westjordanlands und des Gazastreifens, eine gängige Praxis an jüdischen und israelischen Feiertagen. 26 Militäreinheiten würden über Jom Kippur Verstärkung erhalten, Tausende israelische Soldaten im Westjordanland und entlang der Sicherheitsbarriere Wache halten, gab die IDF an.

Medienberichten zufolge haben die Geheimdienste mehr als 80 Warnungen oder Tipps über mögliche Terroranschläge erhalten, während sich jüdische Israelis auf Jom Kippur vorbereiten. In den letzten Wochen war es wiederholt zu Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Palästinensern in Ost-Jerusalem sowie der Jerusalemer Altstadt und zu Anschlägen im Westjordanland gekommen.

israel

Dschihad-Mitglied gesteht Vergewaltigung am 7. Oktober

Armee wertet die Aussagen als »weiteren Beweis für den Ansturm von Mord und sexueller Gewalt durch die Terrororganisationen am 7. Oktober«

 28.03.2024

Berlin

»UNRWA ist Teil des Problems«

Israels Botschafter Ron Prosor präsentiert Informationen zur engen Verbindung der Terrororganisation Hamas mit dem UN-Palästinenserhilfswerk

 28.03.2024

Armeedienst

Die Frist für die Ultraorthodoxen ist um

Generalstaatsanwältin Gali Baharav Miara will die Einberufung charedischer Männer vorbereiten

von Sabine Brandes  28.03.2024

Halle / Frankfurt

DFB lässt proisraelisches Plakat bei Länderspiel abhängen

Plakat mit der Aufschrift »Bring them Home now« sei nicht genehmigt und entgegen UEFA-Regularien gewesen

 28.03.2024

Terror

Anschlag auf Schulbusse

Drei Israelis bei einer Terrorattacke im Westjordanland verletzt. Der Täter ist auf der Flucht

 28.03.2024

Nahost

Mindestens ein Verletzter nach Angriff der Hisbollah

Die Lage am Donnerstagmorgen – und ein Ausblick auf den Tag

 28.03.2024

Terror

»Ich wurde sexuell missbraucht«

Die ehemalige Geisel Amit Soussana spricht als erste über die sexuelle Gewalt, die sie durch die Hamas ertragen musste

von Sabine Brandes  27.03.2024

Meinung

Ein fatales Signal

Echte Partner? Dass sich die Bundesrepublik von Israel, der einzig funktionierenden Demokratie im Nahen Osten abwendet, ist mehr als bezeichnend

von Stephan-Andreas Casdorff  27.03.2024

Geiseln

Geisel Liri (19): Hoffnungsschimmer oder weiteres grausames Detail?

Die Familie der verschleppten Soldatin gibt Einzelheiten zur Geiselhaft bekannt

von Sabine Brandes  26.03.2024